Luftraum- überwachung
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Luftraumüberwachungs-System "GOLDHAUBE"

Mobiles Radar der Type AN/TPS-1E auf Sauerer LKW. (1958)

In der "Radarbetriebsstation" Salzburg Siezenheim landeten die Geräte, welche ursprünglich für den "Hochschneeberg" bestimmt waren. (1963)
(Fotos aus dem Buch von Wolfgang Hainzl: "Die Luftstreitkräfte Österreichs von 1955 bis heute")

Bereits Ende der 50er Jahre gab es erstmals entwickelte Einsatzpläne für ein bundesweites Luftraumüberwachungssystem. Entsprechend dem damaligen Stand der Technik waren vier ortsfeste Großraumradarstationen, vier mobile Stationen, drei motorisierte Flugmeldezüge sowie mehrere Flugmeldezentralen und eine Hauptzentrale vorgesehen.
Eine folkloristische Kopfbedeckung für Damen war der Namensgeber für das österreichische Luftraumüberwachungsystem.
Im März 1958 waren bei der FliegerTel der Betrieb mit drei mobilen Geräten des Typs AN/TPS-1E aufgenommen worden.
Im September 1958 wurde dann ein erstes Set bestehend aus Rundsuch- und Höhenmessradar für eine Großraumradarstation beschafft, 1960 ein zweites. Doch schon der erste und wichtigste Standort am "Hochschneeberg" (2.076m) kam nicht zustande.
Statt dessen wurde der KOLOMANNSBERG ausgebaut. Erst 1968 konnte dort mit dem Vollbetrieb begonnen werden, bis dahin hatte man zu Trainingszwecken in der Kaserne Salzburg Siezenheim eine "Radarbetriebsstation" eingerichtet. 1963 kamen weitere vier mobile Geräte des Typs AN/TPS-1G hinzu.
Bis Ende der 70er Jahre war ein gewisses Maß an Überwachungs- und Führungsfähigkeit gegeben - von einem Luftraumüberwachungssystem, wie ursprünglich geplant, war man aber weit entfernt.

Vom Flickwerk zur "Goldhaube"

Im Oktober 1973 wurde die zivil-militärische Projektgruppe "Flugverkehrskontrolle/Luftraumüberwachung" ins Leben gerufen um ein gemeinsames System ins Leben zu rufen. Im März 1975 entstand der "Stab Luftraumbeobachtungsystem" unter ObstdG Tauschitz, welcher später zum bisher einzige Generaltruppeninspektor aus den Reihen der Luftstreitkräfte.

Von militärischer Seite wurde unbedingt eine Höhenmessung sowie eine möglichst weite Sicht über die Staatsgrenze hinaus benötigt. Im Zuge der Marktsichtung und Evaluierung entschloss man sich für 3D-Geräte (Entfernungs-, Richtungs- und Höhenmessung in einem Gerät).
Brigadier Karl Gruber - Kommandant der Luftraumüberwachung
Foto: Martin Rosenkranz
Damals beruhte die militärische Luftraumüberwachung im wesentlichen auf der Radarstation KOLOMANNSBERG ergänzt durch zweidimensionale Daten von zwei Standorten der zivilen Überwachung und durch einige mobile AN/TPS-1. Nun sollte durch Aufbau einer Station in Südösterreich, die Ergänzung ziviler Standorte mit militärischem Gerät, die Einrichtung einer automatisierten Zentrale sowie einer Ausweichzentrale, einer Erneuerung des Gerätes am KOLOMANNSBERG sowie den Zusammenschluss mittels eines entsprechenden Daten- und Fernmeldenetzes ein am neuesten Stand der Technik befindliches System errichtet werden. Die 1974 projektierten Gesamtkosten betrugen öS 1850 Mio. Der Ausbau inkl. Voruntersuchung sollte 8 Jahre dauern und 1975 beginnen.
Das Projekt bekam den Namen "GOLDHAUBE".

Bei den Radargeräten entschied man sich für die Systeme RAT-31S / MRCS-403 der italienischen Firma Selenia und gegen das US-System Westinghouse AN/TPS-43E.
Die unerprobte Technologie des Selenia-Systems führte Mitte der 80er Jahre zu großen Schwierigkeiten und Verzögerungen bei der Inbetriebnahme.
Doch trotz der arbeitsintensiven und zeitraubenden Anpassung an die schwierige österreichische Topografie, wird die zukunftsweisende Entscheidung von damals auch heute noch als absolut richtig angesehen.
30 Jahre nach der Typentscheidung und über 20 Jahre nach Inbetriebnahme des ersten RAT-31S kann damit immer noch eine auf sehr hohem internationalem Standard befindliche militärische Luftraumüberwachung gewährleistet werden.

Übungsbetrieb

Eine Serie von internationalen Manövern in der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat die Funktion des österreichischen Systems, die Akzeptanz und Wertschätzung des österreichischen LRÜ-Personals als fachlich versierter Übungsgastgeber und -partner durch große und einsatzerfahrene internationale Übungsteilnehmer und die Fähigkeit zur Einbindung der eigenen LRÜ-Ressourcen in multinationale Operationen unter Beweis gestellt.
Beginnend mit relativ kleinen Manövern mit jeweils nur einem Partner in den Jahren 1997 und 1998 hat man sich hochgeschaukelt bis ins Jahr 2002 zur großen multinaltionalen Übung "Amadeus 2002".
Man war bei "Amadeus 2002" Gastgeber für eine Übung an der über 1.800 Soldaten aus vier Ländern (Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich) und etwa 30 Luftfahrzeuge von fünf Einsatzplätzen aus zum Einsatz kamen. Übungsannahme war die multinationale Überwachung einer Flugverbotszone. Neben der Goldhaube wurde dafür ein Schweizer TAFLIR (mobiles, taktisches Fliegerradarsystem) sowie ein Französisches AWACS (fliegendes Luftraumüberwachungs- und Kontrollsystem) koordiniert und vernetzt. Sowohl auf Seiten der "Opposition" als auch bei der "multinationalen Einsatztruppe" wurden unterschiedliche Flugzeugtypen koordiniert zum Einsatz gebracht. Daneben wurde mit Fliegerabwehkräften aus Österreich und Frankreich der multinationale Schutz des "Coalition Forces"-Einsatzflugplatzes (Zeltweg) geübt sowie das DCRC (Deployable Control and Reporting Center) mit vier Container und 12 Radararbeitsplätzen erstmals in einer großen Übung auf Herz und Nieren geprüft.
Nach Zulauf der neuen Luftraumüberwachungsflugzeuge "Eurofighter" kann etwa ab 2010 mit einer Fortsetzung dieser anspruchsvollen multinationalen Übungen gerechnet werden. Auch Deutschland hat bei der letzten Übung das Interesse an einer Teilnahme in der Zukunft bekundet.

Grafik: Kommando Luftraumüberwachung

Grafik: Kommando Luftraumüberwachung

Grafik: Kommando Luftraumüberwachung

Grafik: Kommando Luftraumüberwachung

Grafik: Kommando Luftraumüberwachung

Grafik: Kommando Luftraumüberwachung


Das Goldhaube-Luftraumüberwachungssystem überblickt den Luftraum weit über die Grenzen des österreichischen Bundesgebietes hinaus und erzielt so die notwendige Frühwarnung für den rechtzeitigen Einsatz von Abfangjägern.
Grafik: airpower.at

Arbeitsanteile an den Systembestandteilen der Österreichischen Luftraumüberwachung


Regierung Klaus (ÖVP): 1964-1970 Bau und Inbetriebnahme Ortsfeste Radarstation Kolomannsberg
Regierung Kreisky (SPÖ): 1970-1983 Grundlagen und Errichtung des "Goldhaube" Radarsystems inkl. Beschaffung Radarsysteme Selenia RAT-31S & MRCS-403 sowie Planung und Bau der Einsatzzentrale/Basisraum (Regierungsbunker), der ortsfesten Radarstationen Speikkogel und Steinmandl und der Flugverkehrskontrollzentrale, Schnirchgasse/Wien.
Regierung Sinowatz (SPÖ/FPÖ): 1983-1986 Beschaffung "Draken" Abfangjäger
Regierung Vranitzky (SPÖ/ÖVP): 1986-1997 Beschaffung Tiefflugerfassungsradar, Beschaffung Lenkwaffe "Sidewinder" für den Draken
Regierung Klima (SPÖ/ÖVP): 1997-2000 Erarbeitung Pflichtenheft für Nachbeschaffung Luftraumüberwachungsflugzeuge, Einleitung d. Beschaffung "Long-Range Radar" (RAT-31DL)
Regierung Schüssel (ÖVP/FPÖ/BZÖ): 2000-2007 Ausschreibung 24 Luftraumüberwachungsflugzeuge, Nachbeschaffung 18 Stk. Luftraumüberwachungsflugzeuge "Eurofighter", Übergangslösung F-5E "Tiger II", Beschaffung Lenkwaffe "IRIS-T" für Eurofighter, Inbetriebnahme RAT-31DL am Kolomannsberg
Regierung Gusenbauer (SPÖ/ÖVP): 2007-> Stückzahlreduktion auf 15 Stk. Luftraumüberwachungsflugzeuge "Eurofighter"