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Der (finanziellen) Realität ins Auge sehen


von Martin Rosenkranz

Vorliegende Ausschreibung ist wahrlich ein Minimalkonsens zwischen Finanz- und Verteidigungsministerium. Immerhin bittet man um Angebote für gerade einmal 24 einsitzige Flugzeuge inklusive einem absolutem Minimum an betriebsnotwendigem Zusatzequipment und einer Hand voll Luft/Luft-Lenkwaffen. (Zur Erinnerung: Im EU-Durchschnitt kommen auf 8 Mio. Einwohner rund 64 Überschall-Kampfflugzeuge) Selbst die eigentlich logischen Zweisitzer und das meiste an selbstverständlichem Equipment ist schon nur mehr als "Option" angeführt. Es ist noch nicht einmal so sicher ob Österreich letztendlich wirklich Flugzeuge bestellt - zu viele europäische Länder haben in letzter Zeit solche Beschaffungsvorhaben verzögert bzw. verschoben.

Und selbst dann ist die Gefahr nicht so klein, dass dereinst eine kommende Rot/Grüne Regierung - vielleicht noch nicht in der nächsten, dann aber in der übernächsten Legislaturperiode - in einer mutwilligen Aktion die Flugzeuge zum Spottpreis verkauft, es gibt da viele Möglichkeiten. Immerhin gibt es bei Rot/Grün genug radikalpazifistische Kreise, welche dem Heer im allgemeinen, und dort vor allem den Luftstreitkräften, lieber gestern denn heute "den Stecker rausziehen" möchten, und eine solche Verschleuderung von Volksvermögen und Gefährdung der allgemeinen Sicherheit als "positives Zeichen" empfinden würden. Erinnert sei nur an die beiden S-65 Hubschrauber, die, 10 Jahre jung und bestens gewartet, von der SPÖ zum Schrottpreis an Israel verscherbelt wurden. Man sollte, im Hinblick auf die in Österreich gegebenen realpolitischen Voraussetzungen, also insgesamt gesehen froh sein, wenn überhaupt neue Flugzeuge kommen.

Und auch wenn jetzt einmalig Milliarden fließen, ist noch immer das sehr dürftige Beschaffungs- und Betriebsbudget bei den Luftstreitkräften zu berücksichtigen.
Der Zulauf von weiteren Systembestandteilen, die Durchführung von Modernisierungen, die Partizipation an multinationalen Übungen oder Einsätzen bzw. der Ankauf von anderem, bei den Luftstreitkräften bzw. im gesamten Heer benötigten, Equipment - sein es es weitere Hubschrauber, Transportflugzeuge, Boden-Luft-Raketen, Radargeräte, Truppenfunk, Nachtsichtgeräte, was auch immer - wird sich so gesehen leichter realisieren lassen, wenn die Dauerbelastung durch den Betrieb der Abfangjäger möglichst gering ausfällt. (Anmerkung: derzeit kosten die Draken rund EUR 25 Mio. bei insgesamt ca. 36 Mio. Beschaffungs-/Betriebsbudget der Luftstreitkräfte) Auch wenn das bedeuten könnte, in einzelnen Einsatzprofilen mit einer eingeschränkten Leistung leben zu müssen.
"Weniger ist mehr", wenn man fliegen kann weil die finanzielle Belastung gering ist, anstatt die meisten Flugzeuge wie Denkmäler am Vorfeld stehen zu haben, weil man sich bei den Betriebskosten übernommen hat.

Lieutenant General Ronald E. Keys, U.S. Air Force, COMAIRSOUTH (Commander Allied Air Forces Southern Europe)

auf die Frage ob er auch MiG-29 bei internationalen Einsätzen wie dem Kosovo-Konflikt nutzen kann:

"Natürlich kann ich auch ein Flugzeug ohne Luftbetankungseinrichtung und mit kurzer Reichweite nutzen, wenn es mir für internationale Aufgaben angeboten wird. Das kann ich zum Beispiel zur Platzverteidigung einsetzen, und dann habe ich jene Maschinen die das bisher getan haben für andere Aufgaben frei."

Und man wird mit solch einer Lösung sowohl innerhalb Österreichs als auch auf internationaler Ebene das Auslangen finden. Denn selbst wenn eine Österreichische Beteiligung mit Fliegerkräften an einem multinationalen Einsatz - sei es zur aktiven Kontrolle einer Flugverbotszone oder sogar wenn Kampfhandlungen drohen - allseits willkommen sein mag, so muss man trotzdem bedenken, dass man niemals in der Lage sein wird, hier eine Hauptrolle zu spielen.

Mit 4 bis 6 Maschinen wird man Aufgaben am Rand einer Operation zugewiesen bekommen, die, mit welchen Flugzeugen man auch teilnimmt, für unsere "Schuhgröße" bewältigbar sein werden. Sowohl die aktive Beteiligung der italienischen AMX Unterschall-Erdkampfflugzeuge im Kosovokonflikt als auch die Aussage des COMAIRSOUTH, Lt.Gen. Keys, selbst nahezu vollkommen NATO-inkompatible Flugzeuge nutzen zu können, zeigen, dass die jeweiligen Kommandeure damit keine Probleme haben. Aufgaben werden entsprechend den Fähigkeiten des Personals und des Fluggerätes zugewiesen und das einzelne nationale Flugzeug wird immer auf den Schutz des multinationalen Verbandes zurückgreifen können.

Im übrigen ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass der bessere Pilot bzw. das bessere Team einen Luftkrieg gewinnt und Fähigkeiten wie Wendigkeit, Steigleistung, Höchstgeschwindigkeit des einzelnen Flugzeuges gegenüber den elektronischen Kapazitäten nur mehr eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Und gute Piloten hat jedenfalls nur wer es sich finanziell leisten kann ständig auf hohem Niveau zu trainieren. Real und virtuell.


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Letzte Aktualisierung: 13.01.2002