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Nur Relikte des Kalten Krieges?
Die russische Bomberflotte im 21. Jahrhundert

Foto: Kremlin Press-Service, via Georg Mader
Die Meldung vom 17. Juli 2007 überraschte selbst das Pentagon: die russischen Fernfliegerkräfte begannen die größte Übung seit 17 Jahren. Bis zum 22. Juli wurden mehr als 50 Übungen mit mehr als 400 Flugstunden durchgeführt. Am 06. September wurden acht Langstreckenbomber Tu-95MS-6 von norwegischen F-16A begleitet und schließlich von britischen Eurofighter Typhoons abgefangen.
Von Marco "Foxhound" Friedrich für www.airpower.at

Das schwierige Erbe

26. Dezember 1991: die Sowjetunion wird aufgelöst. Nuklearwaffen und deren Trägermittel - schwere Bomber, Marschflugkörper und Interkontinentalraketen - fallen an vier Staaten ab: die Russische Föderation, die Ukraine, Belarus und Kasachstan. Außer Russland hatte keines der Länder Interesse (und Geld) am Unterhalt solcher Waffensysteme und gab große Teile davon an Russland ab.
Die Ukraine erbte 140 Bomber - 19 Tu-160, 23 Tu-95MS, 43 Tu-22M3, 22 Tu-22M2 und 33 Tu-22KD - und begann ab 1993 mit der Demontage. Die nuklearen Marschflugkörper Kh-55SM gingen ab 1992 zurück an Russland. Etwa 20 Tu-22M3 blieben noch bis 2003 im Bestand. An Kasachstan fielen 40 Tu-95MS und 240 Marschflugkörper Kh-55. Flugzeuge und Waffen gingen ab 1993 im Austausch gegen 32 Abfangjäger MiG-31BS zurück an Russland.
Russland selbst stellte die Produktion der Bomber Tu-160, Tu-95MS und Tu-22M3 bis 1993 ein und die Fernfliegerkräfte gaben ab 1991 ihre Sperrflüge auf. Immer weiter sinkende Etatkürzungen zwangen die Überreste der Fernfliegerkräfte an den Boden, eine Krise, die erst in den letzten vier Jahren schrittweise überwunden wurde. Doch was ist 16 Jahre nach dem Fiasko übrig geblieben?


Foto: RAF

Foto: Kremlin Press-Service, via Georg Mader

Die Bombenflugzeuge der Fern- und Frontfliegerkräfte.

Tupolew Tu-160 (NATO-Code: Blackjack)

Mit Auflösung der Sowjetunion befanden sich 19 Tu-160 in der seit August 1991 unabhängigen Ukraine. Zusammen mit 15 Tu-95MS vom Standort Usin und 575 Marschflugkörpern Kh-55 entwickelten sie sich in den Folgejahren zu einem schwierigen Verhandlungsgut zwischen beiden Staaten. In den 1990er Jahren trugen die 19 Tu-160 das Hoheitsabzeichen der Ukraine, aber von einem regelmäßigen Einsatz konnte keine Rede sein. Abgeschnitten von Ersatzteillieferungen sanken die Flugstunden rapide ab. Das ukrainische Personal verfügte zudem nicht über ausreichende Möglichkeiten, um die komplizierte und stets störanfällige Technik zu beherrschen. Da der Erhalt einer strategischen Bomberflotte ohnehin nicht vorgesehen war, begann die Ukraine 1998 mit der Verschrottung der Bomber - und russische Militärs sahen geschockt zu, wie ihr modernstes Gerät in Alteisen verwandelt wurde. Erst als 10 Maschinen zur Verschrottung gingen, wachte der Kreml endlich auf, denn nur sechs Tu-160 waren nach dem Kollaps in Russland geblieben. Russland erreichte im Winter 1999/2000 gegen die Verrechnung von Altschulden aus Gaslieferungen von der Ukraine die Aushändigung der noch vorhandenen drei Tu-95MS, acht Tu-160 sowie der zugehörigen 575 Marschflugkörper. Diese acht Tu-160 besonderem Interesse für die russischen Streitkräfte, da sie zum damaligen Zeitpunkt noch über 80 bis 90 Prozent ihrer Betriebszeit verfügten. In der Ukraine blieb eine einzige Tu-160 in einem Museum auf der Basis Poltawa zurück. Heimat der Tu-160 ist seit 1993 der Stützpunkt Engels in der Oblast Saratow am Ostufer der Wolga im Bestand des 121. Schweren Bombenfliegerregimentes der 22. Schweren Garde-Bombenfliegerdivision. Mit Übernahme der acht ex-ukrainischen Tu-160 erhöhte sich der Bestand auf 14 Maschinen. Seither ist das Regiment ausschließlich mit Tu-160 ausgestattet und verfügt damit über Russlands einzige überschallschnelle Bomberkapazität strategischer Reichweite.
2001 kam zwar eine weitere Maschine in den Truppendienst, doch dann stürzte die Mikhail Gromow am 18. September 2003 ab, wobei die vierköpfige Besatzung unter Jurij Dejneko ums Leben kam. Am 05. Juli 2006 wurde eine neue Tu-160M nach modernisiertem Standard übergeben. Das Flugzeug trägt die Nummer Rote 19 und den Namen des Chefkonstrukteurs der Tu-160, Walentin Blisnjuk. Mitte 2007 kam eine weitere Maschine hinzu und es begann ein Programm zur Modernisierung der restlichen Maschinen. Alle 16 Tu-160 sind nach großen sowjetischen oder russischen Persönlichkeiten benannt.
Die Tu-160 verfügt über zwei Bombenschächte mit jeweils einem Drehgestell. Es können entweder 12 mit nuklearen Gefechtsköpfen bestückte Marschflugkörper Kh-55SM, Kh-555 oder Kh-101 mitgeführt werden. Ursprünglich war geplant, die Maschinen für die schweren Hyperschall-Marschflugkörper Kh-90 umzurüsten. Offiziell gilt das Programm als gestrichen, doch seit 2004 halten sich Gerüchte, die Erprobung gehe weiter. Für konventionelle Luftschläge können 24 Luft-Boden-Raketen der Typen Kh-15 eingesetzt werden. Nach dem Modernisierungsprogramm sollen Kh-58UShKB, Kh-38, Kh-29T, Kh-29ML, Kh-59M, Antiradarraketen Kh-31P oder Antischiffraketen Kh-31AD oder Kh-35U sowie Bomben KAB-1500 und KAB-500 eingesetzt werden können. Der Betrieb der Tu-160 gilt bis 2040 als gesichert.

Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Martin Rosenkranz

Tupolew Tu-95MS-6 (NATO-Code: Bear-H)

Neben der Bomberversion wurde die Tu-95 auch als strategischer Raketenträger gebaut. Eine Weiterentwicklung ist die Patouillenversion Tu-142, aus der die Tu-95MS-6 und die Tu-95MS-16 als Träger für Flügelraketen entwickelt wurde. Diese (abgesehen vom Antrieb) mit der B-52H vergleichbaren Maschinen wurden von 1988 bis 1993 gebaut, bis Jelzin die Produktion einstellen ließ. Mit Tu-95MS-6 sind das 185. Schwere Bombenfliegerregiment in Engels, das 182. und 79. Bombenfliegerregiment - beide in Ukrainka bei Blagoweshtshensk - ausgerüstet. Die Tu-95MS-6 kann sechs nukleare Kh-55SM im internen Drehgestell tragen. Tu-95MS-16 konnte zusätzlich zehn Kh-55SM unter den Flügeln tragen, doch diese wurden später zu Tu-95MS-6 zurückgerüstet, um die Abrüstungsverpflichtungen einzuhalten.
2005 wurde ein Modernisierungsprogramm in Leben gerufen, das die Bezeichnung Tu-95MSM trägt. Sie kann vier Marschflugkörper Kh-101 im internen Drehgestell und vier weitere unter den Flügeln mitführen. Zur Abwehr haben die Maschinen in der Heckkanzel zwei radargesteuerte 23-mm-Kanonen GSh-23. Mit entsprechenden Upgrades kann die Turboprob-Stratofortresskij noch 30 Jahre weiterbrummen.

Tupolew Tu-22M3 (NATO-Code: Backfire-C)

Die Tu-22M3 fliegt nur noch in zwei Regimentern, da das 444. Bombenfliegerregiment 2007 der aktiven Reserve zugeteilt wurde. Es bleiben das 52. Bombenfliegerregiment in Shaikowka und das 840. Bombenfliegerregiment in Soltsij.
Die Tu-22M3 kann bis zu zehn Kh-15 im internen Drehgestell oder zwei Kh-41 unter den Flügeln mitführen. Zur Abwehr stehen in der Heckkanzel zwei radargesteuerte 23-mm-Kanonen GSh-23L zur Verfügung.
Auch hier kommt noch eine Modernisierung in Frage. Hierbei stehen die Einrüstung neuer Navigationssysteme einschließlich Radar sowie Geräte für elektronische Gegenmaßnahmen und auch die Verwendung neuer Waffen wie der konventionellen Marschflugkörper Kh-101 und Kh-555 im Vordergrund. So ist in den nächsten Jahren, möglicherweise bis 2025 mit einer weiteren Verwendung des Bombers bei den russischen Streitkräften, inklusive der Einbindung in anvisierte Neustrukturierungen und die Ausrichtung auf mögliche kleinere, regionale Konflikte zu rechnen. Über längere Zeit hinweg wird die Tu-22M3 allerdings durch die Su-34 abgelöst werden, da diese in der Luft betankt werden kann.

Foto: Georg Mader

Sukhoi Su-34 (NATO-Code: Fullback)

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, das die Su-34 Mitte der 90er Jahre hätte eingeführt werden sollen und sich verspätet hat. Von der Serienreife vor 2005/06 war bei Entwicklungsbeginn nie die Rede, weil zwischendurch die Su-24M-Flotte modernisiert werden sollte. Als das jedoch nicht der Fall war, wurde das Su-34-Programm sogar beschleunigt.
Blicken wir zurück: auf Basis der Su-27 begann am 21. Januar 1983 unter der Bezeichnung Su-27IB die Entwicklung eines neuen Jagdbombenflugzeuges.
Der erste Prototyp T-10W-1 Blaue 42 hob am 13. April 1990 ab. Sie wurde aus einer Su-27UB umgebaut und besaß im Gegensatz zu den restlichen Vorserienmaschinen noch nicht das Tandemhauptfahrwerk. T-10W-2 Blaue 43 flog am 18. Dezember 1992 und wurde 1994 in Shukowskij vorgestellt. T-10W-3 war nur eine Zelle für Bruchversuche. Ihr folgten die Vorserienmaschinen T-10W-4 Weiße 44 (Erstflug 26. Dezember 1996), T-10W-5 Weiße 45(Erstflug am 28. Dezember 1996) und T-10W-6 Weiße 46 (Erstflug am 27. Dezember 1997). Mit T-10W-4 begann sie Waffensystemerprobung, T-10W-5 hatte erstmals das Missionssystem Sh141 Kishtshnik, welches ab 1996 getestet wurde. Auch T-10W-4 wurde ab Ende 1996 damit geflogen. 1999 erhielt diese Maschine das Optische System Platan. So ausgestattet eskortierte sie im April 2000 Frontbombenflugzeuge Su-24M zu Übungen bei Ashuluk. Dabei wurde vor allen das EloKa-System L-175W Kibinij getestet. 2000 und 2002 wurden zwei Maschinen versuchsweise über Tschetschenien eingesetzt.
T-10W-6 wurde 1999 mit neuen Computern der BtsWM-386-Serie ausgerüstet, welche die alten Argon ablösten. Leninetz nutzte außerdem eine umgebaute Tu-134 als Testträger für das Radar W004. Zwei weitere Vorserienmaschinen - T-10W-7 Weiße 47 und T-10W-8 Weiße 48 - flogen am 22. Dezember 2000 und am 20. Dezember 2003. Die Erprobung hatte sich zwischendurch sehr langsam hingeschleppt. Als jedoch General Wladimir Mikhailow im April 2002 zum Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte ernannt wurde, drängte er auf eine Beschleunigung des Programm und drohte andernfalls seine Streichung an. Nach 150 Testflügen im Jahr 2002 wurden allein im ersten Halbjahr 2003 etwa 130 Missionen geflogen.
Die Luftstreitkräfte jedoch wollten weitere Verbesserungen, obwohl die erste Phase der staatlichen Erprobung abgeschlossen war. NAPO brachte diese Verbesserungen in die T-10W-8 ein. Am 30. September 2006 war die Wiederholung der staatlichen Versuche abgeschlossen. Erstmals wurden in dieser Phase GLONASS-gesteuerte Bomben der KAB-500-Serie abgeworfen. Schließlich flog am 12. Oktober der erste Serienflugzeug Rote 01 und wurde zusammen mit der 02 am 15. Dezember 2006 an die Luftstreitkräfte übergeben. Die Rote 01 ging zum Zentrum für Einsatztraining und Umschulung nach Lipetsk, die Rote 02 blieb etwa bis Juli 2007 in Nowosibirsk, da sie noch nicht voll ausgerüstet war. An ihr wurde zwischenzeitlich aber auch das Bodenpersonal ausgebildet.
Die Su-34 hat nebeneinander liegende Sitze und einen 17 mm starken Titanpanzer mit einer Masse von 1.480 kg, der nicht nur das komplette Cockpit schützt, sondern auch Zellentanks und Teile der Triebwerksgondeln einschließt. Durch den Einbau radarabsorbierender Materialien, einen Radarschutzanstrich sowie durch die gelungene Formgebung des Rumpfbugs, den Wegfall der Stabilisierungsflossen unter den Seitenleitwerken wurde die Radarsignatur beträchtlich gesenkt. Der Heckstachel wurde vergrößert und schafft Platz für ein nach hinten gerichtetes Radar, was nicht nur zur Überwachung dient, sondern auch radargelenkte Raketen, wie die R-77 steuern kann. Damit wird die Su-34 zum ersten Kampfjet im aktiven Dienst, der nach hinten schießen kann.
Als Abfangjäger konfiguriert kann die Su-34 Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-27R oder R-27T, acht Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-77 oder acht Luftkampfraketen R-73M2 mitführen. In der Konfiguration als Jagdbombenflugzeug können Luft-Boden-Raketen Kh-59, Kh-58UShKB, Kh-38, Kh-29L, Kh-29T, Kh-25ML, S-25LD oder steuerbare Bomben KAB-1 500TK, KAB-500Kr und KAB-500L, Antischiffraketen Kh-31AD , Kh-41 oder Kh-35U oder Antiradarraketen Kh-31P eingesetzt werden. An ungelenkten Waffen zur Bekämpfung von Erdzielen können Luft-Boden-Raketen S-8, S-13, S-25, Bomben FAB-500, FAB-250, EB-500, BETAB-500 und FAB-100 sowie Kanonenbehälter KMGU mitgeführt werden. Auch eine 30-mm-Kanone GSh-301 ist vorhanden.
Nachdem am 31. Juli 2007 die Rote 01 schließlich am 31. Juli 2007 ihrer Einheit in Lipetsk übergeben wurde, nähern sich die Tests der 02 dem Ende. Bis Ende 2007 sollen sechs weitere Maschinen zulaufen. 2010 soll schließlich das erste Regiment mit 24 Maschinen einsatzbereit sein. Bis 2015 sollen insgesamt 58 Su-34 ausgeliefert sein. Das wären 48 Maschinen für zwei Regimenter und zehn weitere zur Umschulung. Pläne bis 2020 und darüber hinaus sprechen von 200 Maschinen. Womöglich wird sogar schon an der nächsten Version mit neuen Triebwerken AL-41F gearbeitet.

Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Martin Rosenkranz

Sukhoi Su-24M2 (NATO-Code: Fencer-D Mod-2)

Den Truppendienst erreichte die Su-24 im Jahr 1974, die Su-24M im Jahr 1986. Durch einen UPAZ-Behälter können andere Flugzeuge in der Luft betankt werden. Die Produktion lief bis 1993. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren die vorhandenen Su-24M der russischen Luftstreitkräfte jedoch auf Grund fehlender Modernisierungen veraltet. Es wurde ein Programm ins Leben gerufen, dass die Su-24M waffentechnisch auf modernstes Niveau bringen sollte: die Su-24M2. Sie ist in der Lage, die modernsten Lenkwaffen einzusetzen. Es können Luft-Boden-Raketen Kh-59, Kh-58UShKB, Kh-38, Kh-29L, Kh-29T, Kh-25ML, S-25LD oder steuerbare Bomben KAB-1 500TK, KAB-500Kr und KAB-500L, Antischiffraketen Kh-31AD , Kh-41 oder Kh-35U oder Antiradarraketen Kh-31P eingesetzt werden. An ungelenkten Waffen zur Bekämpfung von Erdzielen können Luft-Boden-Raketen S-8, S-13, S-25, Bomben FAB-500, FAB-250, EB-500, BETAB-500 und FAB-100 sowie Kanonenbehälter KMGU mitgeführt werden. Zur Selbstverteidigung können Luftkampfraketen R-60M oder R-73M2 eingesetzt werden. Auch eine 23-mm-Kanone GSh-6-23M ist vorhanden. Ende 2006 waren zwei Su-24M2 fertig und wurden zu ihren Einheiten zur Truppenerprobung überführt. Die ersten 12 Su-24M2 gehen demnächst an die Truppe. Vermutlich werden über 200 Maschinen umgerüstet, da das Upgrade relativ kostengünstig ist.

Foto: Georg Mader

Verbände der Fernfliegerkräfte

Verband Standort Flugzeuge
121. Schweres Garde-Bombenfliegerregiment, 22 AF DIV, 37 AF ARMY (STRATEGIC) Engels 16 x Tu-160
184. Schweres Bombenfliegerregiment, 22 AF DIV, 37 AF ARMY (STRATEGIC) Engels 22 x Tu-95MS-6
79. Schweres Bombenfliegerregiment, 326 BBR DIV, 37 AF ARMY (STRATEGIC) Ukrainka 20 x Tu-95MS-6
182. Schweres Bombenfliegerregiment, 326 BBR DIV, 37 AF ARMY (STRATEGIC) Ukrainka 22 x Tu-95MS-6
840. Bombenfliegerregiment, 22 AF DIV, 37 AF ARMY (STRATEGIC) Soltsy 35 x Tu-22M3
52. Bombenfliegerregiment, 22 AF DIV, 37 AF ARMY (STRATEGIC) Shaikowka 35 x Tu-22M3

Verbände der Frontfliegerkräfte (nur Kampfverbände)

Verband Standort Flugzeuge
559. Bombenfliegerregiment, 1 ATTACK DIV, 4 AF ARMY (NORTH CAUCASUS) Morozowsk 30 x Su-24
959. Bombenfliegerregiment, 1 ATTACK DIV, 4 AF ARMY (NORTH CAUCASUS) (wird stillgelegt) Eisk 32 x Su-24
67. Bombenfliegerregiment, 149 COMB DIV, 6 AF ARMY (LENINGRAD) Siwerskaja 34 x Su-24M
722. Bombenfliegerregiment, 149 COMB DIV, 6 AF ARMY (LENINGRAD) Gdow 29 x Su-24M
277. Bombenfliegerregiment, 83 BBR DIV, 11 AF ARMY (FAR EAST) Khurba 32 x Su-24M
523. Bombenfliegerregiment, 83 BBR DIV, 11 AF ARMY (FAR EAST) Woshajewka 30 x Su-24M
2. Garde-Bombenfliegerregiment, 21 COMB DIV, 14 AF ARMY (SIBERIAN) Orshanskij Tshita 36 x Su-24M
1. Bombenfliegerregiment, 105 COMB DIV, 16 AF ARMY (MOSCOW) (wird stillgelegt) Lebjashje 49 x Su-24M
455. Bombenfliegerregiment, 105 COMB DIV, 16 AF ARMY (MOSCOW) Woronesh 34 x Su-24

Luft-Boden-Lenkwaffen der russischen Bomber

Aufgeführt sind alle Waffen, die von den schweren Bombern eingesetzt werden können und in Zukunft von diesen eingesetzt werden sollen, da die Modernisierungsprogramme den Einsatz der kleineren (Jagdbomber-) Lenkwaffen beinhalten.

Kh-55
Foto: CMOTP-Doku TV

Kh-90
Foto: web

Kh-59M
Foto: Martin Rosenkranz

V.l.n.r. Kab-500, Kh-35, Kh-31 und Kab-500
Foto: Martin Rosenkranz

Su-34 mit diversen Aussenlasten.
Foto: Martin Rosenkranz

Kh-90 (NATO-Code: AS-19 Koala)

Viele Mythen ranken sich um dieses Monster. Kh-90 ist nämlich 10,30 m lang, wiegt mehr als zwei Tonnen und soll mehr als Mach 5 (Gerüchten zufolge Mach 8) erreichen. Das Programm soll zwar 1992 eingestellt worden sein, doch 1995 sollen erneut Versuche stattgefunden haben. Die Größe der Kh-90 ist relativ gering, wenn man die Reichweite von 3 500 km und die Zuladung von zwei Gefechtsköpfen (konventionell oder nuklear), die nach der Abtrennung jeweils noch 100 km zurücklegen können, berücksichtigt. Der Antrieb, der diese neue Generation von Marschflugkörpern auf eine so große Überschallgeschwindigkeit bringen kann, ist allgemein als Ramjet bekannt und verbrennt u. a. normale Umgebungsluft. Das Ramjet-Triebwerk funktioniert allerdings erst ab einer Geschwindigkeit von Mach 3, weshalb die X-90 nach dem Ausklinken erst mit einem Raketentriebwerk auf diese Geschwindigkeit gebracht werden muss. Daher vermutet man, dass - sollte sie jemals zum Einsatz kommen - nur die Tu-160 in der Lage ist, diesen Brummer einzusetzen

Kh-55 (NATO-Code: AS-15 Kent)

Die Kh-55 ist ein strategischer Marschflugkörper, der von Bombern und Unterseebooten aus gestartet werden kann. Sie besitzt eine Reichweite von 2 500 bis 3000 km und verfügt über eine Trägheitslenkung, kann jedoch auch über GLONASS ins Ziel gebracht werden. Nukleargefechtskopf von 200 kt

Kh-555 (NATO-Code: AS-15 Kent)

Kh-555 ist die konventionelle Version der Kh-55. Wurde in den 1990er Jahren noch getestet, dann wurde das Projekt von Boris Jelzin gestrichen. Unter Putin jedoch wieder aufgegriffen begann die Waffensystemerprobung 2003 erneut.

Kh-15 (NATO-Code: AS-16 Kickback)

Die Kh-15 wurde als Antwort auf die AGM-69 SRAM der US Air Force einwickelt. Sie wurde ab 1988 bei den Fernfliegerkräften eingeführt. Nach dem Start steigt die kh-15 in einer aeroballistischen Flugbahn in bis zu 40 000 m Höhe, der Zielanflug erfolgt im Sturzflug mit Mach 5. Reichweite 200 km, Nuklearkopf von 350 kt.

Kh-101 (Noch kein NATO-Code)

Die ersten Tests fanden 1995/96 statt. In der luftgestützten Version ersetzen sie die Kh-55 in einer konventionellen Rolle. Steuerung über Satelliten-Link. Reichweite 5 000 km bei Mach 2,5. Konventioneller Gefechtskopf von 450 kg, Ramjet-Antrieb.

Kh-59M (NATO-Code: AS-18 Kazoo)

Kh-59M wurde 1982 als Modifikation der Kh-59 mit zusätzlichem Microturbo eingeführt. Sie verfügt über einen Datalink-Pod APK-9. Das System mit Pod und Rakete trägt die Bezeichnung Owad-M und kann bild auf ihr Ziel abgefeuert werden. Nach dem Start wird die Kh-59M mit einen Raketentreibsatz auf Geschwindigkeit gebracht, die Zielaufschaltung mittels TV-Suchkopf erfolgt erst, wenn das Ziel in Sichtweite ist. Reichweite 115 km bei Mach 0,9, konventioneller Gefechtskopf von 380 kg.

Kh-58U und Kh-58UShKB (NATO-Code: AS-11 Kilter)

Kh-58U ist eine Antiradarrakete, die 1980 als Antwort auf die AGM-88 HARM in Dienst gestellt wurde. Kh-58UShKB ist die für Flugzeuge der 5. Generation bestimmt und soll auch intern mitgeführt werden können. Ist in der Lage, nach Abschalten des Feindradars dessen Position selbstständig anzufliegen. Die Lenkung erfolgt über Passivradar oder GLONASS. Reichweite 120 km bei Mach 3,6, konventioneller Gefechtskopf zwischen 100 und 200 kg, einstufiges Feststofftriebwerk.

Kh-38M (Noch kein NATO-Code)

Lediglich ein Modell wurde auf der MAKS-2007 präsentiert. Es handelt sich um eine prinzipiell neue Mehrzweck-Lenkwaffe, die verschiedene Gefechtsaufgaben lösen soll. Reichweite, Antrieb und Gefechtskopf unbekannt.

Kh-35U (NATO-Code: AS-20 Kayak)

Antischiffrakete analog zur Harpoon. Fliegt mit Mach 0,8 in drei bis fünf Meter Höhe das Ziel an. Die Lenkung erfolgt über aktives Radar, Trägheitsplattform oder GLONASS. Als Antrieb dient ein Miniturbo, Reichweite 120 km.

Kh-31A und Kh-31AD (NATO-Code: AS-17 Krypton)

Antischiffrakete mit aktivem Radarsuchkopf. Die Entwicklung begann 1977 und die ersten Versuche fanden 1982 statt. Der Ramjet zündet nach ausbrennen des Boosters. Nach dem Abschuss steigt die Rakete auf 25 000 Meter und stürzt sich in Ziel. Die Kh-31AD kann auch Ausweichmanöver fliegen. Reichweite 70 km, über Mach 3 im Zielanflug. Gefechtskopf von 90 kg.

Kh-31P und Kh-31PK (NATO-Code: AS-17 Krypton)

Antiradarrakete zur Abwehrunterdrückung, kann angeblich auch gegen AWACS eingesetzt werden. Die Luft-Luft-Version Kh-37 wurde zwar getestet, ging jedoch (bisher?) nicht in den Truppendienst. Antrieb wie Kh-31A, Lenkung über aktives oder passives Radar und GLONASS. Die Kh-31PK soll Ausweichmanöver fliegen können. Ist in der Lage, nach Abschalten des Feindradars dessen Position selbstständig anzufliegen. Reichweite 110 km, Gefechtskopf von 90 kg.

Kh-29T/TE und Kh-29L/ML (NATO-Code: AS-14 Kedge)

Luft-Boden-Lenkwaffe zur Bekämpfung von gehärteten Boden- und ungeschützten Seezielen. Kh-29T hat eine TV-Lenkung und verfügt über eine Reichweite von 12 km. Kh-29TE ist die verbesserte Variante mit bis zu 32 km Reichweite. Die Kh-29L/ML verfügt über einen Lasersuchkopf und hat ebenfalls 12 bis 32 km Reichweite. Als Antrieb dient bei allen Varianten ein Feststofftriebwerk. Die TV-Suchköpfe werden vor dem Abschuss auf das Ziel gelockt. Penetrations-Gefechtskopf mit Splitterwirkung von 310 kg.

KAB-1500

Lasergelenkte Bombe mit HE-, Penetrations- oder Fuel-Air-Explosive-Gefechtskopf. Ziel muss vor dem Abwurf markiert werden.

KAB-500L und KAB-500Kr

TV- oder Lasergelenkte Bombe mit Penetrations- oder Fuel-Air-Explosive-Gefechtskopf. Ziel muss vor dem Abwurf markiert werden.

Was bringt die Zukunft?

Es gibt durchaus schon Planungen und Entwürfe für zukünftige Bombenflugzeuge. Das OKB Sukhoi hat insgesamt drei Entwürfe in der Schublade. T-60S, Objekt 54S und das PAK DA. Derzeit ist es natürlich fraglich, welcher von den drei Entwürfen es wenn überhaupt ins Modellstadium schafft. Auch ist über taktisch-technische Parameter so gut wie nichts bekannt und ein paar Zeichnungen sagen ebenfalls nicht viel aus.
Tatsache ist allerdings, dass man nicht alles glauben muss, was in den Zeitungen steht. Selbst wenn man sogenannte Militärexperten auf die Tu-95MS anspricht, hört man: "Was denn, die alten Dinger fliegen noch?" Doch so alt sind die Maschinen nicht, und wenn man sich die Bewaffnung genauer ansieht, wird einem ganz anders. Die Modernisierungsprogramme laufen derzeit zwar langsam, werden aber je nach Finanzierung beschleunigt. Man geht davon aus, das bis 2015 die Hälfte der schweren Bomber modernisiert sein dürfte. Nach der Wiederaufnahme der Sperrflüge (wenn auch ohne Waffen an Bord) scheint deutlich zu sein, dass sich die russischen Fernfliegerkräfte nicht mit eingeholter Fahne verabschiedet haben.