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"Air Superiority"

Wie schon länger zu beobachten, lassen die Abfangjäger niemanden so wirklich kalt - erst recht nicht nach der "Eurofighter" Entscheidung.
Außergewöhnlich wäre angesichts des finanziellen Volumens der Ankauf bei jeder Variante gewesen. Dass aber die Typentscheidung beim Abfangjägerkauf durch die FPÖ/ÖVP-Regierung für ein ungemein starkes außen- und industriepolitisches Signal nach Europa genutzt wird und somit der kleinste gemeinsame Nenner ausgerechnet das potentiell leistungsstärkste aber auch teuersten Produkt ergibt, damit hat niemand ernsthaft gerechnet.
Welche Möglichkeiten und Stolpersteine im Eurofighter stecken berichtet Martin Rosenkranz für www.airpower.at.

"We shall go to the Moon…"

Es lässt sich wohl noch am ehesten mit dem Flug zum Mond vergleichen, was den Österreichischen Luftstreitkräften da von der Regierung aufgebrummt wurde.
Österreich's Luftwaffe macht international Schlagzeilen
Immerhin erweist sich der Eurofighter schon seit langem als politisch, finanziell und technologisch enorm herausforderndes Programm - und zwar für Länder und Luftwaffen deren Ressourcen auf sämtlichen Ebenen ungleich größer sind als jene des kleinen Österreichs und seiner spärlichen Luftflotte.
Zwar wird die in Kürze beginnende Indienststellung des Eurofighters durch vier potente Luftstreitkräfte mitsamt ihrer leistungsfähigen Luftfahrtindustrie mit aller Kraft vorangetrieben werden, doch wird auch dort bis zur Aufnahme des "Routinebetriebs" wohl noch einige Zeit vergehen.
Letztendlich sind es wieder einmal die schon viel zitierten - und strapazierten - Humankapazitäten des Bundesheeres, auf die es ankommen wird. Denn eine schlechte Organisation mit ungenügender Planung und zu geringen Qualifikationen beim Personal zerbricht an solch großen Aufgaben - während man im gegenteiligen Fall mit der Aufgabe wächst - und wenn's sein muss auch über sich hinaus.
Und es werden erhebliche Anstrengungen notwendig sein, bis die Staffeln in Zeltweg und Graz "Einsatzbereitschaft" mit den neuen Fluggeräten melden können. Schließlich sind die Österreichischen Luftstreitkräfte nicht nur mit den Eurofightern, sondern auch noch mit der Ausbildung und Indienststellung für die Black Hawk Hubschrauber und die Herkules Transportflugzeuge, sowie der Umgliederung von einer Division des Heeres in eine eigenständige Teilstreitkraft beschäftigt - und all das bei weiterlaufendem Routinebetrieb. Über mangelnde Beschäftigung sollte man sich also nicht beklagen können.

Österreich hat sich für Europa entschieden

Die "Maximalvariante" ist schlicht und einfach das Ergebnis der Einstellung höchster Regierungsmitglieder, die nicht im Wege des Konsenses Lösungen sucht, mit der zwar alle leben können, mit der aber dann auch niemand wirklich zufrieden ist. Herausgekommen ist eine industrie-, außen- und militärpolitische Entscheidung, die in ihrer Tragweite heute noch gar nicht ganz erfassbar ist.
Die Mitgliedstaaten unterstützen die Außen- und Sicherheitspolitik der Union aktiv und vorbehaltlos im Geiste der Loyalität und der gegenseitigen Solidarität.
Vertrag über die Europäische Union, Titel V, Artikel 11, (2), Vertrag von Amsterdam vom 2. Oktober 1997

...Die schrittweise Festlegung einer gemeinsamen Verteidigungspolitik wird in einer von den Mitgliedstaaten als angemessen erachteten Weise durch eine rüstungspolitische Zusammenarbeit zwischen ihnen unterstützt.
Vertrag über die Europäische Union, Titel V, Artikel 17, (1), Vertrag von Nizza vom 26. Februar 2001


Immerhin bindet sich Österreich mit dem Eurofighter ins größte Rüstungsprojekt Europas ein und die Österreichischen Luftstreitkräfte bekommen, gemeinsam mit dem in naher Zukunft wohl leistungsfähigsten Kampfflugzeug der Welt, Partnerluftwaffen, welche wohl mit den Kern einer zukünftigen EU-Streitmacht bilden werden. Somit lässt sich der Einstieg in den Eurofighter nur als eindeutiges Signal der Regierung Schüssel in Richtung ESVP und GASP interpretieren, denn Flugzeuge für die Hausaufgabe "Luftraumüberwachung" hätte man auch billiger und einfacher haben können. Der Eurofighter, versehen mit dem Österreichischen Hoheitszeichen, ein visionärer mutiger Schritt. Ein Symbol, abrupt mit dem schon ewig zelebrierten Österreichischen Sipol-Autismus zu brechen und ein "Stargate" für die schon längst überfällige sicherheitspolitische Neuausrichtung Österreichs innerhalb Europas.

Wenn es das Ziel der Regierung Schüssel ist auch über hier in Österreich unpopuläre Konsequenzen Europas nicht hinwegzuschauen, die "Force Goals" für die ESVP nicht nur als Bekenntnis mit der Lippe zu kennen sondern auch aktiv mitzugestalten und Österreich in die Lage zu versetzen - natürlich mit wesentlich geringer Stückzahl, dafür aber auf technisch höchstem Niveau - die Rolle des hässlichen Entleins endlich abzulegen, dann ist der Mehraufwand nicht umsonst.

Allerdings muss dann auch "B" gesagt werden, wenn man schon mit "A" angefangen hat. Denn sonst könnte dieses Experiment auch ganz schnell scheitern, wenn die personelle, finanzielle und zahlenmäßige Basis für einen Normalbetrieb nicht geschaffen werden kann. Das ursprüngliche Mengengerüst von 24 Einsitzern und 6 Zweisitzern in einem zweiten Schritt, dürfte angesichts der Kosten für den zweistrahligen Superjäger nur sehr schwer zu erreichen sein, ist aber notwendig wenn eine Teilnahme an EU-Einsätzen reibungslos über die Bühne laufen soll.
Doch mit noch weniger als 24 Maschinen wird selbst die Hausaufgabe "Luftraumüberwachung" zum höchst schwierigen Unterfangen und eine Teilnahme an "Out-of-area" Einsätzen im Rahmen der EU schlicht unmöglich.
Dann könnte der Schritt, der eigentlich zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls der Fliegertruppe und mit ihr des ganzen Bundesheers führen soll und Österreich wieder ein Stück, der schon lang nicht mehr existierenden, internationale Glaubwürdigkeit im Bereich der europäischen Sicherheitspolitik verleihen könnte, schnell zum "Stopgap" werden.

Kampfpreis

Das Eurofighter Offert von Euro 1.791.089.000,- für 24 Maschinen bzw. Euro 74.625.371,- pro Maschine wirkt im ersten Augenblick teuer. Genauer betrachtet ist es sogar ein "Schnäppchenpreis", denn es sind die preisgünstigsten aller bisher bestellten Eurofighter.
Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass wohl niemandem mehr Flugzeuge dieser Leistungsklasse zu so günstigen Konditionen angeboten werden. Denn eingerechnet Entwicklungskosten kostete jeder Eurofighter des ersten Bauloses dem deutschen Steuerzahler Euro 82.573.642,- und für die technisch etwas besser ausgestatteten Eurofighter der RAF zahlte der Britische Finanzminister Euro 85.102.339,- - und das zum Preisstand 1998! Inflation eingerechnet bekommt das Bundesheer somit Eurofighter um gut 15% preisgünstiger als die Luftwaffen der Herstellerländer selbst.
...What is needed is a launch customer to demonstrate commitment to, and faith in, the aircraft, since history suggests that a commitment by one country would play a major part in reassuring others. This probably means that there will never be a better time to sign up to Eurofighter, since the first sales prospects are likely to be courted assiduously, with the most favourable possible term...
John Lake, 1998, Vol. 38 World Airpower Journal

Zwar sind die reinen Stückkosten der Flugzeuge, bei vergleichbarem Ausrüstungsstand, ident mit jenen der anderen Eurofighter Länder - anders wäre es aufgrund eindeutiger gesetzlicher Regelungen bzw. "Meistbegünstigungsklauseln" in den Herstellerländern auch gar nicht möglich -, aber dafür muss der österreichische Steuerzahler nicht einmal anteilsmäßig Entwicklungskosten des Jägers mittragen.

Dass Österreich nicht einmal einen Euro für die Entwicklungskosten bezahlt, kann man als Dankeschön für das Vertrauen in das junge System oder auch als Bonus für den ersten Exportkunden verstehen. Gar so selbstverständlich ist es jedenfalls nicht, denn je nach Art des Anbotes sind Entwicklungskostenanteile - auch bei Exportkunden - ein sonst durchaus üblicher Bestandteil des Kaufpreises.

Mit Rücksicht auf das zu beschaffende Gerät, sollte auch das Bundesheer noch einmal über Zweisitzer nachdenken. Der Eurofighter wird sich ein extrem leistungsfähigen Mehrzweckkampfflugzeug entwickeln und alles inkludieren, was Europa in den nächsten 20+ Jahren auf diesem Sektor hervorbringt. Das fehlen von Zweisitzern - ein ganz normaler Bestandteil der Flotte in jeder anderen Luftwaffe - könnte sich vielleicht erst in einigen Jahren als erheblicher Mangel herausstellen. Zumal gerade beim Eurofighter der Abschlag bei den Flugleistungen für den zweiten Sitz marginal ausfällt und für die Anforderungen des Luftraumüberwachungsdienstes in Österreich vollkommen unerheblich ist.

Am letzten Stand der Technik

Zu oft wird man noch über die Gegengeschäfte streiten - doch für Zeltweg und Graz gibt es sicher High-Tech-Jobs, denn der Superjäger braucht Spezialisten für die technische Betreuung. Fotos: eurofighter.com
Technisch ist der Sprung vom Draken zum Eurofighter schlichtweg "gigantisch". Auch wenn die Fliegerwerft 2 in Zeltweg modernst ausgerüstet ist, so stammt das Gerät an dem man bisher und noch bis 2005 arbeitet aus einer technisch längst überholten Epoche. Immerhin wurden unsere Draken Anfang der 60er Jahre gebaut. Schreibmaschinen waren mechanisch; statt Kopierer gab es Blaupapier; ein Computer füllte einen großen Raum und wurde mit gelochten Papierkarten gefüttert bevor er schließlich Zahlenkolonnen von sich gab; Telefonapparate aus Bakelit; Telegrafie statt Fax und Internet; BMW Isetta, Puch 500, VW Käfer und KTM Ponny's fuhren auf den Strassen. Und jetzt - digitale Datenübertragung via Lichtwellenleiter, Sprachsteuerung, Multifunktionsdisplays - all das konnte man sich in den 60ern nicht mal in Science-Fiction-Filmen vorstellen.

Dieser technische Sprung wird auch zu einer neuen Generation von Technikern führen. Natürlich tritt das mechanische Element nicht in den Hintergrund, aber modernste Werkstoffe aber vor allem Elektronik stellen komplett neue Ansprüche ans Personal. Und man wird ein bisschen auch am Buch mitschreiben können und müssen wie denn das System Eurofighter zu handhaben ist, denn Erfahrungswerte gibt es keine und Österreich wird mit bei den ersten sein, die solche sammeln dürfen.

Diese Herausforderung ist gleichzeitig auch eine große Chance. Immerhin ist eine ganze Reihe hochwertigster Arbeitsplätze - zu besetzen mit Absolventen und Praktikanten technischer Hochschulen und Universitäten - damit verbunden. Und es sind attraktive Arbeitsplätze, denn das technische Personal wird High End Luftfahrttechnologie konfrontiert - immerhin beinhaltet der Eurofighter alles, was über 500 der besten Hochtechnologieunternehmen Europas für ein modernes Kampfflugzeug nur verwirklichen konnten.

Der frühe Eintritt ins Programm und die einmalig günstige Lage Österreichs, unmittelbar anschließend an die Eurofighter Nutzerländer Deutschland und Italien sowie die Herstellerzentren in Bayern und Oberitalien, eröffnet für die Fliegerwerft 2 auch erhebliche Chancen im Bezug auf die Eurofighter-Wartungslogistik. So dürfte es zwar viel zu teuer sein sämtliche Systeme von nur 2 Staffeln Eurofightern selbst zu warten, immerhin rechnet sich die Anschaffung eines Großteils des notwendigen teuren Wartungsequipment nicht, wenn es durch die geringen Stückzahl an Flugzeugen nicht annähern auszulasten ist. Aber vielleicht ist es möglich sich in die Umlaufteile-Logistik des Eurofighter so einzubinden, dass man den größten Teil der Komponenten zwar abgibt, sich im Gegenzug aber auf einige wenige Komponenten zu spezialisieren, welche man dann auch für Eurofighter anderer Länder wieder auf Vordermann bringt.

Die Vertragsverhandlungen werden zeigen ob und wie man sich hier am kosteneffizientesten ein "Workshare" des Programms holt, um Hightech-Arbeitsplätze in Zeltweg langfristig zu sichern - an Varianten sollte es nicht mangeln.

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Letzte Aktualisierung: 15.07.2002