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4) EW in Vietnam
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6) ESM, ECM & ECCM
EW Begriffe Die Aufklärer
EP-3E Aries II
Die Kämpfer
EA-18G Growler
Die Geschützten
DASS & Co
SAGE Kontrollraum an der US-Ostküste. SAGE war in der Lage automatische Abfangkurse an die F-106 Delta Dart Jäger der USAF weiterzugeben.
Foto: USAF

Einer der ersten operationellen Datenlinks Europas versteckte sich in den Uhreninstrumenten des J-35D Draken der Schwedischen Luftstreitkräfte.
Foto: Martin Rosenkranz

NATO-Horchposten auf dem "Stöberhai" im Harz-Gebirge.
Foto: http://www.fernmeldesektor-c.de/

5) EUROPA

Nicht nur in Vietnam tobte der elektronische Krieg, auch in Europa waren bemerkenswerte Entwicklungen zu verzeichnen.

Ende der 50er Jahre begann Saab das Draken Modell A auszuliefern. Nach 90 Einheiten wurden einige Verbesserungen vorgenommen und in den Jahren 62/63 die Modelle B und D ausgeliefert.

Die Sowjets im Baltikum mussten alsbald feststellen, dass sie nicht mehr in der Lage waren, festzustellen wie die schwedischen Abfangjäger zu ihren Zielen geführt wurden. Wie von Geisterhand fanden die Draken ihre Ziele, die VVS- und AMF-Maschinen welche stets den schwedischen Luftraum beschatteten bzw. manchmal eindrangen. Die Ursache blieb über Jahrzehnte strengstes schwedisches Staatsgeheimnis - nur jene die unmittelbar damit zu tun bekamen wussten Bescheid.
Was war geschehen?
Mit dem J-35B führte Schweden den "STRIL 60" genannten Datenlink für die Luftraumüberwachung und Führung im Luftkampf ein. Technologische Inputs aus den USA und Westeuropa hatte es Schweden ermöglicht, Computer zu entwickeln welche in der Lage waren, digital Telemetriedaten zu übermitteln. STRIL 60 stützte auch auf Technologie ab welche in den USA für das SAGE (Semi-Automatic Ground Environment) und die F-106 "Delta Dart" entwickelt wurde.

Mit Hilfe von Zusatzzeigern in einigen Uhreninstrumenten der Abfangjäger bekam der Pilot die Zieldaten für seinen Einsatz angezeigt ohne auch nur einmal in Sprechverbindung mit der Bodenkontrolle treten zu müssen. Optisch waren die Zeiger nur im Betrieb wahrzunehmen und versteckten sich im Ruhezustand unsichtbar hinter Abdeckungen in den Instrumenten. Und so hatten Techniker für andere Bereiche oder sonstige Personen die einen Blick ins Cockpit warfen, keine Ahnung von dieser "Zusatzfunktion". Und nicht nur die. Auch die Sowjets kamen vermutlich nicht hinter das Geheimnis, gleichwohl sie sicher zunehmend Vermutungen hatten. Denn auch in der Sowjetunion wurden Fortschritte in der Digitaltechnologie gemacht. Und auch dort war den Technikern bald klar, dass zeitlich sehr kurz gehaltene Schmalbandsignale nahe an der Rauschgrenze gut vor Entdeckung geschützt waren - was den Nachteil der geringen Kapazität bezogen auf den Inhalt der Übertragung wettmachen konnte, wenn man sich auf das Wesentlichste beschränkte.

Doch nicht nur in der Luft tobte in Europa der kalte EW-Krieg. Entlang des "eisernen Vorhanges" wurden vor allem in beiden deutschen Landen unzählige Abhörstationen errichtet und schlichtweg alles was vom jeweiligen "drüben" kam aufgezeichnet und analysiert.
Aufgeteilt in Fernmeldesektoren hatten diese Lauschaktivitäten sowohl kurz- als auch längerfristig angelegte Zielsetzungen. Kurzfristig sollte die Analyse Aufschluss über die aktuellen Aktivitäten des Gegners geben - bis hin zur rechtzeitigen Warnung von etwaigen Angriffsvorbereitungen. Längerfristig wurden alle Signale einer SIGINT-Auswertung zugeführt um Kommunikation zu Entschlüsseln und andere elektronische Signale auszuwerten.
Und das nicht nur in der NATO und im Warschauer Pakt. Auch in Österreich wurde Ende der 50er Jahre mit Hilfe US-Amerikanischer Technologie eine Lauschstation errichtet. Auf der Königswarte - dem östlichsten Gipfel der Alpenrepublik in den Hundsheimer Bergen bei Hainburg - steht seither streng abgeschirmt eine Einrichtung des Heeres-Nachrichtenamtes (HNA), welche bis heute ihre elektronischen Fühler über die Grenzen hinaus ausstreckt.

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