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S' "Zweagallond" blickt noch Le Bourget...

In Österreich hat man - wie wir wissen - als in Sachen Militärluftfahrt öffentlich Auftretender keinen leichten Stand. Zumindest wenn man es sachlich ernst und etwas internationalistisch zu nehmen versucht. In erster Linie gegen Politiker, die uns durchwegs wählerverschreckend unprofessionell (aber grad' bei uns erfolgreich) vorgaukeln, z.B. mit Mitteln von 2007 schon 2002 Hochwasser lindern zu können. Oder mittels von geradezu von ideologischem Ekel getriebenem Wahlversprechen, den verbrochenen klassischen Leistungsverzicht als segensreiche Einsparung zu tarnen, an welcher noch Soziales und Bildung genesen würden...!

 
Aber auch gegen deren Meinungstransportmittel. Denn freilich gehören zu Verbreitung und Vertiefung all dieses ausschließlich dem Populismus geschuldeten Schrott's auch entsprechende mediale Werkzeuge, damit das eigentlich zutiefst negative Hineinpfuschen der Tages- und Parteipolitik in Sicherheitsfragen auch am Wahltag möglichst im Hinterk(r)opf präsent sei. Wie gesagt, hier in Österreich. Anderswo nicht. Auch wenn eines der schlimmsten Brecheisen langjähriger Agitation gegen jedwede neuen Flugzeuge seine Zuwendung (zurzeit) gerade Jenen entzieht, die es in unserem Sinne damals am Schlimmsten trieben - auch viel seriösere Medien sind offenbar nicht gefeit, schmerzhaften Unsinn weiter zu verfestigen.

 
So hatte die PRESSE-Website in der vorigen Woche der Luftfahrtmesse im Pariser Le Bourget eine Fotostrecke online, in welcher man sich durch 31 Bilder klicken konnte. Bei Bild Nr. 19 jedoch klickte es bei uns ebenfalls - aber im Hirn. Da für Militärisches bei der PRESSE eigentlich M. Fritzl (Inland) oder B. Bischof (Ausland) oder auch W. Greber als gut bekannt und (fast) immer sattelfest vorausgesetzt werden dürfen, kann es eigentlich nur ein oder eine fliegerisch unbeleckte(r) WirtschaftsredakteurIn gewesen sein. Man hat dem Eurofighter nämlich beinhart sowas wie zwei 'Draken'-Triebwerke verpasst! Sicher nicht wissend dass dazwischen - 'eh' nur' - 50 Jahre Entwicklung, pro Triebwerk etwa 800kg weniger Eigengewicht bei 30% mehr Leistung und vor allem jede Menge Platz liegen. Das Volvo RM6C samt Nachbrenner Mk66 des D-Draken wurde einst als das längste Triebwerk der Welt bezeichnet und würde dem Eurofighter-Piloten wohl bis an die Schultern reichen. Ausser seinen Triebwerken könnt' der EF dann nichts mehr mitführen und wäre somit noch weniger leistungsfähig als - jaja klar - in der Ö-Version 5A/used.

 
Der geschätzte Leser mag diese Meldung gerne als Erbsenzählerei abtun bzw. - wenn er wohlwollend ist - bemerken dass da wenigst irgendjemand aufpasst. Aber es geht um mehr. Es geht darum dass Gleichgültig- oder Ungenauigkeiten dieser Art den steten Tropfen der Unwissenheit bilden, welche den Stein der - anderswo - eigentlich selbstverständlichen Gegebenheiten um Militär-Luftahrt und einer zumindest neutralen Einstellung dazu höhlen. Dem Leser eines gewohnt 'Fleischhackerisch' spitzen Qualitätsblattes vorzusetzen, der europäischen Luftfahrtindustrie wäre in den letzten 20 Jahren nichts eingefallen als heute - z.B. in Paris - einen britischen Lizenz-Engine aus der Nachkriegszeit dem Weltmarkt anzubieten, das generiert dann auch da eben unsägliche Stammtisch-Ansagen wie "bis der oben ist sind die längst drüber", "wir san eh' nur von der NATO umgeben" oder "der kann über Tirol net amal umdrah'n"...

 
Leider ist ein zarter Versuch einer Bildung auf genau diesem Gebiet - es gibt angeblich lt. Bildungspolitikern aller Coleur zuwenig Techniker- bzw. Ingenieurnachwuchs in der Alpenrepublik - 2007 gleich wieder 'abdreht' worden. Im Museum Zeltweg wären Großvater und Urenkel-Triebwerk seit 2005 nebeneinander gestanden. Doch das EF-Triebwerk EJ-200 ist während der 'Verhandlung' jenes erwähnten Leistungsverzichts - als damals feindliches Flugobjekt - von dort 'entfernt' worden und steht nun im Joanneum.

 
Für Berichterstattung über die kommende 'Airpower-2009' läßt sich in dieser leichtfertigen Tonalität ebenso Schlimmes befürchten wie den meisten Platzsprechern ausgesetzt zu sein. Oder sie sorgt eben für Lacher, wie man's nimmt. In diesem Sinne - der Watchdog (und Abonnent) ist immer wachsam. Merk's, Hainburger Straße...

 
(Anm.: Man muss der PRESSE zu Gute halten, dass sie immerhin auf entsprechende Leserreaktionen regaierte und den Fauxpax inzwischen entfernt hat)


Der EJ-200 Prototyp einst in der Militärluftfahrtsammlung in Zeltweg...
Foto: Georg Mader

...steht jetzt im Joanneum in Graz
Foto: Georg Mader

Und das ist ein Volvo RM-6C aus dem Draken. Links das Triebwerk und rechts der dazugehörige Nachbrenner...
Foto: Martin Rosenkranz

Georg Mader