Mali: "Airpower-Spécial, du style français..."
Opération Serval

von Martin Rosenkranz und Georg Mader für www.airpower.at

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Grafik: airpower.at

Mirage F-1 und Rafale
Foto: ecpad.fr

Eigentlich sollte man meinen, die Location wäre uns nahe genug und die Angelegenheit dringend genug gewesen, um ein Eingreifen der EU-Battlegroup zu rechtfertigen. Weit gefehlt. Diese ‚Bettelgroup‘ ist speziell oben drüber weder eine Krisenreaktionskraft, noch schnell verfügbar. Sondern ein weißer Elefant, gefesselt in politischen Ketten. Ein Einsatz wird absehbar nie stattfinden weil irgendwer - und sei es nur der 7te Zwerg von links hinten - wird immer 'Bedenken' oder Wahlen hat, sprich sich vor seinem Boulevard fürchtet.

Dass es auch anders geht, zeigt Frankreich in Mali vor. Einer politischen Entscheidung folgt nahezu ohne Zeitverzug ein harter erster Schlag und bevor der Gegner überhaupt weiß was vor sich geht, werden ihm die Füße - sprich Toyotas - weggezogen. Doch beginnen wir von vorne...

Azawad – oder der Touareg-Reinfall...

Als Nebeneffekt des Bürgerkrieges bzw. der – ebenfalls französisch eroffneten - Luft-Intervention in Lybien im Jahr 2011, werden in der Region lybische Waffen verfügbar, die sich im gesamten Maghreb, dem Sahel und bis Syrien verteilen. Bis hin zu ZSU-23/4 'Shilkas', aber auch 'Strela' und 'Igla'-MANPADs. Gleichzeitig rebellieren die Touareg-Stämme im Norden Malis unter der Bezeichnung “National Movement for the Liberation of Azawad“ gegen die malische Regierung in Bamako. Diese ist nicht in der Lage dieser sehr wohl auch teilkriminellen Autonomiebewegung Einhalt zu gebieten. Malisches Militär und Miliz erleiden in den Kämpfen um die Kontrolle über den Norden schwere Verluste und müssen das Feld räumen, was letztlich zu einem Putsch sich materiell vernachlässigt fühlender Soldaten führt. Hptm. Sanogo - ein einfacher Offizier - hielt plötzlich in Bamako die Macht in Händen. Aber nur im Süden, denn im April 2012 proklamieren die siegreichen Touareg die Bildung ihres Staates „Azawad“ im auf der politischen Karte ‚abgeschnürten‘ Norden Mails.

Doch dann passiert Unerwartetes. Denn auch die Touareg können sich nicht halten. Kaum ausgerufen, wird „Azawad“ von islamistischen Kräften vereinnahmt. Die zuvor noch lose verbündeten „Movement for Oneness and Jihad in West Africa”(MUJAO) und die noch militantere Islamistengruppe “Ansar Dine” welche “Al-Qaeda in the Islamic Maghreb” (AQIM) nahesteht, übernehmen die Macht und rufen die Sharia in Azawad aus.

Jene übrigens nicht ethnisch-malischen Radikal-Islamisten ziehen in Folge in Nordmalis drei größten Orten - Kidal, Gao und dem legendären und uralten Wüstenzentrum Timbuktu - ein und errichteten einen wegen rigider Verbote, Exekutionen und Gruppenvergewaltigungen sehr bald verhassten 'Scharia-Staat'. Dieser 'lebte' von Lösegeldern, Drogentransport-Schutzprämien (lt. UNODC via Flugzeug aus Südamerika und dann durch Guinea, Mali und Algerien Richtung Spanien und Italien), sowie Waffen- und Menschenschmuggel. Mit den beträchtlichen kriminellen Einkommen wurden 'echte' militärische Strukturen wie Ausbildungs- und Logistikcamps geschaffen. Man knüpfte Allianzen mit 'Boko Harram' in Nigeria (die in den 12 dortigen Nordprovinzen ebenfalls die Scharia proklamierte), 'Dschihad-Touristen' aus Ägypten, dem Nahen und Mittleren Osten und sogar Europa zog es in den Norden des Sahel-Staates. Noch im Sommer verlieren die Touareg die Kontrolle über alle größeren Städte der Region und werden bis November 2012 vollständig aus der Region gedrängt.

Doch die ganze Entwicklung an der Südpforte der EU – als Schockwelle des anfangs als so bunt und jung gepriesenen ‚arabischen Frühlings‘ - bleibt nicht unbeobachtet.

Diskreter Aufmarsch 'spezieller' Kräfte...

Am 20. Dezember wird bei den Vereinten Nationen die Resolution 2085 verabschiedet welche die volle Widerherstellung der Mailischen Verfassung und der territorialen Integrität im Zuge einer afrikanisch-geführten internationalen Unterstützungsoperation (AFISMA) genehmigt. Immerhin 21 nordwest-afrikanische Staaten stellen über 7500 Mann bereit. Effiziente Führung und Schlagkraft sind sie aber nicht in der Lage zu liefern. Die EU-Battlegroup – man sollte meinen das Szenario würde alarmieren - wäre dazu in der Lage, doch die Krise muss wohl erst erfunden werden um Brüssel hinterm warem Ofen hervorzulocken.

Nicht so die in der Region immer noch präsente, ehem. Kolonialmacht Frankreich. Neben Kräften im Niger, sind im Rahmen der ‚Opération Épervier‘ ständig Kräfte im tschadischen N‘djamena stationiert. Schon vor der Krise waren das zwei Mirage F1 CRs, sechs Mirage-2000Ds, drei C135F-Tanker, eine C-130 and eine C-160 ‚Transall‘. Nach Dakar werden sechs Seeüberwachungsflugzeuge der Type Breguet Atlantic ATL-2 verlegt. Lufttransportkapazitäten werden in Abidjan/Elfenbeinküste zusammengezogen. Zwei ‚Harfang‘-UAVs (die ‚Schneeeule‘ ist die EADS-Version der IAI-‚Heron‘) samt deren Sat-Datenlinkeinrichtungen kommen in einen Tragluft-Hangar nach Niamey im Niger.

Dazu kommen noch einige “sehr spezielle” Kräfte welche schon zuvor bzw. seit einiger Zeit in Ouagadougou/Burkina Faso stationiert sind und im Zuge der Suche nach entführten europäischen Geiseln (eine Art ‚Handelsware‘ zwischen den diversen Gruppen) eingesetzt wurden: Ein ‚Gazelle‘-Helikopterregiment und zwei Luftlanderegimenter der Französischen Spezialeinsatzkräfte bzw. der Fremdenlegion.

Planung und Koordiation erfolgt von Lyon aus, die täglichen Befehlsgewalt (Air Tasking Orders) wird durch die Kommando- und Kontrolleinrichtungen des containergestützten “Joint Force Air Component Command” in N‘djamena ausgeübt. Insgesamt stehen 4.000 französische Soldaten im Operationsgebiet und anfangs 2.900 durch die UN mandatierte AFISMA gestellte Truppen hauptsächlich aus dem Chad und Mali.

Gewaltige Räume und Distanzen

Um das Ausmaß an ‚Gegend‘ deutlich zu machen – alleine der Norden Malis umfasst grob gerchnet 1Mio. km². Von Dakar nach N‘djamena sind es rund 3.500km und Abidjan liegt nochmal 1000km südlich dieser Linie. Die gewaltige Fläche ist relativ leer. Verkehr bewegt sich auf einigen wenigen wenig leistungsfähigen Arterien zwischen einigen Siedlungsräumen. Eine Hauptverkehrsader ist auch die nahezu einzige Bewässerung des Sahel, der Niger-Fluss. Auf Europa umgelegt bedeutet das, mit Kräften in Portugal, der Ukraine und Sizilien Operationen auf dem Gebiet ganz Frankreichs und Deutschlands zu koordinieren.



Foto: MEMRI-Institut

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