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Die Kannibalen von Hörsching
Wieviel Sinn macht ein 105 Upgrade?

Um den allerletzten Rest der 105 Flotte flugfähig zu halten werden Teile ausgebaut wo immer man sie auch herkriegen kann - und sei es auch aus dem Museum.
Foto: Martin Rosenkranz

Bessere Zeiten - Saab 105 mit Aufklärungsbehälter und - zu Testzwecken - "Red Baron" Infrarotlinescanner.
Foto: Militärluftfahrtausstellung Zeltweg

Heute hängt der Aufklärungsbehälter nur noch von der Museumsdecke.
Foto: Martin Rosenkranz

Das beste Argument für die 105 lautet "Wir haben das Flugzeug technisch im Griff" - nach bald 40 Jahren kaum verwunderlich.
Foto: Martin Rosenkranz

Das Cockpit der spanischen F-5M
Foto: EADS(CASA)

Die von RADOM Aviation Systems Ltd modernisierte PC-9M "Hudournik". Foto: Martin Rosenkranz

Österreich hat auf den Kauf von Zweisitzer-Eurofighter - diese wären auch voll einsatzfähig - verzichtet. Das Resultat: 40+ Jahre Ausbildung im Ausland.
Foto: Martin Rosenkranz

Pilartus PC-21 Jet Pilot Training System
Foto: Martin Rosenkranz

Die Schweizer wollen den Sprung direkt vom Turboprop in die Zweisitzer-Hornet wagen.
Foto: Martin Rosenkranz

Die BAE Hawk verkauft sich nach über 30 Jahren immer noch gut.
Foto: Martin Rosenkranz

Der Aermacchi M-346 "Advanced Fighter Trainer" ist der modernste Subsonic-Jet Europas, sucht aber noch Kunden.
Foto: Martin Rosenkranz

Die Aero L-159 ALCA wird als einsiziges Kampfflugzeug und zweisitziger Trainer neuwertig gebraucht angeboten.
Foto: Georg Mader

Das Cockpit des zweisitzigen L-159B Trainers.
Foto: Helmut Skrdla

Im Zeltweger Militärluftfahrtmuseum - sehr sehenswert und bei freiem Eintritt zu besuchen - gab es neulich offenbar unübliche Gäste.
Statt neuer Besucher erschienen Techniker der Fliegerwerft mit Werkzeug. Ihr Ziel - die vier Draken des Museums. Zweck der Aktion war jedoch keine Instandsetzung der Ausstellungsstücke, sondern das Gegenteil: Fachkundig wurden Klappen geöffnet und Geräte sowie Instrumente ausgebaut, welche andernorts offenbar noch dringend gebraucht werden. Die Schwedenbomber wurden schlicht "kannibalisiert" - ein Unwort das unsereins weltweit als typisches Symptom lang verfehlter Planung und/oder tot gesparter Strukturen gilt...

Empfänger der "musealen Teile" ist niemand anderer als der seit 1970 im Einsatz stehende Jet-Trainer des Bundesheeres - die Saab 105Ö. Die kleine Flotte von einst 40 und heute noch 28 Flugzeugen ist ein weltweites Unikat - es gab und gibt den Typ nur bei uns. Es fand sich in den 70er Jahren nur Österreich als Kunde für das Flugzeug und es repräsentierte - trotz Behübschungen wie der Einheitsbezeichnung "Jabo-Geschwader" - hierzulande fast zwei Jahrzehnte lang die eher dürftige Speerspitze der Militärluftfahrt. Die einst mitbeschafften Luft/Boden-Raketen wurden längst restlos durch Übungsschiessen aufgebraucht. Die Behälter mit den Vinten-Aufklärungskameras - während der Slowenienkrise 1991 auf der 105 zur permanenten Auswertung der Lage an der Grenze im Dauereinsatz - sind auch schon Geschichte. Zu groß war die Belastung für die alte Aluminiumstruktur. Nur mit den 30mm Aden-Gunpods wird zu ansehbaren Anlassfällen - wie z.B. dem Bush-Besuch - noch geflogen um den unteren Luftraum zu sichern und das stückzahlschwache Überschallelement zu entlasten.

Hangar-Queens

Doch auch von dieser Funktion kann inzwischen nur noch geträumt werden. Denn die alten Saabs verkommen zunehmend zu "Hangar-Queens" - geflogen wird kaum noch. Die Flotte, die im Schnitt der ersten 30 Einsatzjahre über 4.000 Flugstunden pro Jahr absolviert hat, ist per Mitte 2007 praktisch gegrounded. Zwar ist der "Klarstand" - die Anzahl der täglich einsatzbereiten Flugzeuge - ein streng gehütetes Geheimnis. Es lässt sich aber faktisch nicht mehr geheim halten, dass man kaum noch eine handvoll Flugzeuge für den Flugdienst bereit stellen kann.

Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Zum einen war das Flugzeug nie "wartungsarm". Mit einem erreichten Durchschnitt von beinahe 50 Wartungs- und Instandhaltungsstunden pro Flugstunde erreicht die "105" Größenordnungen welche im Bereich von "erwachsenen Kampfflugzeugen", mit sehr viel komplexeren Systemen, die Norm darstellen. Und inzwischen kann von Durchschnitt längst keine Rede mehr sein. Dazu kommt, dass viele der benötigten Techniker sich in der Eurofighter-Ausbildung befinden. Die Spar-Struktur welche keine Doppelgleisigkeiten aufkommen lies, sondern statt dessen mit permanenten Personalunterständen und Mehrfachfunktionen gebündelt in einzelne Personen auskommt, kennt keine "Reserve". Uns somit ist angesichts der seit Jänner aufgelaufenen Verzögerungen beim Eurofighter-Projekt auch nicht absehbar in wie viel die Saab 105 im Rahmen der Luftraumsicherung zur EURO 2008 überhaupt beitragen kann.
Und das obwohl das Bundesheer faktisch gezwungen ist nebst dem Eurofighter bzw. derzeit der F-5 noch eine weitere Jettype im Rahmen der LRÜ einzusetzen - weil nach der Reduktion auf 18 und dann auf 15 nicht mehr genug Jets und Piloten in der Überschallkomponente über geblieben sind um die Aufgabe umfassend wahrzunehmen.

Das Tüpfelchen auf dem "i" ist das Zerbröseln der Mittel- und Langfristplanung für die Pilotenausbildung.

AEJPT - Advanced European Jet Pilot Training

Seit vielen Jahren arbeiten die "European Air Chiefs" auf eine gemeinsame Ausbildungsstruktur für europäische Jetpiloten hin (AEJPT). Einheitliche Standards und geringere Kosten sind das Ziel.
Zuletzt mündete das Projekt in die Vorlage einer Industriestudie auf deren Basis über Konzepte, Durchführbarkeit und Kosten verhandelt werden kann. Doch es ist absehbar, dass den nationalen Industrien der Flugzeuge produzierenden Länder und ihren Politikern das nationale Hemd näher als der europäische Rock ist.
Und auch für nicht produzierende Länder wie Österreich gilt - Ein Flugbetrieb in Österreich sichert Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Österreich - und auch ein Trainer lässt sich in Krisensituationen in begrenztem Ausmaß als brauchbares Einsatzmittel verwenden.
Alles Voraussetzungen welche Doppelgleisigkeiten und Ausreißerstrategien wahrscheinlicher macht als eine in absehbarer Zeit und auf breiter Basis getragene Gesamtlösung.
Die Schweiz ist schon ausgestiegen und zeigt sich überzeugt, ihre Jetpiloten mit der neuen PC-21 so weit trainieren zu können, dass sie danach unmittelbar auf einen High-Performance-Jet wie die F/A-18 Hornet umsteigen können.
Auch Deutschland hat sich inzwischen verabschiedet und nimmt für weitere 10 Jahre das Euro-NATO Joint Jet Pilot Training (ENJJPT) Programm auf der Sheppard Air Force Base in Texas in Anspruch.
Fünf weitere europäische Staaten haben ihr Training auch ausgelagert und nehmen am NATO Flying Training in Canada (NFTC) in Moose Jaw Airbase/ Saskatchewan teil.
Dies während Spanien und Polen sich bemühen ihre nationalen Trainingscenter nicht zu schließen sondern am Beispiel der USA und Kanadas international zu vermarkten.
Spanien hat zu diesem Zweck Kampfflugzeuge des Typs F-5B Tiger zu F-5M Jettrainern modernisiert und wird diese gemeinsam mit EADS(CASA) an der Talavera European Fighter School (TEFS) betreiben - laut eigener Aussage solange bis AEJPT zur Realität wird.....
Auf diese Realisierung hat das Englische MoD von vornherein gleich gänzlich verzichtet und das gesamte UK Military Flying Training System (MFTS) für 25 Jahre an die Industrie ausgelagert. Das "Ascent Konsortium" erhält Zugang zu den notwendigen Flugplätzen, den Treibstoff, einigen Instruktoren und nimmt zum Teil Luftfahrzeuge des MoD in Anspruch.

Update

Und so arbeitet auch das Bundesministerium für Landesverteidigung auf eine "Zwischenlösung" hin. Geplant ist ein Avionik-Update für 22 Stk. der bald 40 Jahre alten Saab 105Ö. Der zugehörige RFI an die Industrie ist schon raus und wurde von einer - unbekannten - Anzahl von Firmen auch beantwortet.
Die Lebensdauer der Jets - von denen die meisten schon weit über 4.000 Flugstunden auf der Zelle haben - soll damit um 15 Jahre verlängert werden. Über die absehbaren Kosten und Dauer hüllt sich das BMLV in Schweigen - und entsprechende Anfragen von Abgeordneten des Parlaments an den Verteidigungsminister harren der Beantwortung.

Mann muss aber kein Hellseher sein um zu dem Schluss zu kommen, dass das Update - inkl. Tests- und Zulassung dieses Unikats - seinen Preis haben wird.
In den Jahren 1970/72 wurden gesamt 40 Flugzeug in zwei Tranchen um gesamt öS 800Mio. beschafft. Jetzt wird von Kosten für das Update gemunkelt welche mit etwa EUR 3 Mio. pro Maschine zu veranschlagen sind - gesamt also rund EUR 70 Mio. erreichen könnten. Womit das Update für 22 alte Maschinen die einstigen Beschaffungskosten für 40 neue übersteigt. Was nicht verwunderlich ist wenn man bedenkt, dass hier ein Unikat in ein neues Unikat verwandelt werden soll - sämtliche Kosten der Analyse, Entwicklung des Updates samt Prototyp, Boden- und Flugtests sowie Zulassungsverfahren rechnen sich nur auf die kleine Bundesheer-Flotte herunter.
Und auch auf die Dauer des Projekts kann anhand von Beispielen rückgeschlossen werden. Slowenien hat mit dem auf Updates spezialisierten israelischen Unternehmen RADOM Aviation Systems Ltd sehr umfangreich und auch erfolgreich Turboproptrainer der Type Pilatus PC-9M "Hudournik" modernisiert. Die Arbeiten für 12 Maschinen begannen 1999 und die Auslieferungen fanden bis 2001 statt. Finnland hat im Februar dieses Jahres ein Cockpit-Update für die BAE Hawk Mk51 bei der kanadischen Firma CMC Electronics in Auftrag gegeben und rechnet mit einer Lieferung bis Ende 2008.
Es ist also mit zwischen zwei und vier Jahren Gesamtdauer für das Projekt zu rechnen.

Technisch bliebe das Ergebnis trotzdem eine Notlösung. Denn zum einen ist man selbst mit einem noch so tollen Cockpit nicht in der Lage das Flugverhalten der 105 zu beeinflussen - das Stick/Throttle-Handling bleibt 60er Jahre-Style und weit weg von Fly-by-Wire und HOTAS.
Ebenso wenig lässt sich das Vereisungsproblem der 105 beheben. Ist das Wetter schlecht bleibt die 105 am Boden - trotz neuem Cockpit und trotz Nebenrolle in der Luftraumüberwachung.
Fraglich ist auch - und laut mancher Quellen eher unwahrscheinlich - ob die kolportierten Kosten von bis zu 3 Mio. EUR überhaupt wesentliche Änderungen an der eigentliche Struktur der Flugzeuge einschließen oder doch "nur" ein neues Cockpit mit ein wenig moderneren Anzeigen. Denn obwohl scheinbar noch ausreichend "Flugstunden" in den Rümpfen stecken, sind diese wie oben bereits erwähnt den Belastungen von externer Bewaffnung und den damit verbundenen Vibrationen kaum mehr gewachsen. Lediglich einige Multifunktions-Bildschirme einzubauen, löst dieses Problem nicht; vor allem im Bereich des Fahrwerks gibt es zu große strukturelle Ermüdungserscheinungen, und auch die alten Schleudersitze entsprechen keinesfalls mehr dem Stand der Technik und wären dringend zu tauschen.
Plötzlich erscheint die Preisgrenze von 3 Mio. EUR eher eng gesteckt, aber auf Bewaffnung zu verzichten würde den geplanten Alternativeinsatz im unteren Geschwindigkeitsbereich der Luftraumüberwachung in Frage stellen.

Und auch das Urproblem der 105 - nämlich die Frage was man mit 22(!) Jet-Trainern mit Softwaresimulation zur Ausbildung machen soll - wird durch das Update wieder aufgeworfen. Seit fast 40 Jahren - bzw. seit den nie klar enthüllten Beweggründen der Beschaffung der zweiten 20 Stk. - ist die hohe Stückzahl an Saab 105 das eigentliche Hindernis für eine ausgeglichene Gewichtung zwischen Ausbildungs- und Einsatzmaschinen.
Bei ENJJPT wird ein angehender Jetpilot in 55 Wochen und 260 Flugstunden vom Rookie zum fertigen Einsatzpiloten bereit für die Schulung auf dem ersten Einsatzmuster ausgebildet. Dann sollte die Softwaresimulation enden und den reale Sensoren und Bewaffnungen Platz machen. In Österreich bleibt der fertig ausgebildete Pilot jahrelang auf dem Jettrainer sitzen.

Im Ministerium gibt man sich naturgemäß bedeckt zu derartigen Details, ja man hat dort zu solch ökonomischen und logistischen Fragen das Zauberwort der "militärischen Geheimhaltung" wieder entdeckt auf das man sich gern zurückzieht.

Ein neuer Syllabus

Alternativen - auch im Hinblick auf Preis, Leistung, Lebensdauer und unter Berücksichtigung der erwartbaren Betriebskosten scheinen vom BMLV keine in Betracht gezogen zu werden.
Und das obwohl schon von vornherein klar ist, dass man mit dem 105-Update nicht einmal die bis zur Hälfte der Eurofighter-Lebensdauer auskommt und schon vorher der Piloten-Trainings-Zyklus noch einmal vollkommen neu strukturiert werden muss. Trotz einem Saab-105 Update kann eventuell nicht der notwendige Level erreicht werden, um unmittelbar auf den Eurofighter zu wechseln.

Da Österreich auf den Kauf von Zweisitzer-Eurofighter (wie signifikanterweise schon bei Draken und F-5) verzichtet hat, ist das Bundesheer wieder gezwungen diese "Type-Conversation" extern - nämlich auf den Eurofightern bei der Deutschen Luftwaffe in Laage - durchzuführen, zumindest derzeit. Als Grundlage für den Einstieg in diesen Kurs wird vorab ein "Advanced Aircraft Training" benötigt - und dies ist nur mit einem überschallfähigen Jet-Trainer zu erlangen. 6 Monate mit rund 120 Flugstunden müssen dafür nachgewiesen werden.
Doch selbst mit einem technisch erstklassigen Modernisierung der Saab 105 lassen sich mit der Kombination PC-7 / Saab-105OE-M nur das "Primary Aircraft Training" und Teile des "Advanced Aircraft Training" absolvieren. Das Überschalltraining müsste wie die Eurofighter-Conversation jedenfalls außerhalb Österreichs stattfinden.

Alles was Österreich also selbst basteln könnte ist weit weg vom geplanten integrierten Trainingsprogramm welches die Zielsetzung des AEJPT war.
Berücksichtigt werden müssen aber auch die Erfahrungen der ersten ausgebildeten Eurofighter-Piloten des Bundesheeres. Die erste Gruppe war das erfahrenste Flugpersonal des Bundesheeres - mit vielen Stunden auf Saab 105, Saab Draken, Saab Viggen in Schweden, und auch F-5E - und trotzdem war es für diese lt. eigenen Angaben alles andere als leicht den geforderten Level zu bringen. Die echte Nagelprobe kommt erst, wenn später Piloten ohne vorhergehendes Überschall-Kampfjet-Know-How aus Draken und F-5E auf den Eurofighter konvertieren müssen. Dann wird sich zeigen ob das neu formierte Ausbildungsprogramm jene Leistung bringt um am oberen Ende Eurofighter-Piloten anstatt Millionenteure teure "Drop-Outs" zu produzieren.

Alternativen ?

Zwar läuft derzeit die Ausbildung der österreichischen Eurofighter-Piloten bei der "Referenzluftwaffe" in Laage bei Rostock - aber bleiben muss das nicht. Die Österreicher haben sich nicht auf alle Zeiten darauf festgelegt und tun gut daran. Den theoretisch können die paar Österreicher bei allen vier Partnerluftwaffen unterkriechen - ein entsprechendes Abkommen vorausgesetzt. Zumindest Spanien und deren F-5M Lösung hat man sich schon angesehen.

Für kolportierte EUR 70 Mio. hat sich zuletzt die Schweiz neue Trainer zugelegt. Das Geld blieb im Land - bei Pilatus. Gekauft wurde das Jet Pilot Training System PC-21 bestehend aus sechs Flugzeugen sowie einem Simulator, welcher im Wert einer siebenten Maschine entspricht. Das Paket inkludiert auch zugehörige Logistik und Ingenieurleitungen sowie ein Missionsplanungs- und Debriefing-System und auch die Wartungskosten für die ersten drei Jahre.
So sehr sind die Schweizer von ihrem Konzept überzeugt - es soll die Ausbildungskosten pro Pilot um über 50% senken - dass diese ihre noch relativ jungen BAE Hawk Jet-Trainer bereits an Finnland verkauft hat.
Davon weniger begeistert zeigt man sich beim Österreichischen Bundesheer. Zwar bewegt sich die PC-21 laut Hersteller in Geschwindigkeits- und Steigleitungsbereichen welche bisher exklusiv Jet-Trainern vorbehalten waren und besitzt ein ultra-modernes Fighter-Cockpit samt Waffensystem- und Radarsimulation, aber Jet-Feeling und -Verhalten in größeren Höhen traut man hierzulande dem superstarken Turboprop trotzdem nicht zu.

Im Preis gut 50% über der PC-21 beginnt die Elite der Jet-Trainer - und auch hier muss man Europa nicht verlassen.

Nagelneu und noch ganz ohne Kunden ist der "Advanced Fighter Trainer" M-346 der italienischen Aermacchi-Schmiede. Entstanden aus einem Joint Venture mit dem russischen Jetbauer Yakovlev ist die M-346 von Grund auf dafür entworfen Piloten für Jets der 4ten und 5ten Generation auszubilden. Handling, Flugverhalten und Leistung im Unterschallbereich sind mit Hinblick auf diesen Ausbildungszweck optimiert. Aermacchi hofft in den nächsten 30 Jahren bis zu 600 Stück des Trainers absetzen zu können. Beim bisher eher inoffiziell kolportieren Preis von EUR 15 Mio. dürfte es sich aber bestenfalls um einen Fly-away Preis handeln. Systemkosten von EUR 20Mio.+ scheinen schon eher realistisch. Und die M-346 gibt es auch als leichtes Kampfflugzeug - das ist allerdings noch teurer.

In diese Preisklasse fällt auch die bereits lange etablierte Konkurrenz - die Hawk von BAE. Zum x-ten mal aufgemotzt bietet BAE Systems das Flugzeug - welches erstmals 1974 flog - nun als Hawk 128 "Advanced Jet Trainer" an - und kann immerhin schon darauf verweisen, dass die RAF ihre zukünftigen Eurofighter-Piloten genau auf dieser Type ausbilden wird. 28 neue Maschinen samt Logistik- und Trainingspaket haben den britischen Steuerzahler jüngst EUR 665Mio. gekostet.

Substantiell billiger dürfte das tschechische Advanced Light Combat Aircraft (ALCA) L-159 von Aero Vodochody sein. Mitte der 90er Jahre hat eine übermütige Tschechische Luftwaffe im Verbund mit dem damaligen AERO-Eigner Boeing 72 Stück des aus dem L-39 Trainer entstandenen Einsitzers geordert, betreibt aber nur 18 davon und hält zusätzlich sechs in Reserve. Der Rest steht zum Verkauf erwies sich aber bisher als schwer vermittelbar. Denn die Nachfrage nach einsitzigen Unterschallflugzeugen ist begrenzt und eliminiert sich nach Abzug der diversen Exportrestriktionen und Embargos fast gänzlich. Und um die Maschine als Trainer zu verwenden fehlte der zweite Sitz. Dieses Manko hat Aero Vodochody nun behoben und konvertiert im Auftrag der Tschechische Luftwaffe vier einsitzige A-Versionen in zweisitzige B-Versionen - die erste Maschine flog schon, alle vier werden heuer fertig. Der kolportierte Preis soll bei EUR 10Mio. für den zweisitzigen Trainer und EUR 17Mio. für das einsitzige Kampfflugzeug ALCA liegen. Das L-159 Paket böte somit die ideale Kombination aus echtem Trainer und Einsatzmaschine für den Unterschall-Bereich.

Größtes Problem all dieser, von den Kosten der Betriebsstunde her durchaus sinnvollen Alternativen: Um auch im Rahmen der Luftraumsicherung Verwendung finden zu können müsste eine Stückzahl beschafft werden, welche klar über den reinen Ausbildungs-Bedarf hinausgeht. Denn zumindest für diesen LRÜ-Teil reicht eine Waffensystem und Radar-Simulation auf Softwarebasis nicht mehr. Ein Sensor wäre von Vorteil und zumindest rudimentäre Bewaffnung für den LRÜ-Dienst jedenfalls notwendig um eine Einsatz-Verwendung zu ermöglichen. Das wiederum bedeutet Mehrkosten, welche in den oben genannten Trainings-Systemen noch nicht inkludiert sind..

In Ermangelung dieser Gelder beim ÖBH scheint wohl nur das 105 Update realistisch - selbst im Bewusstsein, dass man damit das Ende der Sackgasse nur ein bisschen weiter nach vor schiebt - politisch gerechnet um ein, vielleicht zwei Legislaturperioden. Aber das Nennen von Zeiträumen dieser Art bedeutet schon wieder eine entspannte "Zielflagge" für Politiker die nur in jenen Termini denken. Luftwaffen dagegen denken in Dekaden...!

Martin Rosenkranz
Helmut Skrdla
Georg Mader