Grafik: airpower.at

Das 4. Spezial-Helikopter Regiment mit ‚Gazelle‘-Hubschraubern hatte den ersten gefallenen Franzosen zu beklagen.
Foto: ecpad.fr

Mirage 2000D in N`djamena
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Rafale: In St.Dizier bei 5°C eingestiegen nach neuneinhalb Stunden Flug samt Kampfeinsatz in N`djamena bei 40° ausgestiegen.
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Opération Serval: „Smashed to pieces (in the still of the night)...”

Man sollte doch nicht glauben, dass all die Überwachungsatelliten die in den letzten Jahren von EU-Staaten hochgeschossen wurden ständig ungenutzt den Planeten umkreisen. Ebenso werden natürlich auch die anderen Aufklärungsmittel über die man verfügt in Bewegung gehalten um ständig eine aktuelles Lagebild zur Verfügung zu haben.

Umgelegt auf Paris war man sich spätestens seit Anfang 2013 gewiss, eine politische bzw. militärische Aktion in Mali organisieren zu müssen. Schliesslich bewegten sich seit 8. Jänner keineswegs unbeobachtet eine Zange aus zwei Konvois mit je rund 150 der Afrika-typischen Toyota-Pickups mit 14,5 und 23mm-FlA sowie rund je 600 islamistischen Kämpfern der MUJAO und Ansar-Dine scheinbar unaufhaltsam Richtung Südmali. Eine Gruppe drängte die Malische Armee am 10. Jänner aus Konna und rückte weiter Niger-abwärts gegen Mopti vor. Die andere Gruppe bewegte sich weiter westlich von Diabali direkt Richtung der malischen Hauptstadt Bamako.

Im französischen Sicherheitsrat wurde seit 2012 befürchtet, dass ganz Mali an eine international verwobene, antiwestliche Terrorallianz als deren Ausbildungs- und Logistikbasis verloren geht. Zudem befinden sich 12.000 Ausländer aus westlichen Staaten in Bamako, darunter 6.000 Franzosen. Nach Auswertung des ISR-Lagebildes erteilt Präsident Hollande am frühen Morgen des 10. Jänner die Freigabe, die Konvos zu stoppen. Die Aktion wird nach dem Serval benannt, der Kopf der überall südlich der Sahara vorkommenden Savannenkatze (Leptailurus serval) ziert in Folge das offizielle ‚Badge‘ der Operation.

Noch in der nächsten Nacht zum 11. Jänner schlagen die französischen Truppen – katzengleich - zu. Vier ‚Gazelle‘-Hubschrauber des 4. Spezial-Helikopter Regiments, bewaffnet mit 20mm Kanonen und HOT-Flugkörpern, attackieren und stoppen einen Konvoi nahe Sévaré, 10km östlich Konna. Dabei wird ein französischer Pilot in den Oberschenkel getroffen und verblutet nach der Notlandung nahe Mopti.

Die weiter westliche Konvoizange welche Richtung Bamako vorrückt, ist zu weit entfernt für die Hubschrauber. Sie wird von vier Jagdbombern Mirage-2000D mit zwölf lasergelenkten Bomben(LGB) angegriffen – die Mission von N‘djamena aus dauert inkl. zweier Luftbetankungen fünf Stunden. Auch hier sind die Islamisten völlig überrascht, sie hatten jeweils nur mit symetrischem Widerstand der maroden malischen Soldaten gerechnet. Was ihnen aber widerfuhr war krass assymetrisch, wer die mitten in der Nacht urplötzlich im Konvoi explodierenden 250kg-Bomben überlebt, flüchtet Hals über Kopf nordwärts.

Tags darauf beginnt die zweite Runde in der Schlacht um Konna. Nun ist es die Malische Armee welche mit Nahunterstützung durch die drei verbliebenen ‚Gazelle‘ sowie Spezialeinsatzkräften der Legion versucht, Konna zurückzuerobern. Mirage- 2000D werden am 12. Jänner gegen Ziele bei Konna, Douentza, Lére sowie im Norden bei Kidal zum Einsatz gebracht.

Am 13. Jänner schlägt die französische Luftwaffe weiter zu. Diesmal mit noch viel längerem Arm, der – so Involvierte zu airpower.at – auch dem neuen Präsidenten das ‚Tool‘ Luftmacht verdeutlicht. Vier Rafále werden von St.Dizier im Nordwesten Frankreichs aus direkt nach N‘djamena verlegt und ‚besuchen‘ bei dieser Gelgenheit gleich jene festen Infrastrukturziele die im letzten Jahr z.B. bei Goa entstanden sind. Jede Rafále trägt dabei drei GBU-12 LGBs, drei AASM Hammer Lenkbomben (IR & Laser gelenkt), drei Aussentanks und einen ‚Damocles‘-Zielbeleuchtungsbehälter. Die Mission geht von Frankreich aus mit drei Luftbetankungen – es wird zwar dementiert aber wahrscheinlich quer über Algerien - rund 3.500km bis zu den Zielen in Goa und dann nochmal rund 2.000km nach N‘djamena, wo die Maschinen für den Rest der Mission stationiert bleiben. Die Piloten sind übrigens mit manchen in die Cockpits übermittelten Trefferbildern nicht zufrieden und drehen die Missionsparameter um indem sie manche sog. ‚Compunds‘ nochmals angreifen. Mit den 24 Präzisionslenkwaffen werden in Goa 21 Ziele getroffen, darunter Munitions- und Treibstoffdepots, Ausbildungslager und aus libyschen Beständen stammende gepanzerte Fahrzeuge der Jihadisten. Nach neuneinhalb Stunden und zwei weiteren Luftbetankungen öffnen die Crews im Tschad die Canopies...

Am 14. werden von den Mirage-2000D und Rafále Angriffe gegen Diabali und Souentza geflogen. In Diabali gelingt es den Islamisten, mit einer Gegenoffensive Boden gegen die malische Armee gut zu machen. Die Aktion wird in Folge von den Französischen Piloten mit weiteren Bombenangriffen gestoppt.

Bis zum 18. Jänner dauern die Kämpfe und Luftangriffe um Konna, dann hat die malische Regierung hat wieder Kontrolle über die Städte entlang des Niger. Am 25. Jänner rücken französische und malische Truppen in Hombori ein – 150km südlich von Goa wo am selben Tag die französische Luftwaffe zwei Lager der Islamisten ‚plättet‘.

Da die Distanzen doch jeweils gewaltig sind, benötigt die sich bereits nach Norden entfaltende Operation in weiterer Folge Flugplätze in der Region – und die holt man sich auf ‚klassische‘ Art – mittels Fallschirmjägern. Am 26. Jänner werden von Abidjan aus das 2. (‚Airborne‘) Regiment der Legion mit C-130 Herkules und C-160 Transall nach Gao geflogen und nehmen im Zuge eines Kampfabsprunges in den Morgenstunden den dortigen Flughafen sowie die wichtige Wabary-Brücke über den Niger-Fluss ein.

Ein weiter Kampfabsprung am 27. Jänner sichert den Flughafen von Timbuktu. Widerstand gibt es keinen mehr – die islamischen Kämpfer haben die arg mitgenommene historische Stadt aus Angst vor den Luftangriffen der französischen Luftstreikräfte nach Norden verlassen. Tags darauf erklären das malische und das französische Militär, dass man die volle Kontrolle über das ganze Territorium zwischen Goa und Timbuktu wiedererlangt hat.

Während man die Islamisten am Boden weiter zurück drängte kamen nochmal französische Fallschirmsoldaten zum Einsatz, diesmal die 17. Luftlande-Pioniere die am 8. Februar den Flugplatz von Tessalit nahe der Grenze zu Algerien einnehmen. Gegen Ende Febraur stabilisiert sich die Lage wieder und die malische Armee mit französischer bzw. später UN-afrikanischer Unterstützung übernimmt wieder die Verantwortung über große Teile des Landes, bis hinauf nach Kidal. Dennoch bleibt die Sicherheitslage prekär, die Islamisten sickern – teils auf Mopeds – entweder in die Orte ein oder aktivieren dort zurückgelassene Schläferzellen. Im Februar und März brauchen Malier und Franzosen wiederholt Stunden, um solche Zellen in urbanen Strukturen niederzukämpfen. Auch hier erweisen sich die IR-Augen der ‚Harfangs‘ rasch als unverzichtbare ‚Echtzeit-Spähtrupps‘.

Nach Norden gedrückt...

Ende März kommen Berichte dass in der 'Opération Panther' im Adrar des Ifoghas-Gebirge bzw. im Tigharghar-Massiv (malisches Hoggar-Massiv) die beiden zuletzt angeblich rivalisierenden AQIM-Anführer Abou Zeid und der Algerier Mokhtar Belmokhtar (der ‚Einäugige‘) getötet wurden, auch unter Beteiligung von 2.000 Mann aus dem Tschad. Jene verloren in dem unzugänglichen algerischen Grenzgebiet – fast so groß wie die Alpen - mit seinen Höhlen und von den Glaubenskriegern angelegten Tunneln bei über 50° bislang 24 Mann, Frankreich einen Legionär.

In den weit von den Stützpunkten der Jets entfernten Gebirgsregionen zeigt die Armeé de’l Air‘ dass sie auch ohne Mirage-2000D und Rafále in der Lage ist schlagkräftig zu handeln. Zwar können die Breguet Atlantiques aus Dakar – bis zu einem für 2017 geplanten Update - keine Zielbeleuchtungsbehälter tragen, sehr wohl aber neuerdings bis zu vier LGBs! Die Zielzuweisung dieser LGBs erfolgt via Link-16 durch die erwähnten ‚Harfang‘-UAVs aus Niamey im Niger. In seiner neuen Rolle erweist sich der alte Seeflieger dem Vernehmen nach als sehr wirksam. Wiederum sehen und hören die Glaubenskrieger keine Jets, bevor sie aus über 20km Entfernung getroffen werden.


Foto: ECPAD, Sirpa Air et Sirpa Terre

Foto: ECPAD, Sirpa Air et Sirpa Terre