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Der Einfachheit halber und weil wir uns schön langsam daran gewöhnen sollten sind hier alle Beträge in EURO angegeben - um in Schilling umzuwandeln sind EURO-Beträge mit 13,7603 zu multiplizieren.
Fighter Shopping
Äußerst selten bekommt man Informationen über den Preis eines Militärjets, und selbst dann ist dieser Preis nur eine Momentaufnahme in einer ganz spezifischen Umgebung. Der Preis eines "normalen" Produktes ergibt sich aus den Kosten für die Herstellung und dem Profit, bei großen Waffensystemen kommt noch eine Komponente dazu - die Politik.
  Foto: Martin Rosenkranz
  EUR 21,83 Millionen
kostete diese F-16 der USAF

Für die US-AirForce kostete 1995 eine F-16C ca. EUR 21,83 Mil., ohne Ersatzteile, ohne Ausbildungskosten, ohne Bewaffnung, ohne Sonderwünsche und für einen heimischen Kunden der schon Tausende gekauft hatte. Für jemanden der diese Maschine zum ersten mal in Einsatz bringen will, der tausende Ersatzteile benötigt, der sowohl Piloten als auch Mechaniker ausbilden muß, der möglicherweise zusätzliches Equipment oder eine spezielle Konfiguration wünscht, ein Auslandskunde ist, nicht in großen Mengen kauft und sich Kompensationsgeschäfte erwartet muß der Preis zwangsweise ein anderer sein. Mit anderen Worten: "Wer ein Haus samt Einrichtung beschaffen möchte kann die Kosten nicht aus dem Preis eines Ziegelsteines hochrechnen". Gespart werden kann also nur beim Flugzeug selbst, die Ersatzteil- und Ausbildungskosten sind Fixkosten die nicht wesentlich verringert werden können.

Per Leasing kriegt man heutzutage alles
  Foto: Martin Rosenkranz
  10-15 Jahre alt mit Update
auf den technischen Stand
von Mitte 90 gebracht
um ca. EUR 10 Millionen

Die kurzfristig günstigste Variante an Flieger zu kommen wäre das Leasen von gebrauchtem Gerät. Eine gebrauchte F-16A/B aus USAF Beständen kommt grundüberholt und mit diversen Updates von Hard- und Software um ca. EUR 7,6 Mil. direkt von Lockheed. Pro Jahr kostet dann das Servicepaket je Maschine ca. EUR 875.000,-, macht für 10 Jahre EUR 16,35 Mil. pro Maschine, Ersatzteile wären dabei schon eingerechnet die Bewaffnung und die Ausbildung von Piloten und Technikern aber nicht. Mögliche Kompensationsgeschäfte fallen bei dieser Variante, wenn überhaupt, nur recht spärlich aus.

"Rostige Flügel aus zweiter Hand"
Kaufen läßt sich diese gebrauchte F-16A/B (mit einer zu erwartenden Lebensdauer von etwa 15 Jahren) natürlich auch, exklusive aller Ersatzteile sollte dieses Flugzeug dann um etwa EUR 10 Mil. zu erwerben sein. Hinzu kämen da noch die notwendige Bewaffnung, Ersatzteile und die Ausbildungskosten, aber bei einer Kaufvariante ist man puncto Kompensation schon wesentlich besser dran.

Toptechnologie frisch auf den Tisch
Werden neue Flugzeuge gekauft steigt vor allem der Preis der einzelnen Maschine gegenüber der Gebrauchtvariante - alle anderen Kosten bleiben relativ konstant. Um die Sache noch komplizierter zu machen sind die Pakete der Länder in ihren Teilen unterschiedlich dimmensioniert und es ist nur der Komplettpreis bekannt.

Selbst ist der Mann
  Foto: Martin Rosenkranz
  Hausgemacht kostet ein Gripen den Schweden durchschnittlich EUR 47,79 Millionen.
Inklusive Bewaffnung, Ersatzteile und Ausbildung bezahlte Südafrika EUR 59,64 Millionen für jeden Gripen

Man kann natürlich auch selbst ein Flugzeug entwerfen und bauen - für Österreich ist diese Möglichkeit aber als abstrakt zu bezeichnen, es fehlen uns dazu schlicht und ergreifend die Fähigkeiten.

Ein gutes Beispiel ist Schweden daß bisher alle seine jetgetriebenen Flugzeuge im eigenen Land entwickelte und produzierte. Inklusive Entwicklung kosteten die ersten 140 Gripen (1+2 Los) für die schwedischen Luftstreitkräfte ca. EUR 6,61 Mrd. Ein drittes Los von 64 Gripen kam auf ca. EUR 3,14 Mrd., da aber auch ein Teil dieser Gelder für die Weiterentwicklung vorgesehen ist läßt sich hier ebenfalls keine exakte Zahl für den Stückpreis ermitteln.

Eine sehr interessante Entwicklung ist das Festschreiben eines Kampfflugzeug - Stückpreises schon vor der Entwicklungsphase wie das derzeit beim JSF - Programm passiert. Der Kaufpreis für eine AirForce Variante darf EUR 24,45 Mil. nicht überschreiten - dieser Preis ist 1994 festgeschrieben worden und darf nur mehr um den Faktor Inflation steigen. Für etwaige Kostenüberschreitungen die sich aus sonstigen Gründen ergeben ist die Herstellerfirma verantwortlich, an den Kunden dürfen solche Steigerungen nicht in Form höherer Preise oder verminderter Qualität oder Quantität weitergegeben werden.

Kompensation
Der wirtschaftliche Ausgleich ist vor allem in Österreich ein dominierender Faktor wenn es um den Ankauf von Waffen geht. Nicht so sehr die Eigenschaften des Gerätes und die Nutzbarkeit für das Heer, sondern möglichst gute Geschäfte im Rahmen der Kompensation für die österreichische Wirtschaft stehen im Vordergrund. Daß dabei vor allem Betriebe profitieren die Naheverhältnisse zu den Regierungsparteien pflegen ist auch nicht unbekannt.
Aber wie auch immer es geht bei diesen Geschäften um gewaltige Summen, die höchsten Kompensationsangebote bewegen sich heutzutage im Bereich von 2:1 im Vergleich zum Waffenpreis. Eine ganze Menge bester wirtschaftlicher Beziehungen begründet sich aus solchen Geschäften, durch Kompensationskäufe können heimische Betriebe ihre Bekanntheit im Ausland steigern und oft öffnet sich den Zugang zu bisher verschloßenen Märkten.

Auch eine Form der Kompensation ist die Schuldentilgung, mit Russland würde sich diese Möglichkeit ergeben wenn die Wahl auf die MiG-29 fällt. Ob diese Form der Schuldenrückzahlung attraktiv ist bleibt dahingestellt, man muß zwar kein Geld aus dem Budget locker machen, erhält aber im Gegenzug keine Kompensation und es wird dadurch kein Arbeitsplatz im Inland gesichert oder geschaffen.


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Letzte Aktualisierung: 05.11.1999