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Gripen on the move
Intensive Vorbereitungen in Schweden für die Nordic Battle Group (NBG)

Gripen im fernen Alaska
Foto: USAF

Bei ADEX in Finnland übten die Gripen neben französischen Mirage
Foto: SAF

Die schwedische Luftwaffe hat für die Gripen aufblasbare Hangars beschafft.
Foto: SAF

Gripen mit vier Laserlenkbomben.
Foto: Saab

Am 1. Jänner 2008 beginnt für einen Teil der schwedischen Luftwaffe ein neues Zeitalter. Dann liegt die Befehlsgewalt nicht mehr in Stockholm, sondern die JAS 39C/D Gripen des Geschwaders F21 in Luleå-Kallax Air Base stehen im Rahmen des Battle Group Konzepts für sechs Monate der Europäischen Union für Einsätze zur Verfügung - auf Anforderung des EU Ministerrates und unter Kommando des Political and Security Committee (PSC).
Die Gripen Luleå-Kallax werden in fünf Tage Abrufbereitschaft, im Rahmen der ca. 2.400 Mann starken Nordic Battle Group (Schweden: 2000; Finnland: 221; Norwegen: 150; Irland: 80; Estland: 45), das Luftelement der Battle Group stellen.

Um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein hat die schwedische Luftwaffe an Übungen und Manövern teilgenommen, welche das bisher da gewesene weit in den Schatten gestellt hat.

SWAFRAP

In Vorbereitung auf Krisenreaktionseinsätze wurde im Jahr 2000, per Beschluss des schwedischen Reichstags, die SWAFRAP - Swedish Air Force Rapid Reaction Unit - geschaffen. Binnen max. 30 Tage ab Alarmierung sollte SWAFRAP für internationale friedenserhaltende Einsätze im Rahmen der Vereinten Nationen, der Europäischen Union oder der NATO PfP für bis zu sechs Monate zur Verfügung stehen.
Bestückt mit dem bewährten AJSF 37 "Viggen" des Geschwaders F21, welche mit NATO-kompatiblem Funk und GPS-Navigation ausgestattet wurden, sollten bei Bedarf vor allem Aufklärungseinsätze durchgeführt werden. Die Einheit nahm bis 2003 an diversen Manövern Teil, kam allerdings nie real zum Einsatz.
Ab 2004 übernahmen JAS 39A/B Gripen des Geschwaders F17 in Ronneby Air Base die SWAFRAP-Aufgaben.
SWAFRAP hatte eine tief greifende Auswirkung auf die Schwedische Luftwaffe - diese änderte ihre Sprache im Flugbetrieb vom seit jeher gewohnten heimatlichen Schwedisch auf Englisch - ein Prozess der nicht von heute auf Morgen zu absolvieren ist.

Dies alles um nach fast 40 Jahren Neutralitätsverteidigung in Schweden wiederum Einsatzaufgaben im Ausland ausführen zu können. Der letzte Kampfeinsatz der schwedischen Luftwaffe hatte von 1961-63 im Kongo unter UN Mandat stattgefunden. Damit das Personal den Anforderungen von int. Operationen auch gewachsen ist nahm die Schwedische Luftwaffe an einer großen Anzahl an int. Manövern teil.

Schwedische Gripen haben teilgenommen an den Übungen ADEX/jährlich in Finnland, Frisian Flag/jährlich in den Niederlanden, Cold Response in Norwegen, Nordic Air Meet in Schweden und Cooperative Cope Thunder in Alaska. Wobei letztgenannte sicher die größte Herausforderung war.

Cooperative Cope Thunder - "Red Flag Alaska" (20. Juli - 4. August 2006)

Im Juli 2006 verlegten sieben JAS 39C/D Gripen (fünf Einsitzer, zwei Zweisitzer) unterstützt durch zwei C-130 und 23 Techniker binnen fünf Tagen via RAF Lossiemouth/GB, Keflavik/Island, Sondre Stromfjord/Grönland, Iqualuit/Kanada, Churchill/Kanada, Cold Lake/Kanada, Yellowknife/Kanada nach Eielson Air Force Base/Alaska.
Eine bemerkenswerte Flugstrecke von 10.200km lag hinter den Schweden - das härteste Manöver an dem sie je teilgenommen hatten noch vor ihnen.
Kommandiert wurde die als "Tango Red" bezeichnete Staffel aus insgesamt 90 Soldaten - welche auch die 12 erfahrensten JAS 39C/D Piloten der Schwedischen Luftwaffe zusammengestellt aus den Geschwadern F17 und F21 sowie von der Operational Test & Evaluation Unit von der Malmen Air Base inkludierte - von Lt. Colonel Ken Lindburg.
Das Übungsziel für die Schweden wurde durch Lt. Colonel Ken Lindburg klar definiert: "Unser Ziel ist es Erfahrung zu sammeln beim Betrieb des JAS 39C/D Gripen als Teil einer großen Multinationalen Einsatzgruppe und bei der Planung, Ausführung, Wartung uns den logistischen Aspekten von Lufteinsätzen im Ausland".
11 Tage lang übten die Schweden im Rahmen eines Manövers an welchem 1.200 Mann aus 13 Nationen und 100 Flugzeuge teilnahmen.
Insgesamt wurden mit den Gripen 340 Flugstunden erzielt und dabei ein Mix an offensiven Taktiken geübt.
Bei über 200 Einsatzflügen wurden im Rahmen von Offensive Counter Air/Close Air Support und Offensive Counter Air/Air Interdiction Missionen wurden gesamt 16 lasergelenkte Bomben der Type GBU-12 abgeworfen, rund 1.000 Schuss aus der 27mm Kanone abgegeben, mehrfach der Einsatz von Luft/Luft-Lenkwaffen simuliert sowie über 1.100 Flares abgeworfen.

Weitere Übungen

Über 8.500 Soldaten von Luft-, Land- und Seestreitkräften aus 18 Nationen nahmen dieses Jahr an der norwegischen Übung "Cold Response" (5. bis 14. März 2007) teil. Gripen Jagdflugzeuge der SWAFRAP-Einheit vom Geschwader F17 wurden nach Andöa in Nord-Norwegen verlegt und flogen von dort ihre Einsätze gemeinsam mit einem F-16 Geschwader der Norwegischen Luftwaffe.

Ab 3. September 2007 nahmen die Gripen von F21 an einer gemeinsamen Übung mit der US Air Force in Lakenheath, England teil. Den Host Partner bei der Übung, deren Hauptziele Electronic Warfare sowie Luftkampf Training war, stellte das 493rd Fighter Squadron "Grim Reapers" mit ihren F-15C Eagle. Und hier zeigten dann die Schweden was sie unter "Rapid Reaction" verstehen.
Sieben Gripen starteten um 9h in Luleå-Kallax und landeten 80 Minuten später in Ronneby zum auftanken. Nach dem kurzen Aufenthalt folgte der 90Min. Flug nach Lakenheath. Kaum dort angekommen waren zwei Gipen schon wieder in der Luft und flogen ihre erste EW Mission gegen die SA-6 Gainful, SA-8 Gecko und ZSU-23 Shilka Flugabwehrsysteme in Spadeadam.
In fünf Tagen wurden mit den sieben Gripen über 60 Sorties geflogen wobei auch Dissimilar Air Combat im Verhältnis 6:4 gegen vier F-15C sowie zwei norwegische F-16 auf dem Programm stand.

Nebst der Teilnahme an Übungen im Ausland war das Geschwader F21 auch als Host für die Übung Nordic Air Meet in Nordschweden (24. September - 5. Oktober 2007) beauftragt. 400 Soldaten und 30 Flugzeuge aus sechs Ländern nahmen daran teil.

JAS 39C/D Gripen der Nordic Battle Group

Auftrag: Luftverteidigung, Aufklärung, Präzisionsangriff und Luft-Nahunterstützung im Rahmen der NBG im Auftrag der EU.
Ausrüstung und Bewaffnung: Litening III Laser Zielbeleuchtungsbehälter, Saab Avionics/Terma JAS 39 Modularer Aufklärungs Behälter (MRP 39), Rb 74 (AIM-9L Sidewinder) Kurzstrecken-Luft/Luft-Rakete, Rb 99 (AIM-120B AMRAAM) Mittelstrecken-Luft/Luft-Rakete, Mauser 27mm Bordkanone, GBU-12 Paveway II 250kg lasergelenkte Bombe, RBS-15 Anti-Schiff-Abstandslenkwaffe, DWS-39 Dispenser-Lenkflugkörper, Rb-75 (AGM-65) Maverick

Martin Rosenkranz

Nordic Battle Group
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