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Oberst a.D. Dieter Szolar

"Karo Ass"
Fotos: Aus dem Buch "Die Luftstreitkräfte Österreichs von 1955 bis heute"

Link "Team 2000"
Fotos: Martin Rosenkranz

Interview

Oberst a.D. Dieter Szolar war Einsatzpilot beim Österreichischen Bundesheer, Drakenpilot und Leader des berühmten KARO-AS Schwarms mit über 7000 Flugstunden. Aufgrund seiner Erfahrung war Oberst Szolar bei den Flugtagen 1997 und 2000 als "Display Direktor" für die Sicherheit der Flugvorführungen verantwortlich. Seit 1995 ist er Team Leader des "Team 2000" auf vier privaten Saab Safir Flugzeugen und immer noch regelmäßig Teilnehmer bei Flugshows im In- und Ausland.

Airpower.at: Herr Oberst, was geht Ihnen als Pilot, der solche Manöver durchführt, bei solchen Unglücken, wie es in der Ukraine passiert ist, durch den Kopf.
Obst. Szolar: Ich war in Verona als ich vom Unfall gehört habe und hab mir gleich gedacht das darf nicht war sein.

Airpower.at: Welche Regeln müssen Sie beim Entwurf oder der Abnahme eines Display-Programms beachten ?
Obst. Szolar: Da gibt es genaue internationale Vorschriften die im NATO-Standardabkommen 3533 niedergeschrieben sind. Das betrifft nicht nur die Flugvorführung selbst, sondern auch wo Zuschauerbereiche sein dürfen, die Mindestabstände, etc.
In Zeltweg war der Mindestabstand zu den Zuschauern 15m Mindestabstand zu rollenden und mindestens 265m zu fliegenden Flugzeugen. Die Markierung dafür ist die Mittellinie der Startbahn, näher darf kein Flugzeug zu den Zuschauern.
Und dann haben wir noch eine zweite Linie gehabt, 450m weit weg von den Zuschauern, im Gras gut sichtbar markiert durch breite Plastikbahnen. Die galt speziell für schnelle Jets die mehr als 300kn (560km/h) Geschwindigkeit erreichen.
Das sind jeweils die nähesten Punkte zu den Zuschauern, soll heißen, von dort weg gibt es nur mehr Flugbewegungen von den Zuschauern weg.

Airpower.at: Wie werden diese in der Praxis überprüft ?
Obst. Szolar: Schon lange vorher haben alle gemeldeten Teilnehmer von uns alle Infos bekommen.
Am Tag vor der Vorstellung gibt es für alle Piloten noch ein allgemeines Briefing mit dem Display Direktor, dem Flugverkehrsleiter und dem Meteorologen wo alles noch einmal durchgegangen wird - das dauert etwa eine Stunde. Da werden z.B. noch einmal genau die Mindestflughöhen durchgegangen. Wenn wir sagen 50m und ein Pilot mein, sein Land hätte im bis 30m freigegeben, gelten trotzdem unsere 50 - da wird nicht herumverhandelt. Wenn einer nur eine Freigabe bis 65m hat, gilt selbstverständlich der höhere Wert.
Währender der Flugvorführung habe ich als Display Direktor in Zeltweg drei Assistenten gehabt und wir waren untereinander, mit dem Tower und dem Piloten immer in Funkverbindung. Die Ausführung der Flugfiguren, die vorgegebenen Mindestflughöhen und -abstände zu den Zuschauern wurden optisch und mit Lasermessern kontrolliert.

Airpower.at: Was passiert wenn ein Pilot gegen diese Regeln verstößt ?
Obst. Szolar: Für den Fall einer geringen Überschreitung geben wir nur ein einziges Mal eine Verwarnung, bei schlimmen oder wiederholten Überschreitungen oder Flugfiguren in Richtung Zuschauern gäbe es sofort das Kommando "Stop Program" sowie die sofortige Landefreigabe - und da gibt's gar nichts zu diskutieren.

Airpower.at: Wenn solche Unglücke passieren sind es immer mehrere Faktoren die dazu beigetragen haben. Welchen Handlungsspielraum haben Sie im Falle von technischen Problemen mit ihrem Fluggerät oder einem Fehler den Sie selbst machen ?
Obst. Szolar: Wenig - deswegen gibt es diese Mindestabstände und deswegen muss man sie auch streng kontrollieren. Denn wenn was passiert dann soll der Flieger immer außerhalb des Zuschauersektors runterkommen, in einer Bewegung die nicht auf eben diesen gerichtet ist.

Airpower.at: Es gibt eine Menge Leute die der Meinung sind, man sollte Flugshows verbieten, dann gibt's auch keine Unglücke mehr - wie ist ihre Meinung ?
Obst. Szolar: Das wäre ein Blödsinn. Auch bei anderen Großveranstaltungen kann es gefährlich sein - zum Beispiel "Formel 1". Erst muss man wissen was passiert ist. Unter welchen Bedingungen und Sicherheitsvorkehrungen das dort abgelaufen ist, wie viel Übung der Pilot gehabt hat, etc.. Was man so hört aus der Ukraine wird ja dort nicht sehr viel geflogen. Und Übung muss man haben mit so einem Gerät, sonst geht das nicht. Wenn man das nicht hat.....

Airpower.at: Welche Regeln sollten Zuschauer von Flugshows beachten, um das nie vermeidbare persönliche Restrisiko so gering wie möglich zu halten ?
Obst. Szolar: Auf einem richtig organisiertem internationalen Flugtag kann man sich bis zur Absperrung frei bewegen. Natürlich will jeder näher, ich bin da ja auch nicht anders. Aber diese Absperrungen und der Abstand zu den Flugzeugen haben ihren Sinn, sind für die Sicherheit der Zuschauer wichtig und müssen deshalb unbedingt eingehalten werden.

Airpower.at: Wann haben Sie mit dem "Team 2000" ihre nächste Show ?
Obst. Szolar: Am nächsten Wochenende (3-4.8.2002) fliegen wir in Zell am See und am Samstag darauf sind wir bei der Hubschrauber-Weltmeisterschaft in Aigen im Ennstal zu Gast.

Airpower.at: Danke für das Interview
Obst. Szolar: Bitte, gern geschehen

 

Das Interview führte Martin Rosenkranz, Editor von www.airpower.at und vielfacher Luftfahrtschau-Besucher in Österreich, Deutschland, Slowakei, Frankreich, England, Schweden und Russland.


Letzte Aktualisierung: 30.07.2002