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Störmaßnahmen und ihre Wirkung


Eine der herkömmlichsten Methoden ist "Range Jamming". Sobald Frequenz und Signalstärke eines Radargerätes bekannt sind kann der Jammer die Frequenzverschiebung und Stärke der Reflektion errechnen. Auf Basis dieser Information werden ein oder mehrere Signale mit passender Signalstärke, Verzögerung und Frequenzverschiebung ausgestrahlt um am Empfangsgerät Scheinziele in unterschiedlichen Entfernungen zu produzieren.
Extrem starke Jammer können falsche Informationen auch über die Seitenkeulen eines Radargeräts einspielen. Die Anzeige eines dermaßen gestörten Geräts gibt dann keine brauchbaren Informationen mehr wider.
Eine Jammer-Methode an der "letzen Verteidigungslinie" ist das "Fuse Jamming". Eine Lenkwaffe ist bereits im Anflug und der Annäherungszünder wird zum Ziel der Bemühungen. Ein gut getimtes Aussenden eines starken Signals versucht den Zündimpuls des Gefechtskopfes zu aktivieren bevor die Lenkwaffe zu nahe kommt. Resultat: Der Gefechtskopf explodiert außerhalb des Wirkungsbereiches. Voraussetzung ist allerdings die exakte Kenntnis des Frequenzbereiches und der Funktion der Zündung welche manipuliert werden soll.
Grundvoraussetzung aller Varianten ist eine Jammer-Sendeleistung, die es mit der Energie der Radar-Reflektion aufnehmen kann. Kommt der Jammer nicht mit, kann das zu beeinträchtigende Radar nicht gestört werden. Es bleibt dann noch die Möglichkeit andere Signale zu beeinträchtigen, welche parallel zum Hauptsignal Daten wie z.B. Steuerbefehle übertragen.

6) Maßnahmen, Gegenmaßnahmen und Gegen-Gegenmaßnahmen

Zurück nach Vietnam. Gegen Ende 1966 waren alle Flugzeuge der US Air Force in Vietnam - mit Ausnahme der Wild Weasels - mit Jammerpods ausgerüstet. Die US Navy und Marines hatten ihre Flugzeuge mit einem internen Jammer ausgerüstet - dem ALQ-51.

Viele Flugzeuge hatten auch schon Radarwarnempfänger eingebaut - und auch ein zweites System wurde nun in den Einsatz gebracht. Das zunehmende Know-How in den USA betreffend der SA-2 und ihres Fan-Song Kontrollradars ermöglichte es jetzt, die Piloten vor einem bevorstehenden Abschuss von Raketen zu warnen. Grundlage dafür waren die Entdeckungen die mit der Ryan 147-Drohne gemacht wurden. Das Warngerät schlug Alarm, wenn ein Fan-Song den Sender für den Raketen-Uplink aktivierte - was üblicherweise dem Abschuss einer Rakete unmittelbar vorausging.

Die Jammerpods und Warnsysteme bekamen allerhand zu tun. Per Ende 1966 hatten U-2 Aufklärer über 150 SA-2 Stellungen in Nordvietnam entdeckt, welche von etwa 30 Einheiten in rascher Folge bezogen und verlassen wurden um sich vor Angriffen zu schützen. Und die vietnamesischen SA-2 Mannschaften lernten rasch ihr Equipment im Feld effizienter zu benutzen. Ganz zu Beginn war man permanent im Sendebetrieb gewesen, bis man gemerkt hatte, das man sich so mögliche Ziele vertrieb dafür aber Beschuss durch die Wild Weasels einhandelte. Auch die Taktik das Fan-Song erst bei Bedarf einzuschalten war nicht wirklich erfolgreich, denn Fan-Song benötigte eine Minute um die volle Sendeleistung von 600kW zu erreichen und einsatzbereit zu sein. Das war nicht viel Zeit für ein Wild Weasel in der Nähe, aber immerhin eine gute Chance eine SA-2 Stellung anzugreifen bevor sie in der Lage war zurückzuschießen.

Der nächste Versuch der Nordvietnamesen war erfolgreicher. Teil der Wartungsgerätschaft des Fan-Song war eine Anordnung welche zu Prüfzwecken die Sendeleistung nicht in die Antenne sondern in ein Gerät ableitete welches diese 600kW in Wärme umwandelte.

Jetzt lief Fan-Song permanent mit voller Kraft, produzierte statt verräterischer Radarstrahlung nur Wärme und wurde von den Crews binnen Sekunden auf volle Sendeleistung gebracht wenn eine US Maschine in Schussweite kam. Die Amerikaner mussten sich etwas Neues überlegen um die wiederum zur größeren Gefahr gewordenen Raketen unter Kontrolle zu bekommen.

Abermals wurden die Erkenntnisse aus dem Flug der Ryan 147-Drohne herangezogen. Das Hauptaugenmerk fiel auf den Empfänger des Fan Song für den Peilsender der SA-2 Rakete. Das Signal wurde im Bereich zwischen 850Mhz und 875MHz übertragen. Wen es gelänge das Peilsignal der Rakete zu überlagern, so dass Fan Song diese nicht mehr steuern könnte, dann wäre es egal ob das Radar Flugzeuge erfasse und Raketen gestartet würden.

Inzwischen waren mehrere hundert Jammerpods bei der USAF im Einsatz und üblicherweise trug jede Maschine zwei Stück. Alle Karten auf das Peilsignal zu setzen wollte man nicht riskieren, aber man begann einen Jammerpod pro Maschine zu einem "Special Pod" so umzurüsten, dass er statt im 300MHz breiten Frequenzbereich des 600kW starken Zielerfassungsradars nur das relativ schwache und mit rund 20Mhz sehr schmale Frequenzband des Peilsignals überlagerte.

Verbunden mit anderen Maßnahmen bracht das einen durchschlagenden Erfolg. Von Mitte Dezember 1967 bis Ende März 1968 wurden 468 SA-2 Starts registriert - von diesen trafen nur drei ein Ziel und eines davon war eine F-105F Wild Weasel ohne Jammerpods. Für die Zeit ab April 1968 lag das Verhältnis zwischen Raketenstarts und Flugzeugverlusten bei 247:1.

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