Volksbefragung 2013

Share |

Von Amateuren und Profis....

Amateure? Wer seine Kenntnisse im Zivilberuf im und für das Heer nutzbar machen kann ist keine Amateur.

Uns fällt zu Vorhersagen der Zukunft nur „Meister Yoda“ ein: „Schwer zu sehen, in ständiger Bewegung die Zukunft ist.“ und „Vorsicht du walten lassen musst, wenn in die Zukunft du blickst, Anakin.“....

Wehrpflichtsoldaten, Milizsoldaten, Berufssoldaten....unser Bundesheer hat alle diese Soldaten“typen“ und kann sie alle brauchen.

Das Milizheer steht personell auf zwei Beinen. Das sind zum einen die Berufssoldaten als militärische Fachleute und zum anderen die Wehrpflichtigen und Milizsoldaten welche im Optimalfall ihr berufliches Wissen aus dem Zivilleben in die militärische Verwendung mit einbringen.

So werden Berufskraftfahrer im Zivilleben optimalerweise auch beim Heer mit dem Bewegen von Fahrzeugen betraut. Ein gelernter Koch wird im Heer für die Soldaten kochen. Bauarbeiter vom Kranführer bis zum Bautischler kann man bei den Pionieren gut gebrauchen und Chemiker in der ABC Abwehr, der Wasseraufbereitung etc. Computerfachleute in der Datenverarbeitung, Ärzte und Krankenpfleger im Sanitätswesen, Logistiker im Nachschubwesen, etc., etc., etc. Was ihnen im Rahmen der Wehrpflicht vermittelt wird sind militärische Grundkenntnisse für die Verwendung als einfacher Soldat innerhalb ihres zugehörigen Verbandes. Diese Funktion wird eine Zeit lang als Wehrpflichtsoldat und später eventuell als Milizsoldat ausgeübt. Der Vorteil dieses Konzeptes ein relativ kleines stehendes Heer kann innerhalb sehr kurzer Zeit enorm wachsen. Manche Länder sind so in der Lage innerhalb weniger Stunden ihre militärischen Kapazitäten um ein vielfaches zu steigern.

Ein Berufsheer verzichtet auf diese Möglichkeit. Fähigkeiten die es nicht rekrutieren kann, weil die Attraktivität des Soldatenberufes für viele nicht nicht gegeben und sich das Personal nicht rekrutieren lässt oder das Militär mangels Budget diese „am freien Markt“ nicht zukaufen kann, hat es nicht. Nicht in Friedenszeiten und auch nicht im Ernstfall.

Der „komm wie du bist Krieg“
Ein Krieg in Mitteleuropa ist nicht in Sicht. Jeder mag für sich interpretieren was das bedeutet. Manche glauben viele Jahre ja gar Jahrzehnte in die Zukunft blicken zu können – jene waren jedoch nicht in der Lage den Zusammenbruch der Sowjetunion zwei Jahre im Voraus zu erkennen oder den Ausbruch des Arabischen Frühlings 2010 oder auch den Bürgerkrieg im Nachbarland den man 1990 in Wien nicht wahrhaben wollte und somit um mind. 24 Stunden zu spät Alarm auslöste (zuerst musste eine MiG über Graz fliegen und an der Grenze geschossen werden bis sich die Politiker in Wien erinnerten, dass es ja ein Bundesheer gab....).

Aber es ist faktisch egal wie lange sich ein Konflikt abzeichnet oder wie abrupt er ausbricht und auch egal wie rasch er wieder vorbei ist oder wie lange er anhält. Kapazitäten zu dessen Bewältigung, welche man nicht im Vorfeld geschaffen oder beschafft hat kann man während des Konflikts nur schwer bis gar nicht bereitstellen.

Beispiel gefällig?

Am 27. August 1939 flog der erste Düsenjet – die Heinkel 178 – ein Experimentaljet der nie für militärische Verwendung vorgesehen war. Wenige Tage später brach in Europa der 2.Weltkrieg Krieg aus – er sollte fast sechs Jahre dauern. In diesen sechs Jahren wurde der erste operativ einsetzbare Kampfjet, die Messerschmitt 262, vom Reißbrett zum Prototyp entwickelt und in Folge als Serienmaschine in den Einsatz gebracht und über 1.000 Stück produziert.

Am 11.September 2001 fanden die Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington statt. Einige Wochen danach begann der Kampf der USA gegen das Taliban Regime in Afghanistan. Fünf Jahre davor (1996) wurden die Aufträge für die JSF-Prototypen an Lockheed und Boeing erteilt. Die erste operationelle Verwendung der resultierenden F-35 Serienflugzeuge ist derzeit für „nach 2016“ geplant. Etwa bis 2025-2030 wird es dauern bis 1.000 Stück produziert sein werden. Der Rückzug der US Truppen aus Afghanistan wird sehr wahrscheinlich früher stattfinden (voraussichtlich 2014).
Conclusio - rechtzeitig drauf schaun, dass mans hat wenn mans braucht - die notwendige Vorausplanung geht bei manchen Dingen schon in die Jahrzehnte....

Die Informations-Gesellschaft...ein verletzliches Wesen.
England 1940 wie Deutschland 1944 haben es geschafft trotz erheblicher Zerstörungen durch Bombardierungen und starken Beeinträchtigungen der Versorgungswege andererseits funktionsfähig zu bleiben – in beiden Fällen zum Teil sogar besser als in den unmittelbar folgenden Nachkriegsjahren. Die Ursachen dafür waren Reduktion aufs wesentliche und Rationierungen...aber es war auch alles sehr viel einfacher und die Gesellschaft weniger technisiert und automatisiert.
Kaum wer begreift wie verletzlich heute unsere Gesellschaft ist. Sehen wir uns einfach mal einen ganz normalen Supermarkt an – praktisch jeder deckt in so einem Geschäft seinen täglichen Bedarf ab......und jetzt das Ganze mal ohne Strom.
Der Spass beginnt schon bei der Tür, die geht nämlich nicht auf, weil weder der Sensor der ihr erscheinen registriert noch der Elektromotor der die Türe jetzt öffnen soll mit Strom versorgt werden. Drinnen kein Licht und selbst am helllichten Tag sind die Räume so groß, dass es einige Meter weg vom Fenster dann schon sehr dunkel wird. Kühlvitrine kühlt nicht, wie auch. Die Waage bei der Feinkost, ein modernes elektronisches Wunderwerk, ohne Strom allenfalls noch als Briefbeschwerer zu gebrauchen.... Und an der Kassa. Dass das Förderband nicht geht ist noch das kleinste Problem. Ohne Strom geht die Kassenlade nicht auf. Und selbst wenn sie offen ist. Auf den Waren steht kein Preis, sondern nur ein Strichcode der ohne Scanner nutzlos ist. Und selbst wenn ein Preis auf den Waren stünde – wer hat denn noch eine Registrierkasse. Na gut es werden sich eventuell Taschenrechner finden. Aber das löst das grundlegende Problem letztlich nicht. Über den Scanner und die elektronische Kasse wir der Warenbestand automatisch mitgerechnet und ebenso automatisch neue Ware teils direkt bei verschiedenen Produzenten bestellt, welche an Verteilzentren liefern welche wiederum über den selben Datensatz wissen wohin die neue Ware ausgeliefert wird.
Geliefert wird mit LKW, der fährt zwar mit Diesel aber der Diesel kommt an der Tankstelle nur mit einer strombetriebenen Pumpe in den Tank. Auf der Straße Chaos, die Verkehrsleitsysteme sind tot, was doppelt tragisch ist weil alle die KFZs haben mit diesen fahren, weil die meisten öffentlichen Verkehrsmittel wie Züge, U-Bahnen und Straßenbahnen (wo es sie gibt auch O-Busse) mit Strom betrieben werden und daher still stehen. Geld abheben ohne Strom...weder am Bankomat noch in der Bank, alles elektronisch gespeichert. Etc., etc., etc.....unsere moderne Gesellschaft ist also extrem abhängig geworden von der verlässlichen Bereitstellung – nicht nur von Strom wie in diesem Fall – sondern auch von vielen anderen Versorgungsgütern und Infrastruktureinrichtungen. Deren Schutz ist in Friedenszeiten eindeutig nicht Aufgabe des Heeres. Aber es braucht keinen Krieg um die Funktion dieser Einrichtungen zu gefährden. Sollte es jedoch einmal notwendig werden diese Schlüsselinfrastruktur über einen längeren Zeitraum großflächig zu schützen oder die Folgen eines Ausfalls in den griff zu bekommen wird ein Berufsheer mangels Personalstärke dazu nicht in der Lage sein. Und die Feuerwehr wird auch alle Hände voll zu tun haben, denn wenn Brandmelde- und Schutzanlagen ausfallen wird auch hier der Bedarf steigen.

Und das ist jetzt nur ein Beispiel. Abgesehen von der klassischen Landesverteidigung muss ein modernes Heer auch in der Lage sein Unterstützung bei der Bekämpfung asynchroner Bedrohungen – angefangen vom klassischen Terrorismus bis zum Cyberkrieg - und natürlich auch bei Katastrophenfällen – von der lokalen Überschwemmung bis zu großflächigen Kontaminierungen zu geben. Für all das braucht man Spezialisten. Richtig. Ein Berufsheer wird jedoch nie in der Lage sein diese in der erforderlichen Breite und Menge jederzeit bereit stellen zu können. Dazu benötigt es eine Organisation welche bei Bedarf die notwendigen Kapazitäten einberufen kann.

Der richtige Weg ist daher nicht das bestehende System durch eines zu ersetzen, welches auch in vielen anderen Ländern mit höheren Budgets erfahrungsgemäß nur mangelhaft funktioniert sondern das bestehende System dort wo Schwächen und Leerläufe auftreten zu reformieren.

Vom Mythos der "Panzerschlacht im Marchfeld" und anderen faulen Eiern...

Gleich einem auf unser aller Rest-Intelligenz nach Abzug von KRONE, HEUTE und ÖSTERREICH bzw. auf alles ‚Noch-Militärische‘ des Bundesheeres angesetzten Assassinen, kommt am 20. Jänner jene segensreiche ‚Volksbefragung‘ auf uns zu. Darin wird am Ende von vielleicht 15 oder 17% unserer Landsleute entschieden, wie das verfassungsgemäße Instrument zur Sicherheitspolitik in Hinkunft gestaltet wird. Berufsarmee versus Wehrpflicht. Das Ergebnis wird dann als „demokratisch legitimiert“ bezeichnet werden und eine der zwei angeblich in einer Koalition befindlichen (Streit)Parteien hat einen billigen Startvorteil ins sog. ‚Super-Wahljahr‘, an dessen Ende ohnehin wieder dieselbe Koalition (vielleicht mit Beiwagerl-Behübschung) steht.

Wie auf einem napoleonischen Schlachtfeld verwundet (also unversorgt) zurückbleiben wird so oder so hingegen das Bundesheer, dank – auch von den pro-Wehrpflicht Politikern schulterzuckend akzeptierten - 0,6% Budget sowie Einsparungen von einer Milliarde bis 2016. Dabei liegt dort jene chronische ‚Wunde‘ des Heeres der 2. Republik, nicht im Wehrsystem. Chronisch sind auch viele Dummheiten die im Vorfeld jener der Debatte von Politikern, deren Boulevard-Schreibern und ahnungslosen Pazifisten von sich gegeben werden.

Nun ist der auf dieser Plattform im Fokus stehenden Sektor ‚Airpower‘ in Österreich wie in vielen Ländern schon heute naturgemäß einer mit nur wenig Rekruten und einer Änderung des Wehrsystems daher wenig(er) ausgesetzt. Wir haben aber doch etwas gefunden, was aus unserer Sicht im Vorfeld der ‚Befragung‘ einen Kommentar rechtfertigt. Diesmal geht es um das offenbar auch historisch verfestigte Ausblenden des ‚Faktors-Luft‘…:

„Die Panzerschlacht im Marchfeld ist passé...“

Man muss die Panzer nicht im Marchfeld schlachten. Sie geben bei Bedarf auch ganz formidable Strassenssperren ab, welche nicht mal durch einen LKW voll Sprengstoff "zu bewegen" sind....
Dieses erst dieser Tage im KURIER wieder vom - militärhistorisch offenbar unbeleckten - Grenzland-Historiker bemühte Argument, haben wir seit August 2011 registriert. Vor jener ‚Befragung‘ begegnet man ihm nun schon fast inflationär, dabei ist es lediglich freche Flatulenz. Es ist einer dieser teils parteipopulistischen, teils ideologisch-pazifistischen Mythen, der seit langem gern medial gestreut wird. Vom Kanzler (!) über den ebenso wie von 'seinen' Offizieren oder den 180°-Schwenk (einer Clique in) der SPÖ unterstützende Assassinen-Journalisten, wenn es darum ging die schwere Ausrüstung des Heeres, ja das ganze bestehende Heeresmodell an sich, zu hinterfragen. Aber auch ÖVP-Klubobmann Kopf – OK, der kommt vom anderen Ende – hat noch am 28. 12. auf ORF-Vorarlberg-online davon gefaselt…

Gefaselt, denn dieser Sager in der Tat ein Mythos. Die Verteidigungsplanung des Bundesheeres sah schon gemäß des Raumverteidigungskonzepts der 1970er und 1980 den raschen Rückzug der Masse des Heeres in die gebirgigen Regionen des Westens und Südens vor, im Vorfeld sollten nur Schlüsselzonen verteidigt und der Feind (=Warschauer Pakt) durch Hinterhalte, feste Anlagen und Minen gebremst werden. Wien wäre sofort aufgegeben worden, der Einsatz eigener mobiler Kräfte ganz im Osten, mitten in die Wucht der ersten Angriffswelle der Garde-Panzer- und MotSchützendivisionen hinein, war schlicht nie vorgesehen. Ja er sollte ausdrücklich vermieden werden.

Im aktuellen PROFIL finden sich Anhaltspunkte, dass diese Rückzugstaktik schon ganz am Anfang des Bundesheeres stand. Unter Bezugnahme auf eine Arbeit bzw. Auslegung des Historikers Oliver Rathkolb wird dort geschildert, dass im Dezember 1955 ‚Quasi-Verteidigungsminister‘ Emil Liebitzky (ein ÖVP-naher Ex-Offizier, der maßgeblich am Aufbau des Heeres beteiligt war und es de facto führte, als die Verteidigungsagenden noch vom Bundeskanzleramt geführt wurden), wohl mit Wissen von ÖVP-Kanzler Julius Raab und der US-Botschaft in Wien nach Rom fuhr. Dort habe er der italienischen Militärführung den Operationsplan des Bundesheeres übergeben, mit Bitte um Weiterleitung ans Nato-Hauptquartier. Anmerkung: Wenn das stimmt war das zwei Monate (!) nachdem das Gesetz über die immerwährende Neutralität Österreichs unterzeichnet wurde, was bis heute die Herbstluft des Heldenplatzes bewegende ‚Bekenntnisse‘ generiert...

Laut jenem ‚Liebitzky-Plan‘ - den man übrigens vor der SPÖ geheimzuhalten versuchte - hätte sich das Heer nach einem Einfall des Warschauer Pakts sofort Richtung Westen auf die Linie Stadt Salzburg-Gmunden-Eisenerz-Leoben-Wolfsberg zurückgezogen und im geografischen Sinne halb Österreich inklusive der Großstädte Wien, Graz und Linz zu Gunsten einer Art ‚Alpenreduit‘ aufgegeben. Nichts also mit der jüngst viel bemühten Panzerschlacht im Marchfeld, ja im Gegenteil: Den Autoren liegen Statements vor nach denen die Regierung genau jener Periode (1958) intern beschlossen oder zumindest erörtert hätte, Österreich überhaupt nicht zu verteidigen...

Später sah das Raumverteidigungskonzept zwar auch einzelne lokale Gegenstöße auch mit Panzereinheiten vor, speziell im Voralpengebiet und aus Tälern heraus, um den allgemeinen Rückzug zu decken. Doch wären diese Attacken mit früher M47- und später M60-Kampfpanzern sowie Kürassier-Panzerjägern erstens nicht im Marchfeld erfolgt - und zweitens wohl schon auf dem Marsch von der Luftübermacht des Gegners (durch hunderte Jagdbomber und Kampfhubschrauber MiG-23BN, Su-25, SU-22, Mi-24) völlig vernichtet worden. Und im Marchfeld erst recht. Wir waren danach auf all deren Flugplätzen, die Sowjet-Hardware war real. Nicht real waren im Bundesheer aber gepanzerte mobile Luftabwehrsysteme als Schutz der eigenen Panzertruppe, die hatte es nie erhalten. Erst ab Mitte der 1980er wurden tragbare bzw. auf Pinzgauer (!) bewegliche Fla-Lenkwaffen vom Typ ‚Mistral‘ beschafft. Und die wenigen schon damals schwer veralteten Flieger wie die ‚Saab-Tonnen‘, die Saab-105er und zuletzt ‚Draken‘ hätten schon mangels nennenswerter Luft-Luft-Kampfkraft die Bodentruppen niemals decken können; sie wären zudem schon zuvor auf ihren Horsten am Boden zerstört worden, weil es in Österreich auch niemals bombensicheren Flugzeugshelter gab. Anmerkung: In der Schweiz sprengte man dafür ganze Kavernen in die Berghänge.

Jeder größere Panzereinsatz unseres Bundesheeres wäre also ein sinnloser Opfergang mit überall verstreuten hellgrau-ausgeglühten Wracks gewesen. Nur wollte dies in der Heeresführung ohnehin niemand. Mangels nennenswerter eigener Luftstreitkräfte wurde dieses Element bei Heeresmanövern sogar auch im Kopf zunehmend einfach ausgeblendet: Bis ins vorige Jahrzehnt hörte in Planspielen der Militärakademie Wiener Neustadt die Welt de facto zwei bis drei Meter über dem Boden auf, darunter marschierten dafür irgendwelche Kolonnen zu dieser und jener zu nehmenden Höhe, riesige Staubfahnen weit in die Luft wirbelnd. Schon taktisch völlig unrealistisch...

Wieso nun diese ‚Panzerschlacht‘ derzeit immer noch bzw. immer wieder als „überholtes Modell“ die offensichtliche Lächerlich- und Sinnlosigkeit großer Bereiche eines 'echten' Heeres verbundener Waffen illustrieren soll, ist rätselhaft und zeugt auch von ebenso lächerlich wenig Sachkenntnis über die Geschichte unserer 2. Republik. Das Konzept gab es einfach nie. Im Übrigen saßen in den Panzern sowieso keine einfache Grundwehrdiener sondern Zeit- und Berufssoldaten. Wie auch bereits heute. Die Männer mit den schwarzen Baretten SIND Profis, ganz ohne Berufsheer...

Der NATO habe, so wird Rathkolb zitiert, das Rückzugskonzept der Österreicher durchaus gefallen, weil damit die Nordgrenze Italiens zumindest vorübergehend gesichert und die strategisch wichtige Verbindung zwischen Deutschland und Italien durch Tirol durch das Bundesheer abgeschirmt worden wäre. Bei einem Besuch in Washington habe der spätere erste Verteidigungsminister der Zweiten Republik, Ferdinand Graf (1956-61), ein Kärntner, dann eine komplette elektronische ‚Lauschstation‘ als ‚Geschenk‘ bekommen, sie wurde auf der Königswarte bei Hainburg aufgebaut und mit Bendix-Technik ausgestattet. Bis zum Ende des Ostblocks belauschte die österreichische Fernmeldeaufklärung von dort aus den Funkverkehr in Osteuropa. Die Bänder seien umgehend an die in Frankfurt – richtiger wäre wohl Bad Tölz bzw. Bayreuth - darauf wartenden US-Kollegen bzw. den deutschen BND gegangen. Auch hier wieder der in unserer genialen Befragung vom 20. Jänner nicht vorkommende Hinweis auf die gelebte Realität unserer erst neulich wieder im ORF-Bürgerforum allseits mit belegter Stimme betonten Neutralität. Die Autoren sind diesbezüglich überzeugt, man kann diese etwas tiefere und rauhere ‚Neutralitätsstimme‘ auf Knopfdruck antrainieren...

Den Warschauer Pakt, der das mit der Königswarte und vieles Andere natürlich wusste, hätte Österreichs Neutralität bzw. der Umgang damit jedenfalls genau einen Tag lang interessiert. Den Autoren hat ein Offizier eines tschechischen Schlachtfliegerregiments etwa 1992 im ostböhmischen Pardubice die – nun gottlob obsoleten – zyrillischen Zielkarten des Warschauer Pakts mit Primär- und Sekundärzielen der damaligen ‚Gruppe Mitte‘ gezeigt. Und das Sekundärziel jener 30 Suchoi Su-25 "Frogfoot"-Tiefflieger des Regimentes war - der Brenner!

Der Warschauer Pakt ging nämlich davon aus, dass im Kriegsfall die NATO US-Luftlandetruppen einsetzen würde, um Brenner und Inntal zu sichern. Man hätte genau einen Tag lang zugesehen, ob das ‚neutrale‘ Bundesheer die gelandeten US-Airborne bekämpft hätte - was so schnell aber fast unmöglich gewesen wäre, denn als Grundregel gilt, dass man dafür eine doppelte Überlegenheit braucht. Nur mit welchem Transportraum sollte das Heer in Tirol binnen weniger Stunden welche Kräfte auftreiben? (Tiroler Schützen vermutlich nicht.) Also hätten sich, erzählte der tschechische Offizier, die Ostblockluftwaffen darum gekümmert. Und das hätte auch den Einsatz taktischer Nuklearwaffen bedeuten können. Jedenfalls hätten sich die tschechischen Piloten das Sekundärziel Brenner als Auftrag geradezu herbeigesehnt: Von den Primärzielen, den schwer verteidigten Fliegerhorsten der NATO in Bayern, wären nämlich nur wenige zurückgekehrt, da hatten die Männer keine Illusionen. Der weiter entfernte Brenner aber wär ein Paradies für sie gewesen: Keine Luftabwehrraketen, alte Saabs. . .

Eben ein Gegner, der sich - bis heute - selbst nie ernst nehmen wollte und dies seiner Bevölkerung erfolgreich injiziert hat. All die beschriebene Thematik blieb öffentlich ausgeblendet und – „guat is‘ gangen, nix is g’schehn!“ Ebenso verhält sich die politische Führung heute in der unerquicklichen Thematik der irgendwann nötigen (Teilnahme an) Abwehr ballistischer Raketen. Nur so ist zu erklären wieso sich boulevardeske Po(pu)litiker 2013 ernsthaft trauen uns zu befragen, ob man mit 0,6% Verteidigungsbudget eine Berufsarmee machen oder Rekruten Abenteuerurlaube bieten solle! Begriffe wie „Profi-Miliz“, „bezahlte Freiwilligkeit“ etc. illustrieren in Wahrheit unser sicherheitspolitisch verwüstetes Marchfeld im Kopf.

Fazit: AEIOU = Alles Ernsthafte Immer Ohne Uns. Auch am 20. Jänner…

airpower.at-Team