"Jai Katrina !"
Indiens Typenwahl fällt auf die ‚sexy' Rafale von Dassault

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"Jai Hind!" ist ein alter indischer Schlachtruf, noch heute verwendet in vielen Reden und Communiquees. Er meint soviel wie "es lebe Indien" oder "Sieg Indiens". Ab 31. Jänner dürfte er auch im weit entfernten Frankreich bekannt werden, als bestätigt wurde dass die Regierung in Neu Dehli Dassault's ‚Rafale' als bevorzugte Type für das seit August 2007 laufende MMRCA-Beschaffungsprogramm (Modern Multi Role Combat Aircraft) über 126 - und vielleicht später bis zu 200 - Kampfflugzeuge für die indische Luftwaffe (IAF) ausgewählt hatte. Zu "Jai Katrina!" noch später...

Wie bekannt und besonders in den USA irritiert bis peinlich berührt registriert, wurde am 27. April 2011 die Liste bis auf zwei Kandidaten zusammengestrichen. Beide US-Teilnehmer F-16IN und F-18E/-F, die russische MiG-35 und Saab's ‚Super-Gripen' NG wurden ausgeschieden. Das Rennen um den in sehr divergierenden Schätzungen auf 8,5 bis 15 Mrd. US$ schweren, auf absehbare Zeit jedenfalls größten in einem Wettbewerbsverfahren entschiedenen Kampfflugzeugauftrag der Welt - der saudische 30 Mrd. US$ ‚Deal' über 154 F-15SA vom 30. Dezember ist ein US FMS-Kontrakt ohne Tender - wurde im Finale also zwischen dem Eurofighter (Cassidian) und der Rafale (Dassault) ausgetragen. Wir berichteten…

In der letzten Etappe um den also keineswegs ‚normalen' Auftrag hat sich nun das bislang noch nie exportierte Design von Dassault gegen den schon über 300mal gebauten Eurofighter ‚Typhoon' durchgesetzt. Zuletzt hatten Kollegen wie Buchmacher 60:40 auf den etwas jüngeren und künftig noch mehr Einsatzpotential bzw. mehr industrielle Kooperation versprechenden EF gesetzt. Schliesslich stehen dahinter doch vier EU-Länder samt ihren Industrie/Techniksektoren und nicht nur eins. Speziell die Freunde in Manching und Warton waren - nicht unbegründet - im Gespräch noch Ende 2011 daher ziemlich gewiss eines Erfolges. Es kam dann doch anders. Nach einer Woche Indien im Vorjahr und vielen Unterhaltungen vor Ort etwa bei HAL und IAF dann aber wieder doch nicht soo überraschend...

Bevor man sich das Warum im Detail anschaut, sollte man aus eurozentristischer Sicht vielleicht eines vermeiden: Während wie hier in Europa sicherheitspolitisch ‚am warmen Ofen' sitzen und für die Bank(direktor)enrettung gerade mit unserer Verteidigung (samt GASP und GSVP) Bleigießen, sehen sich die wirtschaftlich aufstrebenden Inder - wohl mit einem gewissen Grad an Paranoia - zwischen China und wie sie es nennen, dessen ‚Proxy' Pakistan gezwängt und im echten Konfliktfall von Beginn mit einem Zweifrontenkrieg konfrontiert. Daher erklärt einem jeder Taxifahrer und Oberkellner wie absolut notwendig es ist, "unser stetes Wachstum zu sichern und zu schützen. Ja Sir, wir brauchen starke Streitkräfte…" ‚Stark' definiert sich daher weit mehr als in Europa in Stückzahlen: So geschieht die MMRCA-Beschaffung vor - nur luftseitig - dem Hintergrund von 272 Su-30MKI (zur Hälfte übernommen), der Kampfwertsteigerung von über 100 ‚Jaguar' auf DARIN-3, von 51 Mirage-2000H auf Dash5, von 70 MiG-29A auf -UPG, dem Anlaufen der ersten 100 Stk. des Endlosprojekts ‚Tejas' sowie der Definitionsphase der gemeinsam mit Russland fertigzuentwickelten 5. Generation FGFA auf Basis des Sukhoi T-50 (250 bis 300 Stk.). Hunderte MiG-21 und MiG-27 müssen ersetzt werden. Seit Jahren - der Autor hat das vor Ort nachgefragt - bekommt das Militär vom Parlament ‚Beton' warum es passieren konnte dass statt 40 Geschwadern nur 29 (!) da sind… Mit diesem Hintergrund ist es vielleicht zu verstehen, dass es dort im Gegensatz zu uns nicht um den Ersatz einer einzigen Type in 40 Jahren geht. Daher muss es auch nicht ‚das Allertollste' sein, weil man ja sonst nichts hat…

Rafale war klar billiger...

Beide ‚Eurocanards' haben die 643 - 660 Auswahlkriterien problemlos geschafft. Beide schafften - als einzige - auch eine Turn-Around Zeit von unter einer Stunde, samt Triebwerkswechsel. Beide schafften - im Gegensatz zu beiden US-Typen - eine gehaltene Kurvenrate von 24 Grad/Sekunde. Im Austausch mit indischen Kollegen und Offiziellen hat man zwar den Eindruck erhalten, dass der ‚Typhoon' in der Evaluierung als nachweislich stärkstes Gerät grosse Bewunderung hervorrief. Dennoch klang schon letztes Jahr an, dass der Grad an Integration, Interface und verfügbarer (wenn auch rein französischer) Waffenauswahl bei der ‚Rafale' den Indern sehr gefiel, bzw. überhaupt was das Flugzeug JETZT kann wichtiger wäre als erst später geplante Aufwuchsschritte/Potenziale/Roadmaps etc. Überhaupt wenn jene nur durch indisches Geld überhaupt erst realisiert würden. Und auf jeden Fall wichtiger als (sicherheits)politische Überlegungen So ist der Austausch' mit der IAF des indisch-stämmigen US-Carnegie Institute Analysten Ashley Tellis der für die beiden US-Flugzeuge lobbyierte, inzwischen in Indien hundertfach legendärer Selbstläufer: "U've settled for a plane, not a relationship!" IAF to Ashley: "Not looking for a relationship, but a plane, thanks..!" Während der Prozess auch von indischen Kommentatoren als zu sehr 'technikfixiert' und strategisch engstirnig kritisiert wird, haben seit der ebenfalls vorwiegend leistungsbezogenen Verengung auf die zwei Europäer sowohl Bewerter der IAF als auch Verteidigungsministerium mehrmals trocken kommuniziert, nun für den - unter Einbeziehung aller Faktoren wie Stückpreis, Lebenszykluskosten oder Technologietransfer - billigsten Bieter zu optieren. Hier genannt L1. Und das waren die Franzosen - und zwar um fünf bis sieben Mill. US$ pro Flugzeug.

Klar, das ging beim wahlkämpfenden kleinen Präsidenten im Élysée wohlig die Kehle runter wie ein guter Côtes du Rhône oder Madiran. Nicolas Sarkozy feuerte auch sogleich ein Statement ab: "Frankreich ist hoch erfreut über die Entscheidung der indischen Regierung, das französische Flugzeug dank seiner wettbewerbsfähigen Lebenszykluskosten auszuwählen und mit Dassault in Exklusiv-Verhandlungen zu treten. Jene werden von allen französischen Behörden und Dienststellen voll unterstützt werden. Das Ergebnis wird wichtigen Technologietransfer durch die französische Regierung garantieren, wie überhaupt die Tiefe und das Ausmass der strategischen Partnerschaft zwischen Frankreich und Indien dadurch illustriert wird!"

Interessant der Hinweis auf die Lebensdauerkosten, selbst aus dem Élysée. Aus allem was sich seit Ende Jänner aus offiziellen Stellungnahmen, über die gepflegten Kontakte zu indischen Kollegen (Jane's, India-Defence, Geopolitics etc.) und deren Recherchen, mit uns vergleichbar etablierten Webmastern aber auch Diplomaten in Wien in Erfahrung bringen liess, war EADS/Cassidian's Angebot nicht nur ein wenig sondern deutlich teurer als Dassault. Im Folgenden einige der gesammelten Statements und Erklärungen:

  • "Das war vielleicht unsere erste Beschaffungsentscheidung, die nur nach technischen bzw. Fähigkeitsgesichtspunkten gefallen ist."
  • "Wir haben das exakt nach dem Buch gemacht, zuerst in einer extensiven technischen Evaluation und dann in einer akribischen kommerziellen Auswertung. Keine externen Faktoren haben uns dabei gestört."
  • "Rafale hat den Typhoon locker unterboten, sowohl in den Lebensdauerkosten als auch den direkten Beschaffungskosten pro Maschine."
  • "Das ganze Projekt würde um 22 bis 25% teurer, hätte man Eurofighter gewählt. Auch im kommerziellen Teil. Keine Regierung kann sich auf sowas einlassen, wenn beide Designs entsprechen…"
  • "Zwar sind es die direkten Stückpreiskosten die bei Unterschrift am meisten auch öffentlich wiegen, aber es waren erstmals die Lebenszykluskosten wo der L-1 Bieter ermittelt wurde. Gerechnet auf 40 Jahre und 6.000 Einsatzstunden inklusive Ersatzteile und Wartung usw., war der ‚Typhoon' deutlich teurer ausgepreist."
  • · "Während beim ‚Typhoon' wohl vorbereitet und integrationsbereit, hat ‚Rafale' bereits die aktiv elektronisch strahlschwenkende Radarantenne (AESA) des RBE2-AA operationell. Ganz generell, bis zum ‚Rafale'-F3-Standard braucht der ‚Typhoon' noch geschätzte fünf Jahre…"
  • "Wohl hatte MMRCA keine Marine-Komponente, aber über 40 Jahre gesehen war es nicht unwichtig dass ‚Rafale' auch ein Marineflugzeug ist und als solches bereits - siehe Libyen - eingesetzt wird. Ein navalisierter ‚Typhoon' existiert nur als Zeichnung, die haben mit Trägerfliegerei keinerlei Erfahrung."
  • "Was ist im Krieg? Wenn wir Krieg führen müssten, würde uns das historisch bedingt etwas ‚pazifistische' Deutschland dann weiter versorgen? Oder die Italiener ein Embargo verhängen? Die französischen Waffen und Sensoren sind komplett nationale ‚Assets'…
Der letztes Jahr ausgeschiedene IAF-Commander Air Chief Marshal Naik - wir haben ihn noch aktiv in Bangalore interviewt - bringt es auf den Punkt: "'Rafale' ist ein technologisch stimmiger Fighter der 4.5-Generation welcher seine sog. ‚Omnirole'-Fähigkeiten auch bereits adequat nachgewiesen hat, z.B. in Libyen aber auch in Afghanistan. Es wird den Bedürfnissen der IAF über die kommenden Jahrzehnte hinweg mehr als entsprechen."

Nach heutiger Planung - die tatsächliche Stückzahl wird sich in den Vertragsverhandlungen herausformen - sollen die ersten 18 ‚Rafale' in ‚Fly Away'-Zustand jedenfalls nach 36 Monaten aus Frankreich geliefert werden, also ab 2015. Die ersten der 108 in Lizenz bei HAL (Hindustan Aeronautics Ltd.) in Bangalore zusammengebauten Maschinen sollen dann 2017/18 fertig werden und mit einer Rate von anfangs sechs pro Jahr zulaufen. Dieses doch recht dünne ‚Rinnsaal' würde sich des Weiteren - hier sind wir wie beim heimischen Sparpaket aber schon tief in den Annahmen - bis auf 20/Jahr steigern. Im Endausbau will die IAF sechs Staffeln mit je 21 ‚Rafale' ausrüsten, man weiss sogar schon wo die ersten hinkommen sollen: Ambala und Jodhpur im Westsektor und Hashimara im Osten. Eine später mögliche Aufstockung - bei den Su-30MKI bereits zweimal unternommen - auf 200 Stk. wäre aber ein gesonderter Vertrag mit neuen Preisverhandlungen. HAL zielt industrieseitig langfristig darauf ab, schrittweise jene gesuchten bzw. versprochenen 85% Technologie-Absorption - nicht zu verwechseln mit den 50% Offsets f.d. indische Industrie - zu erreichen, wohl aber erst gegen Ende des MMRCA-Programms. Wenn man die aus den Nähten platzenden Anlagen von HAL am ‚Old Airport' in Bangalore mal gesehen hat wird jedenfalls eines klar: In den bestehenden Strukturen können keine 108 oder mehr moderne Flugzeuge gebaut werden, da müssen neue Hallen für Final-Assembly oder Engine-Shop errichtet werden. Über 10.000 arbeiten da schon jetzt an ‚Hawk', ‚Jaguar', ‚Mirage', ‚Tejas' und Hubschaubern…

Voilà. Obwohl in Verhandlungen oft - siehe gewisse Bemerkungen aus den Emiraten - als etwas 'spröde' bzw. hochnäsig beschrieben und z.B. in Marokko, Korea, Singapur oder der Schweiz gescheitert bzw. in den Emiraten vielleicht in der Zielgeraden strauchelnd, haben die Dassault-Leute Indien nun zu +/- 80% im ‚Travel Pod'. Und das nachdem sie 2009 schon wegen schlampiger Antworten auf IAF-Kriterien rausgeflogen und nur dank Monsieur Sarkozy's ‚Reisetätigkeit' wieder berücksichtigt worden waren. Bereits im Vorjahr hatte Frankreichs Vizeverteidigungsminister laut überlegt, die Fertigung des ‚Rafale' 2017 eben auslaufen zu lassen, wenn sich kein Exportkunde fände. Dassault kann sich also ‚diesen' Auftrag einfach nicht entgehen lassen - das weiß man auch in Neu-Delhi. Dort beginnen nächste Woche die exklusiven Vertragsverhandlungen, nun werden die Inder Serge's Mannen für ‚ihre' Rafale-Version das ‚Weiße aus den Augen' holen. Zwar sagte man etwas von April, es wird aber wohl - Fallstricke inklusive - erst nach dem Sommer zu einer Unterschrift kommen. Brasilien - dort ist kein ‚Typhoon' im Rennen, wohl aber ‚Rafale' - wird das aufmerksam beäugen…

"Nur eine Vorentscheidung" versus "No way back"...

In einer ersten Reaktion zum indischen Jane's-Kollegen sagte einer der Campaigner von EADS/Cassdian: "Wir haben verloren, die haben gewonnen. Es ist vorbei…" Schon kurz danach der übliche offiziell-coole Satz: "Wir sind natürlich enttäuscht über den Ausgang, respektieren aber die Entscheidung des indischen Verteidigungsministeriums." (No na…) Bald schlug die für die europäische Politik - sie waren alle in Indien über die letzten 18 Monate - scheinbar überraschende Typenwahl auch auf höchster Ebene durch. Angela Merkel ließ ihren Sprecher Steffen Seibert ausrichten, dass sie das Nein der Inder zum Eurofighter zur Kenntnis genommen habe und bedauere. Nicht zufällig sprach Seibert von "eine Vorentscheidung" und davon, dass das Eurofighter-Konsortium unter Beteiligung von EADS "zunächst nicht zum Zuge kommt." Weiter wollte Berlin offiziell nicht gehen, von offener Verärgerung jedenfalls keine Spur. Wohl auch, weil man in Berlin offenbar auf eine zweite Chance hofft: "Es hat in der Vergangenheit wiederholt Fälle gegeben, in denen vorläufige Entscheidungen wieder umgestoßen worden seien", ergänzte Merkels Sprecher.

Solche Worte hört man bei der EADS-Rüstungstochter Cassidian gerne. Dort war in Manching schon der Betriebsrat ausgerückt und warnte ernüchtert vor einem ‚Auftragsloch', wenn die EF-Produktion (T3B?) auslaufe. Er rief sogleich nach A400M-Arbeit und der ‚Talarion'-Drohne. Offiziell hiess es: "Kein Rückschlag. Die Nachricht aus Indien ist noch keine finale Entscheidung. Wir sind gesprächsbereit, um den Dialog mit den zuständigen Stellen in Indien wieder aufzunehmen. Die Eurofighter-Produktion ist in jedem Fall bis 2017 gesichert, Zeit genug, sich auch um andere Aufträge zu bemühen."

Vielleicht hätten sich die den ‚Typhoon'-Campaign führenden deutschen Programmpartner trotzdem über Hrn. Sarkozy's ‚War Room' gefreut. Aber in Deutschland ist es wohl nicht vorstellbar, das man wegen eines einzelnen Exportauftrages eine Koordinierungszelle auf höchster Ebene aus Verteidigungs-, Finanz- und Aussenministerium einrichtet. Schon gar nicht jene so zu nennen wie die Franzosen. In Indien hat man sich in Unterhaltungen überdies gewundert, dass es überhaupt die Bayern waren denen in Indien der ‚Typhoon'-Campaign in die Hände gelegt wurde. Die Briten bzw. BAE-Systems wären doch - Dutzende Gate-Guards in Indien bezeugen es - nach Canberras, Gnats, Hunters, Jaguars und zuletzt Hawks viel eher prädestiniert gewesen…

In jenem Großbritannien, wo man nun bei BAE Systems ebenfalls um Arbeitsplätze fürchtet, will man sich ebenfalls nicht geschlagen geben. Die indische Entscheidung sei "offensichtlich enttäuschend", erklärte Premierminister David Cameron am 1. Februar im englischen Unterhaus. Aber er wolle "alles dafür tun, die indische Regierung zu ermutigen, sich das Eurofighter-Angebot noch einmal genau anzuschauen. Der Eurofighter sei schließlich ein ausgezeichnetes Flugzeug und der ‚Rafale' weit überlegen." Angerufen hat Cameron - so meint der ‚Daily Mirror' zu wissen - seinen indischen Amtskollegen seit der Verlautbarung dennoch nicht…

"Es tät' auch nix nutzen", würden wir sagen. Eine Woche nach der Typenentscheidung hat das indische Verteidigungsministerium jede Möglichkeit einer Rückkehr des ‚Typhoon' ausgeschlossen. Man habe nun einen ‚preferred bidder', mit dem arbeite man nun weiter. Ein Aufschnüren ist somit nur dann denkbar, wenn ‚Rafale' in den Vertragsverhandlungen so teuer würde, dass mehr Militärbudget oder Zurückstellung/Verkleinerung anderer Beschaffungen nötig und in Indien öffentlich diskutiert würden. Der Kurs des Euro während dieser Monate ist ebenfalls ein Faktor.

‚Indian Issues'...

Es braucht kaum Anstoss, dass der Supervisor im Mirage-Shop in Bangalore sich an seine Zeit bei der IAF erinnert: "Wir waren unter den Ersten die 1985 nach Frankreich gingen und die Mirage-2000 fliegen lernten. Das war - bzw. ist - einfach ein superber Fighter. Das Verhältnis zu Dassault war auch total professionell. Wir erhielten exakt das wofür wir bezahlten. Wir erhielten auch das Training für das wir bezahlt hatten. Klar, wollte man etwas extra kostete das extra. Aber Dassault hat uns nie betrogen oder ‚blöd sterben' lassen. Im Gegensatz dazu die Russen, Du kaufst sechs 'billige' Staffeln, hast aber in Summe immer nur drei einsatzbereit. Gut für Airshows. Umrechnen auf das einzelne Flugzeug - Stichwort Lebensdauerkosten - darf man das aber nicht. Sowas ist bei den Franzosen undenkbar…

Zur weiteren Erhellung noch ein paar ‚indische Eigenheiten' die hinter der Entscheidung hervorleuchten bzw. -‚strahlen'. Zum Einen ist wie geschildert unübersehbar wie sehr die indischen Techniker und Piloten ihre Mirage-2000H über alles ‚lieben', hinter der Hand ist "unsere beste Plattform, besser noch als die Su-30MKI. And how it splendidly performed in Kargil…" zu hören. Und erst vor wenigen Wochen hat man mit Dassault, Thales und MBDA eine Modernisierung bzw. Kampfwertsteigerung der 51 verbliebenen Maschinen auf -2000/5 um 2,4 Mrd. US$ vereinbart, dazu die Lieferung von 490 Matra MICA-BVR-Lenkwaffen. Die passen auf beide Typen. Dazu hat Dassault - in Bangalore wird man darauf stolzgeschwellt hingewiesen - HAL sogar ein Brevier ausgestellt, für andere 2000er-Nutzer technische Leistungen bis hin zum Overhaul zu übernehmen. Peru hat schon ‚gebucht'. Überall hängen Bilder von ‚Ouragan', ‚Alize' und ‚Super-Mystere'…

Katrina Kaif / Die Rafale unter den Models
Foto: http://katrinakaif.org/

Kareena Kapoor / Typhoon unter den Models
Foto: http://www.kareenak.net/

Zum Anderen ein noch wichtigeres Argument, über das aber kaum ein Wort fällt. Wenn auch im Forum dieser Seite heftig als Kriterium abgestritten, hat es der französische Luftwaffenchef Gen. Palomeros in Indien kürzlich in einem Halbsatz selbst angesprochen: ‚Nuclear Strike'. Indien ist ebenso wie Frankreich Atommacht, bereits die indischen Mirages sind - in einer Zweitrolle - für Nuklearangriff verkabelt. In der strategischen Weltsicht Indiens sieht man sich zwischen den beiden Nuklearmächten China und dem ewigen Rivalen Pakistan ‚eingezwängt' - und es war einzig Paris welches in den 1990ern keine Sanktionen verhängte als Indien aus eigener Kraft in den elitären Klub eintrat. Es war - man ist ja ‚Atomkraft-NeinDanke'-sozialisiert und daheim gerade mit dem Anliegen konfrontiert Atomstrom aus Stromimporten auszufiltern - daher besonders augenfällig dass es dort de facto ein explizit wichtiges Anliegen war, diese Zweitrolle zumindest möglich zu wissen. Kann schon sein, dass auch der ‚Typhoon' binnen Wochen lokal umgerüstet werden könnte, es war aber sicher ein Faktor dass die französischen ‚Rafale' seit Juli 2010 in St. Dizier sogar in der primären nuklearen Abschreckungsrolle mit dem 300kt-Ramjet-Marschflugkörper ASMP-A bereits operationell sind. Man stelle sich jedenfalls einen deutschen Staatssekretär vor, der später dem aufheulenden Boulevard den Export eines ‚Atombombers' erklären soll. Nochmals zur Klarstellung, niemand in Indien behauptet, Frankreich würde einen solchen liefern. Auch wir nicht. Wir haben aber den starken Eindruck erhalten, dass die Integration von ‚Rafale' in der ‚Force de Frappe' (Force de dissuasion nucléaire de la France) die Inder nicht unbeeinflusst gelassen hat…

Schlicht ‚ungreifbarer' Faktor - Katrina (Rafale) schlägt Kareena (Typhoon)

Zum Schluss etwas zur Auflockerung. Seit der Spitfire diskutieren ja Piloten und auch wir darüber, wieviel besser ein ‚schönes' Flugzeug doch sein muss. Aber nicht nur wir. Die indischen Kollegen, Blogger und Forumsposter haben den Kandidaten im MMRCA schon früh passende Spitznamen gegeben - hergeleitet von heute populären bzw. begehrten indischen Schaulspielerinnen und Models. Und jene haben inzwischen sogar 'offizielle' Akzeptanz erlangt. Rafale wurde ob ihrer fein-ausgewogenen ‚sexy' Rundungen dem indischen Supermodel Katrina Kaif zugeordnet. ‚Katrina' - man braucht eine zeitlang um zu verstehen wovon da in den hitzigen Diskussionen die Rede ist - hat somit ‚Kareena' geschlagen. So wird der Eurofighter gerufen, ob der 'offensiven' Lippen und dem - wohl an die grossen Canards erinnernden - grösseren 'Vorbau' der Bollywood-Action-Schaulspielerin Kareena Kapoor. Inzwischen hat die Titulierung 'Katrina' bereits in den offziellen Sprachgebrauch im Rafalenews-Blogspot von Daussault Eingang gefunden...

p.s.: Kleines ‚Trostpflaster' für den EF: Muscat hat dieser Tage kürzlich um ein Angebot über 12 ‚Typhoon' T3 ersucht. In der Hoffnung dass jene nicht wie die saudischen T2 von den britischen abgezogen werden, warten wir nun darauf wie ihn die Omani's rufen werden. Irgendwas aus ihrer Sicht Charmantes zwischen Scheherazade und dem weissen Lieblingsrennkamel wird sich schon finden…

GM f. www.airpower.at

Rafale für Indien - 15 Jahre nach Beginn der Produktion hat Dassault endlich einen Exportkunden...und was für einen!
Foto: Dassault

"Omnirole" - elektronisch strahlschwenkendes Radar, Trägertauglich, nuklear bewaffenbar - Frankreichs Rafale kann real was Eurofighter seit Jahren nur in bunte Prospekte druckt...
Foto: Georg Mader

Nicht ganz so stark ,nicht ganz so groß wie ein Eurofighter ist die Rafale trotzdem ein äußerst leistungsfähiges Mehrrollen-Kampfflugzeug.
Foto: Georg Mader

So "einfach" wird die Bewertung in Realität nicht angelaufen sein, unterm Strich ist für die Inder jedoch die Rafale das optimale Paket.
Grafik via Georg Mader

Dassault hat sich enorm um den ersten Exporterfolg bemüht.
Foto: Georg Mader

So "clean" wird die Rafale in Indien selten unterwegs sein.
Foto: Georg Mader

Indien hat seit Jahrzehnten mit Flugzeugen aus Frankreich beste Erfahrungen gemacht.
Foto: Georg Mader