"Smart weapons - Intelligente Waffen"
Die schwere GBU-15 Gleitbombe wird derzeit nur von der F-15E Strike Eagle eingesetzt.
Die B-52H kann zwei Auslastträgern mit je sechs AGM-86B tragen.
GBU-31 JDAM werden in Guam zu einer wartenden B-52H gebracht.
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Ob Waffen intelligent sein können, ist wohl eine philosophische Frage.
Deshalb sollte dieser von den Massenmedien geprägte Ausdruck durch die viel exaktere Bezeichnung "Präzisionsgelenkte Munition" ersetzt werden.
Von Christian Hauser für www.airpower.at (Artikel bereits erschienen in der Flieger Revue 7/2002.)
Mußten während des 2. Weltkrieges zur Zerstörung eines Punktzieles 108 Boeing B-17G "Flying Fortress" 648 Bomben abwerfen, konnte ein Ziel vergleichbarer Größe während des Vietnamkrieges durch genauere Waffenleitrechner mit 176 Bomben zerstört werden. Heute wird diese Aufgabe von wenigen präzisionsgelenkten Waffen erfüllt. In großem Umfang werden gelenkte Waffen seit der Operation "Desert Storm" zur Befreiung Kuwaits von 1991 eingesetzt, und ihr erfolgreicher Einsatz löste über die nächsten Jahre die umfassendste Modernisierung des Waffenbestandes der U.S. Streitkräfte seit Beginn der Militärluftfahrt aus. So verfügten die USA zu Beginn des Afghanistan-Einsatzes über ein ganzes Arsenal einsatzbereiter, hochmoderner Angriffssysteme.
Feuertaufe in Vietnam
Ihre Einsatzpremiere erlebten laser- und elektrooptisch gelenkte Bomben am 10. Mai 1972, als ein Verband von sechzehn MDD F- 4D "Phantom II" die Paul Doumer-Brücke bei Hanoi angriffen, die nach einem neuerlichen Angriff am nächsten Tag endlich zumindest teilweise zum Einsturz gebracht werden konnte. Hunderte Einsätze und Dutzende verlorene Flugzeuge waren in den Jahren bis 1968 vergeblich gegen dieses für den Nachschub des Gegners äußerst wichtige Ziel aufgeboten worden. Mit dem Laserzielbeleuchtungsbehälter AVQ-23 PaveSpike, den GBU-10A lasergelenkte Bomben und Rockwell GBU-8 und GBU-9 elektrooptische Bomben kam die erste Generation der Präzisionswaffen zum Einsatz, deren Zuverlässigkeit noch dringendst verbessert werden mußte. Schon die nächste Generation der Laserzielbeleuchtungssysteme, wie das AN/AVQ-26 "Pave Tack" an der F-111 demonstrierten bei Einsätzen gegen Libyen den Fortschritt der USA bei Entwicklung und Einsatz. Jede präzisionsgelenkte Waffe besteht aus drei Baugruppen, die durch Kombination verschiedener Elemente verschiedenste Anforderungen erfüllen können.
Wichtigster und charakteristischer Teil ist die Zielerfassungs- und Lenkeinrichtung, dann der Gefechtskopf und bei manchen Systemen der Antrieb.
Genauigkeit führt zu weniger Leid
Präzisonswaffen wurden nicht zur Schonung der Zivilbevölkerung entwickelt, sondern einzig um die Kosten der Luftkriegsführung für den Angreifer zu reduzieren. Eine einfache Rechnung besagt, je weniger Bomben für ein Angriffsziel erforderlich sind, um so weniger Einsätze müssen geflogen werden. Konsequenterweise lassen sich so eigene Verluste an Besatzungen und Material, sprich Flugzeugen, reduzieren. Waren geringere Verluste unter der Bevölkerung des angegriffenen Landes anfangs bloß ein willkommener, medialer Nebeneffekt für die Militärs, ist heute im globalen Infozeitalter die Vermeidung der vielzitierten Kollateralschäden der entscheidende Faktor bei der "Wahl der Waffen". Aus Angst vor negativen Schlagzeilen verzichtet man heute lieber auf den Angriff auf ein schwer zu treffendes Ziel, oder versucht, eine andere Waffe mit größerer Trefferwahrscheinlichkeit einzusetzen. Gerade deshalb verwendeten die U. S. Luftstreitkräfte während des Afghanistan-Einsatzes für Ziele nahe ziviler Einrichtungen Bomben geringerer Sprengkraft.