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Neues Internetportal weltweiter GSVP-Einsätze der EU !

Sicherheitspolitische Organisationen und ‚Think Tanks' quer durch Europa haben in den letzten Monaten ihre Kräfte gebündelt um eine neue, allgemein zugängliche Website einzurichten, welche ein Verfolgen und die quellenunterstützte Erläuterung aller weltweiten militärischen und zivilen Sicherheitsmissionen im Rahmen der ‚Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik' (GSVP) der EU erlaubt. Die Seite ist auch von offizieller Seite mit der Hoffnung versehen, als "nützliches Werkzeug für alle in diesem wichtigen Tätigkeitsbereich der Union" dienen zu mögen.

Die Site der ‚CSDP Mission Analysis Partnership' (www.csdpmap.eu) wurde am 18. Jänner 2010 gestartet und von 20 sicherheitspolitisch-relevanten Organisationen und Instituten aus den EU-Ländern Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Norwegen, Spanien und Schweden sowie - trotz Nichtmitgliedschaft - der Schweiz gestaltet. Aus Österreich war niemand dabei. Die involvierten Einrichtungen waren: CICS Bradford University, UK, Clingendael, Netherlands, CMI, Finland, DCAF, Geneva, ECFR, UK & international, Egmont, Brussels, Belgium, EPC, Brussels, Belgium, FRIDE, Spain, Fundacion Alternativas, Spain, GRIP, Brussels, Belgium, IFSH, Germany, International Crisis Group, Brussels, IRIS Paris, France, ISIS Europe, Belgium, IAI, Italy, NOREF, Norway, SIPRI, Sweden, SWP, Germany, UNIDIR, Geneva, ZIF, Germany.

Treibende Kraft bzw. Geisteskind war die unabhängige Forschungsgruppe ‚International Security Information Service (ISIS) Europe'. Jene wird auch Wartung und Updates der Seite übernehmen, Inputs werden weiterhin von den Partnern sowie anderen Institutionen wie Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kommen.

"Nun, da der Lissabon-Vertrag in Kraft getreten ist, ist diese Internetseite besonders wichtig. Unser Ziel ist, dass jeder und jede in Europa über die Einsätze der EU informiert wird und bleibt bzw. ihren Kontext und die Auswirkungen auf sein eigenes Land versteht", so ISIS Europadirektor Giji Gya anlässlich der Startzeremonie. "Wir denken dass Struktur und Nutzerfreundlichkeit des Portals es erlauben wird, dass es ‚die' Referenzseite über die sichtbar realsten Schritte der immer mehr voranschreitenden Sicherheits- und Verteidigungsintegration werden wird."

Die Seite ist sozusagen ‚viergeteilt' und bietet Einstieg in:

Mit diesen Daten sei das Portal - in seiner Anfangsphase - lt. ISIS "aber noch weit von seiner vollen Verwendbarkeit entfernt." Viel nützlicher wird sie mit weiteren geplanten Informationen werden, nämlich Echtzeitdaten und -Updates über die Sicherheitssituation einzelner Einsätze mittels lokalen Quellen vor Ort (wie Offizielle, Streitkräfte, NGOs oder Medienvertreter). Später soll online sichtbar sein, wie sich der jeweilige Einsatz gerade im Einsatzraum auswirkt. Die Idee sei eine "Art Wiki-style funktionierende Plattform mit laufenden Kommentaren und Analysen jener im Feld, was natürlich beträchtliche Ressourcen binden wird." Daher sei - so Gya - die konstante Unterstützung aller Genannten essentiell, zugesagt sei das. Die Vollfunktion soll innerhalb von 12 Monaten laufen…

Web: http://www.csdpmap.eu/

Eine kleine Anmerkung...

Unsere Leser und wir wissen alle, dass die Sicherheitspolitik in Österreich - konträr zu vielen anderen Ländern auf gleicher Entwicklungsebene - stets Eingang in die mitunter tiefsten Niederungen der Tages- und Parteipolitik findet. Daher wird auch die volle Bedeutung der GSVP (Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik) der EU hierzulande tendenziell als Ungemach Bergendes gesehen welches man lieber nicht anspricht. Daher wohl auch kein Input zum CSDP-Portal aus der Walzerstadt…

Trotzdem leben wir in derselben Welt als unsere Partner und Nachbarn und die gemeinsame GSVP - ebenso wie darüber die GASP (Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik) - zielt auf eine Verdeutlichung der Politik(en) und Strategien der Europäischen Union vis á vis dem Rest der Wert ab. Ausnahmen die den "besonderen Status mancher Mitgliedsländer" festhalten sind historisch-verständlich und waren wohl wichtig um das komplexe Regelwerk in die Gänge zu bekommen. Die weitere sicherheits- und militärpolitische Dynamik dieses Planeten wird sich aber eher nicht darum drehen…

Noch steht das aber alles eher am Anfang. Formell sollten hohe Erwartungen heute (noch) nicht allzu hoch angesetzt werden. Es wird immer wieder ehrlich bemühte und wohlmeinende Gipfeltreffen und Erklärungen dazu geben, die Leute die man dorthin in die Arbeitsgruppen schickt sind - eigenes Erleben - nicht zu beneiden. Trotzdem läuft es in die Richtung dass etwa alle Länder nicht immer alles selber machen müssen und weniger semantische Probleme haben, gleich einer Versicherung irgendwo was ‚im Voraus' einzuzahlen.

Zwar sind beide Begriffe - überhaupt im Lissabon-Vertrag - ja heute schon mit Leben erfüllte EU-Prinzipien, trotzdem werden mittelfristig z.B. London oder Paris sich kaum dahingehend orientieren, ihre Verteidigungs- und Sicherheitsmittel auf jeder Ebene stringent in eine EU-Ebene zu implementieren und z.B. die ‚U-Boot Schlüssel' einer lettischen EU-Präsidentin zu übergeben. Was für ein Glück (für unsere politische Führung)…

Doch Entwicklungen und Ereignisse vielfältiger Art könnten diese Haltung ändern oder aufweichen, überhaupt in Zeiten knapper werdender Finanzmittel. Was die - Zeitungsherausgeber mögen verzeihen - noch übrige Neutralität Österreichs betrifft, sei eine englische Zusammenfassung unseres GSVP-Spannungsfeldes des London Institute of Historic Research aus 2007 herangezogen…:

...Smaller countries such as Austria and Ireland are highly unlikely to formally and openly abandon their neutrality, be it for historical and mythological reasons or simply on grounds of overwhelming popular- and medial sentiments. To whatever great extent these countries (as Austria for good example) are however engaged in inter- and supranational security, perhaps even in peace-enforcing engagement in a very 'unneutral' sense. One would even go as far as to say that such policies have in many cases been either not really developed or they change substantially according to day-to-day or party politics. Countries with an incoherent approach to foreign and security issues - for whatever reason this may be - cannot be expected to follow a straight line in their foreign and security policy.

Als weiteren Problempunkt nennt das Institut übrigens die enormen Unterschiede in den Verteidigungshaushalten und - die Politik gegenüber den USA... Womit wir (hierzulande) wieder beim ‚Ungemach' wären…

Georg MADER