Die Staffelräume sind vollgestopft mit "Corporate Identity". Abzeichen, Maskottchen, Pokale, überdimensional aufgeblasene Titelseitenfotos, mindestens 2 Fernseher mit Deck TV, eine kleine "Bar"...auch hier kein Alkohol...nur "Fliegerspritzer" in den Gläsern.

An der Wand eine Tafel an der die Leistungen der Piloten vermerkt werden. Kleine bunt bemalte Flugzeugmodelle an langen Holzstäbchen, mit denen Manöver vorgeführt werden können, hängen an der Wand.

Wir kommen mit dem Staffelkommandanten der "Jolly Rogers" und einer seiner Pilotinnen ins Gespräch, eine lange dürre Blondine mit schwarzen stechenden Augen in tiefen Höhlen. Dem durchdringenden Blick dieser Frau hält man nicht lange stand - der sieht man auch im Bikini an, dass sie in einer Tomcat durch die Wolken jagt. Wir erzählen, dass wir aus Österreich kommen und gleich wird uns erzählt, dass ein paar der Piloten im August in Ungarn waren um dort mit den in Kecskemet stationierten MiG-29 zu üben.

Eine Tomcat der VF 103 "Jolly Rogers" geht "standesgemäß" von Bord. Auch hier gilt, wei schon damals bei den alten Seefahrern, dass man verloren ist wenn man Totenkopf und gekreuzte Knochen erkennt.
Foto: Martin Rosenkranz


Corporate Identity everywhere! Schon auf der Tür zu den Räumlichkeiten der "Jolly Rogers" prangt ein riesiger Totenschädel um unmissverständlich klar zu machen wer hier zuhause ist.
Foto: Martin Rosenkranz


320 Stunden pro Jahr sitzen die Trägerpiloten in ihren Maschinen. Jeder denkbare Gegner, und sei er mit noch so guten Flugzeugen ausgerüstet, ist bei weitem nicht so gut trainiert wie dieses Team.
Foto: Martin Rosenkranz

Ja, Ja - die Fulcrum ist auf Sichtweite sehr gefährlich aber so weit kommen sie ja gar nicht, die Ungarn sind im Luftkampf außerhalb der Sichtweite nicht sehr erfahren. Irgendwie tun mir die armen Ungarn leid. Verfliegen innerhalb einer Woche mit ihren MiG's das Flugstundenbudget für ein halbes Jahr und dürfen sich dann auch noch von 1,90m großen blonden Amazonen in Tomcat's durchs Firmament hetzen und simuliert killen lassen - die haben es jetzt verdammt hart in der NATO.

Wie viele Flugstunden die Piloten hier absolvieren, fragen wir. 200 lautet die Antwort....während des halben Jahres auf dem Schiff. Während des anderen halben Jahres muss gespart werden, da sind es dann "nur" 120 Stunden.
320 Stunden pro Jahr.......dreihundertzwanzig!!! Ach du liebe Güte, da draußen gibt es Luftwaffen wo die Piloten vielleicht auf 20 Stunden pro Jahr kommen, nicht mal auf ein Zehntel!!!
Wir erkundigen uns beim Chef noch über die Ergebnisse der "Carrier Quali", die er als Hervorragend bezeichnet, kaufen zu Sonderkonditionen um die letzten paar Dollars noch einige Staffelpatches und verabschieden uns - die Zeit drängt.

Zurück in der Public Affairs Office werden uns zur Erinnerung an unseren Aufenthalt an Bord der GW Urkunden ausgehändigt die uns zum "Honorable Tailhooker" ernennen und auch Ort und Zeitpunkt unseres "kontrollierten Absturzes" auf dieses Schiff nennen. Wir bedanken uns für die "Ochsentour" die man mit uns unternommen hat um uns in 24 Stunden so viel wie möglich auf diesem Schiff zu zeigen. Auch den Mitarbeitern die hier arbeiten sieht man an, dass sie froh sind es hinter sich zu haben. Die nächste Gruppe Journalisten die genau in diesem Augenblick im Anflug auf die GW ist wird nicht so viel Glück haben, sie ist wesentlich größer und ist nur für eine abgespeckte Variante unserer Sightseeing Tour vorgesehen.

Wir packen unser ganzes Zeug fest ein, verabschieden uns bei unseren Guides, nehmen Fotokoffer und Reisetaschen und werden in einen kleinen Raum im Turm gebracht der als "Departure" dient. Wir werden auf unserem Flug nicht alleine sein, ein paar Crewmitglieder bereiten sich hier ebenfalls vor von Bord zu gehen. GW ist kein Gefängnis. Vom Kapitän wissen wir, dass bei familiären Notfällen und anderen Besonderheiten das Betroffene Personal natürlich von Bord gehen kann um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Unbedingt notwendiges Schlüsselpersonal kommt in diesen Fällen dann von anderen Einheiten, etwa von Trägern die sich gerade nicht im Einsatz befinden. Einer der jungen Matrosen wird von zwei seiner Kameraden verabschiedet, aus den Gesichtern ist klar zu erkennen, dass der Abreisegrund sicherlich kein erfreulicher ist.

Wir bekommen unsere Ausrüstung, all die hübschen Dinge von der sich die NAVY erhofft, dass sie die möglicherweise vorhandene Angst vor dem Sturz in den großen Teich nehmen soll. Auch diesmal wieder eine Einweisung was wir denn mit dem ganzen Zeug im Fall des Falles tun sollen und diesmal - viel wichtiger - auch Anweisungen welche Körperhaltung zu empfehlen ist um verkehrt zur Flugrichtung sitzend die Beschleunigung von 0 auf 200 km/h in drei Sekunden unbeschadet zu überstehen. Fest anschnallen, Füße hochstellen, so weit wie möglich nach vorne beugen, Daumen am Gurt einhängen, wir kriegen die übliche Warnung bevor es los geht. Wir nehmen unser Zeug und im Gänsemarsch gehts ab zur Greyhound.

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Letzte Aktualisierung: 19.02.2001