Print

CALL 121.5 MHz
Die Luftraumsicherungsoperationen der österreichischen Luftstreitkräfte im Zuge der EU-Präsidentschaft.

Vorweg - und um es gleich in einem Satz zu sagen: "Die Luftraumsicherungsoperationen während der EU-Präsidentschaft waren in Quantität und Qualität in der Geschichte der 2.Republik ohne Beispiel und brauchen auch international keinen Vergleich zu scheuen".
Die Luftstreitkräfte haben an Gerät und Personal alles eingesetzt was notwendig war um - zeitlich und örtlich begrenzt - die Lufträume über Tagungsorten hermetisch abzuriegeln.
Die dafür notwendigen Flugstunden wurden im Rahmen des üblichen Povoirs abgewickelt. Weder wurde das Gesamtbudget an Flugstunden gegenüber den Vorjahren angehoben noch hat man Stunden vom zweiten Halbjahr ins Erste verschoben um diese Aufgaben wahrnehmen zu können.
Voraussetzung dafür war die optimale Planung der Werftereignisse (große zeitintensive Wartungen) - allerdings ist dies Standard und die Staffeln sind gemeinsam mit den Werften ständig um optimale Auslastung der Wartungskapazitäten bei gleichzeitig möglichst hohen Klarständen bemüht.
Jedenfalls waren die Staffeln in der Lage den jeweils kurzfristig stark erhöhten Bedarf abzudecken ohne Vorgriffe zu machen. Grundlage dafür war die optimale Vorausplanung der Einsatzpläne auf Ort, Zeitpunkt und Dauer der zu schützenden Tagungen. Dadurch war man in der Lage jeweils für den Zeitraum der höchsten Gefährdung ein Maximum an Kräften bereitzustellen - gestaffelt in Höhe, Geschwindigkeit und Bereitschaftsgrad.

Luftraumüberwachung, Luftraumsicherung - was ist das?

Luftraumüberwachung ist die Gesamtheit aller aktiven Maßnahmen der Luftraumbeobachtung in Friedenszeiten. Die passiven Maßnahmen zur Luftraumbeobachtung schließen dabei auch angrenzende Lufträume mit ein um für den zu überwachenden Luftraum entsprechende Vorwarnzeiten zu erhalten.
Die Luftraumbeobachtung und das zugehörige Führungssystem sind permanent Verfügbar. Die aktiven Mittel zur Luftraumüberwachung bestehen in der Regel aus Strahlflugzeugen welche in der Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang verfügbar sind.

Luftraumsicherung soll die Lufthoheit in einem festgelegten Luftraum durch den Einsatz eigener Luftstreitkräfte bewahren. Sie ist in der Regel ein anlassbezogenes und eigenständiges sowie rein nationales Einsatzverfahren der Luftstreitkräfte zur Gewährleistung der Souveränität im Luftraum in Friedens- und Krisenzeiten.
Die aktiven Maßnahmen zur Luftraumsicherung sind zur raschen Reaktion den jeweils zu erwartenden Bedrohungen anzupassen und umfassen Strahl- und Propellerflugzeuge sowie Hubschrauber.

Luftverteidigung umfasst den defensiven und offensiven Kampf gegen feindlichen Luftstreitkräfte. Sie ist somit ein Einsatzverfahren in Kriegszeiten.

NOTAM = Notice to Airman / Nachrichten für Luftfahrer
TRA = Temporary Restricted Area / Temporär beschränkter Bereich
TPA = Temporary Prohibited Area / Temporär verbotener Bereich
CAP = Combat Air Patrol / Luftkampf-Patrouille
ALPHA = Priority A Mission / Abfangeinsatz
IFR = Instrument Flight Rules / Flug nach Instrumentenflugregeln
VFR = Visual Flight Rules / Flug nach Sichtflugregeln

Die Bedrohungslage im Luftraum

Bei internationalen Großveranstaltungen, wie sie im Zuge der EU-Präsidentschaft mehrmals stattgefunden haben, wird mit Luftraumsicherungsoperationen grundsätzlich auf die Bedrohung durch bemannte und unbemannte Luftfahrzeuge geantwortet.

Da man davon ausgehen kann, dass kein Krieg ausbricht beschränkt sich die Quelle der unmittelbaren Bedrohung auf zivile Personen und Organisationen.
Dass diese in der Lage sind sich militärischer Luftfahrzeuge zu bemächtigen ist äußerst unwahrscheinlich. Viel eher noch könnten ehemalige Militärflugzeuge in Privatbesitz für Anschläge missbraucht werden. Allerdings ist die Anzahl an solchen Flugzeugen äußerst eingeschränkt und das benötigte Know How sehr groß, dass auch diese Möglichkeit als eher unwahrscheinlich betrachtet werden muss.

Als viel wahrscheinlicher hingegen muss die Verletzung von Flugbeschränkungsgebieten durch Zivilluftfahrzeuge angesehen werden - wobei hier auch die Verletzung aus Unachtsamkeit von jener mit Vorsatz unterschieden werden muss.

Um Handlung mit Vorsatz schon im Ansatz zu erschweren bzw. zu unterbinden haben in der past-9/11-Welt diverse Organisationen ihre Regeln und Prozeduren angepasst um solche Anschläge für die Zukunft schon im Ansatz zu verhindern.
Neben baulichen Veränderungen an den Luftfahrzeugen und schärferen Sicherheitsvorschriften an den Flughäfen, wurden auch überall die Kontakte und Kommandoketten zwischen der zivilen Flugsicherung und den Luftstreitkräften aller Staaten intensiviert und gestrafft um mögliche Reaktionen so rasch als möglich setzen zu können.

Um den möglichen Bedrohungen begegnen zu können werden heutzutage Flugverbots- und Flugbeschränkungszonen festgelegt - via NOTAM weltweit verlautbart - und auch in Friedenszeiten mit militärischen Mitteln passiv überwacht und aktiv durchgesetzt. Die Anschläge vom 11.September 2001 haben dazu geführt, dass den Unregelmäßigkeiten im kontrollierten Luftraum (IFR-Verkehr) sehr viel mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität entgegen gebracht wird als dies vorher der Fall war. Es wird überprüft ob die eingereichten Daten mit der Realität übereinstimmen, ob der Flugplan eingehalten und Funkkontakt gehalten wird.

Als wesentlich schwieriger zu Überwachen erweist sich der Flugverkehr nach Sichtflugregeln (VFR) im unkontrollierten Luftraum. Zum einen sind die Kleinflugzeuge, Segelflugzeuge und Hubschrauber durch die kleineren Radarrückstrahlflächen und die niedrigeren Flughöhen schwieriger zu orten, zum anderen sind die vielen kleinen Flugplätze weniger gut zu überwachen und die beteiligten Piloten bringen im Schnitt weniger Flugerfahrung mit als professionelle Linienpiloten und zeigen deshalb auch andere Reaktionen auf Ausnahmesituationen.

Noch schwieriger zu überwachen sind Ultraleichtflugzeuge, Ballonfahrer, Drachenflieger und Paragleiter. Sie stellen durch ihre geringen Signaturen vor allem die Ortungsmittel bei der Erstellung eines Luftlagebildes vor große Herausforderungen. Zudem sind sie in aller Regel nicht per Funk erreichbar.

Schon derzeit und in Zukunft noch mehr muss mit kleinen unbemannten Luftfahrzeugen gerechnet werden. Die dafür notwendige Technik und das Know How sind heutzutage praktisch frei verkäuflich. Es können zwar nicht allzu große Lasten damit befördert werden, dafür sind die Orte an denen solche Luftfahrzeuge gestartet werden können in der Fläche faktisch unbegrenzt vorhanden.

Die Konsequenz dieser vielfältigen Bedrohungslage ist die Optimierung der Schnittstellen zwischen den einzelnen Organisationselementen sowie der Einsatz einer Reihe von Luftraumbeobachtungsmitteln und diverser aktiver Elemente um die Beschränkungen auch durchsetzen zu können.

Die eingesetzten Kräfte...
Der "Integrierte Führungs-/Aufklärungs-/Wirkverbund Luft"

Die eingesetzten Kräfte werden durch Fachleute als "Integrierter Führungs-/Aufklärungs-/Wirkverbund Luft" bezeichnet und umfassen demgemäß ein Führungssystem, Aufklärungsmittel zur Darstellung der Luftlage (z.B. Radar und Infrarot) und Einsatzmittel welche aktiv zur Wirkung gebracht werden können ( z.B. Luftfahrzeuge und Fliegerabwehr).

....am Boden

Zentrales Element der Luftraumsicherungsoperationen war natürlich die Einsatzzentrale Basisraum (EZ/B) in St.Johann i. Pongau, Salzburg.
Nicht nur zum Zeitpunkt der EU-Präsidentschaft sondern mit Ausnahme von Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten sowie Übungen laufen dort die Fäden in Sachen Luftraumüberwachung zusammen.
Mit dem dort vor Ort mit Rohdaten aus den Goldhaube-Radarstationen produzierten "big picture" des österreichischen sowie der angrenzenden Lufträume wird die Führung der Einsatzkräfte vorgenommen.

Um über das "big picture" nicht nur unbeschränkt in hohen Lufträumen zu verfügen sondern möglichst schon in knapp über dem Boden Ziele erfassen zu können wurde das Radarbild rund um die Tagungsorte durch mobile Radaranlagen verdichtet.
Die Planung für die optimalen Standorte der mobilen Anlagen war dabei jeweils schon im vorhinein durch exakte Vermessungen festgelegt worden um die maximale Ausleuchtung gewährleisten zu können.
Zum Einsatz kamen sowohl mobile Tieffliegererfassungsradare des Kommando LRÜ - mit einer Reichweite bis zu 80km - als auch die ebenfalls mobilen "SKYGUARD" Allwetter Feuerkontroll-Radarsysteme (jeweils ohne Geschütze) - auch bekannt als "Feuerleitgerät 98" - der Fliegerabwehrregimenter, welche mit ihrer erheblich kürzeren Reichweite Lücken im bodennahen inneren Bereich füllten.
Ausserdem wurde das eigene Radarbild am äusseren Rand durch Einbeziehung ausländischer Daten ergänzt - konkret: In die Goldhaube wurden via Datenlink Radardaten benachbarter Nationen eingespeist.

Um nicht nur auf das Frequenzspektrum der Radargeräte angewiesen zu sein ("Stealth" lässt grüssen) bediente sich die Luftraumüberwachung darüber hinaus auch noch einiger Wärmebildgeräte - genannt "Sophie" - welche üblicherweise im Rahmen des Assistenzeinsatzes an der Ostgrenze Dienst verrichten.
Mit ihnen gelang es den betroffenen Raum - zumindest in relativer Bodennähe - auch in den Nachtstunden optisch zu überwachen.

Personell hat man vor allem die Verbindung zu externen Organisationen verstärkt. So wurde nicht nur zeitlich beschränkt der Kontakt zur Zivilluftfahrtbehörde austrocontrol GmbH intensiviert sondern auch Verbindungspersonal bei den Luftraumüberwachungskräften betroffener Nachbarstaaten etabliert.

...und in der Luft

Um vom Paragleiter in Bodennähe bis zum Jet im oberen Luftraum auf wirklich jedes Luftziel adäquat reagieren zu können hat das Bundesheer nicht nur die F-5E Abfangjäger zu Einsatz gebracht, sondern sich des gesamten Leistungsspektrums der fliegenden Elemente bedient.

Beginnend bei Null in Bodenhöhe kamen folgende Luftfahrzeuge zum Einsatz:

  • OH-58 Kiowa der 3.Staffel, Fliegerregiment 1 in Langenlebarn sowie
  • S-70A-42 Black Hawk der 1.Staffel, Fliegerregiment 1 in Langenlebarn.
    Beide jeweils für den Geschwindigkeitsbereich bis zu 80~100kn sowie bis in Höhen von 8.000~10.000ft. Primär betraf das Fallschirmspringer, Paragleiter, Segelflugzeuge und kleine Sportflugzeuge.
  • Pilatus PC-7 Turbo Trainer der Fliegerschule, Fliegerregiment 2 in Zeltweg für den Bereich ab ca. 80kn bis ca. 160kn sowie bis in Höhen bis ca. 13.000ft.
  • Saab 105Ö der Tigerstaffel, Fliegerregiment 3 in Hörsching für den Bereich ab ca. 150kn bis ca. 300kn sowie bis in Höhen bis ca. 25.000ft.
  • Northrop F-5E Tiger II der 2.Staffel LRÜ Geschwader, Fliegerregiment 2 in Graz für das obere Ende des Geschwindigkeits- und Höhenspektrums - bis Mach 2 sowie 50.000ft. Das betraf vor allem zivile Linienmaschinen sowie natürlich andere Militärjets im oberen Luftraum.

Die Einsätze im einzelnen

Die EU-Präsidentschaft während des ersten Halbjahres 2006 umfasste mehrere große Tagungen sowie einzelne Veranstaltungen, für welche jeweils entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden.

Begonnen hat das LRÜ-Jahr aber mit einer Veranstaltung, welche mit dem EU-Gipfel in keinem Zusammenhang steht - dem WEF Davos vom 25. bis 29. Januar 2006.
Das World Economic Forum veranstaltet wohl in Zukunft regelmäßig ein Meeting im Schweizer Davos.
Zwar liegt Davos nicht auf Österreichischem Boden, jedoch weist das Beschränkungsgebiet einen Radius von 46km auf und Davos liegt nur 15km Luftlinie von der Staatsgrenze entfernt. Daher umfasst das, für den Schutz der Veranstaltung eingerichtete Luftbeschränkungsgebiet auch Österreichischen Boden und wird deshalb vom österreichischen Bundesheer im äußersten Westen des Bundesgebietes exekutiert. Flugzeuge vom Typ F5 "Tiger", Saab 105-OE, Pilatus PC-7 sowie S-70 "Black Hawk"-Hubschrauber kontrollierten den Himmel über Westösterreich. Darüber hinaus kam eine mobile Radarstation, Tiefflugerfassungsradare und Feuerleitgeräte der Type SKYGUARD zum Einsatz.

Die erste Großveranstaltung im Zuge der EU-Präsidentschaft fand ebenfalls in Westösterreich statt - das EU-Verteidigungsministertreffen in Innsbruck am 6. & 7. März 2006.
Zum Schutz der Veranstaltung wurden unter anderem vier Black Hawks der 1.St/FlR.1 aus Langenlebarn auf dem Tiroler Hubschrauberstützpunkt Schwaz stationiert.

Nur wenige Tage später war Salzburg ein weiterer Schauplatz für eine Großveranstaltung. Am 10. & 11. März 2006 fand dort das EU-Aussenministertreffen statt.
Die Black Hawks aus Langenlebarn zogen kurzfristig in der Schwarzenbergkaserne in Wals ein um an der Luftraumsicherungsoperation teilnehmen zu können.

Von den Ausmaßen und den Schutzvorkehrungen noch größer war der IV. EU-Lateinamerikagipfel (EULAC), welcher am 12. & 13. Mai 2006 in Wien stattfand. Die jedes zweite Jahr abwechselnd in Europa sowie Lateinamerika stattfindende Gipfelkonferenz brachte 61 Staats- und Regierungschefs aus den EU-Ländern sowie der Staaten Lateinamerikas und der Karibik nach Wien. Der Schutz sowohl am Boden als auch in der Luft war dem entsprechend umfangreich.
In Abstimmung mit den zivilen Stellen wurde ein Flugbeschränkungsgebiet mit einem Radius von 43 nautischen Meilen (79,6km) rund um "VOR/DME FMD" ( Drehfunkfeuer Fischamend ) vom Boden bis zur Flugfläche 195 (19.500ft oder 5.945m) festgelegt. Dieses galt vom 11 Mai 2006, 06:00 bis zum 13 Mai 2006, 15:00 UTC. Für die Flugplätze Altlichtenwarth (LOAR), Spitzerberg (LOAS), Stockerau (LOAU), Völtendorf (LOAD), Vöslau (LOAV), Wr.Neustadt Ost (LOAN) und Wr.Neustadt West (LOXN) wurden Korridore und Sonderzeiten eingerichtet.
Darüber hinaus gab es noch ein Luftsperrgebiet (TPA) im Radius von einer nautischen Meile rund um den Praterstern.

Insgesamt 23. Zwischenfälle verzeichnete das Bundesheer während des Gipfels.
In Fällen wo der Anweisung per Funk nicht Folge geleistet wurde, kamen Bundesheermaschinen zum Einsatz um den Eindringling zu identifizieren und zur Landung zu eskortieren, wo anschließend die zivilen Behörden die weiteren Amtshandlungen vornahmen.
Doch auch diese Veranstaltung war nur die Ouvertüre auf das was noch kommen sollte.

Der EU - USA Gipfel, welcher am 20. & 21. Juni 2006 auch den amtierenden US-Präsidenten George W. Bush nach Wien brachte, stellte zweifellos den Zenit der Schutzanstrengungen dar - sowohl am Boden als auch in der Luft.
Vom 20. Juni 2006, 07:00 UTC bis zum 22. Juni 2006 13:00 UTC galt eine Luftraumbeschränkungsgebiet (TRA) mit einem Radius von 43 nautischen Meilen (79,6km) rund um "VOR/DME FMD" ( Drehfunkfeuer Fischamend ) vom Boden bis zur Flugfläche 195 (19.500ft oder 5.945m).

Rund um die Wiener Innenstadt galt ein Luftsperrgebiet (TPA) im Radius von einer nautischen Meile bis in eine Höhe von 1.000ft über Grund.

Für den genannten Zeitraum war der Ein-, Aus- und Durchflug für Zivilluftfahrzeuge nach Sichtflugregeln (VFR) sowie Fallschirmspringen und auch der Para- und Hängegleiterbetrieb grundsätzlich verboten. Daher waren auch Abflüge von den Flugplätzen Wr.Neustadt Ost (LOAN), Wr.Neustadt West (LOXN), Vöslau (LOAV), Völtendorf (LOAD), Stockerau (LOAU), Altlichtenwarth (LOAR) und Spitzerberg (LOAS) aus dem Flugbeschränkungsgebiet hinaus nur mit Ausnahmebewilligung möglich.

Fast 24 Stunden durchgehend CAP-Patrouillen sind auch für die LRÜ-Staffel eine neue Erfahrung gewesen.
Foto: Georg Mader

Die orangefarbenen Aufschriften "CALL 121.5 MHz" auf den Gunpods der Saab 105 und der Pilatus PC-7, sowie den Tanks der F-5E und in den Seitenscheiben der Black Hawks weisen die Abgefangenen an Kontakt mit der Luftraumüberwachung aufzunehmen.
Foto: Martin Rosenkranz

Ein Black Hawk vor einer mobilen Radarstation während der Luftraumsicherungsoperation Davos.
Foto: Bundesheer

Das Wärmebildgerät Sophie ist seit 2002 im Assitenzeinsatz an der Ostgrenze. Beschafft wurden 68 Stück mit Stativ sowie sieben auf VW-Bussen mit eingebautem Videobildschirm. Der Einsatz zur Luftraumüberwachung im Zuge der EU-Präsidentschaft dürfte ein Novum gewesen sein.
Foto: Bundesheer

Die Tieffliegererfassungsradargeräte der Type "RAC 3D" sind seit 1997 im Einsatz und inzwischen voll in die Goldhaube integriert. Im Zuge von Luftraumsicherungsoperationen sind üblicherweise mehrere Geräte im Einsatz.
Foto: Bundesheer

Das SKYGUARD Allwetter Feuerkontroll-Radarsystem (beim ÖBH "Feuerleitgerät 98") verfügt über ein Rundumsuchradar, ein Folgeradar sowie eine TV-Kamera und dient üblichwerweise zur Steuerung der 3,5cm Fliegerabwehrkanonen. Im Zuge der EU-Luftraumsicherungsoperationen wurden mit diesen Geräten Lücken bei der Tiefflugüberwachung im Kernbereich gefüllt.
Foto: Bundesheer während Davos

Der Black Hawk hat sich als sehr wertvolles Instrument zur Überwachung tief und langsam fliegender Luftfahrzeuge erwiesen.
Foto: Martin Rosenkranz

Der Apron in Schwechat war zum EULAC-Gipfel voll wie selten.
Foto: Georg Mader

Mit Sicherheit der "aufregendste Moment" der EU-Präsidentschaft - ein dürftig bekleidete Greenpeace-Aktivstin setzt sich beim EULAC Gipfel in Szene.
FOTO: Öst. EU-Präsidentschaft 2006 / HOPI-MEDIA / SANDRA HOLZNER

Air Force One landet in Wien Schwechat.
FOTO: Öst. EU-Präsidentschaft 2006 / HOPI-MEDIA / GEORGES SCHNEIDER

EU-Ratspräsident Dr.Wolfgang Schüssel und der US-Präsident George W. Bush vor Air Force One.
Foto by Öst. EU-Präsidentschaft 2006 / HOPI-MEDIA

Zur Verdichtung des Luftlagebildes kamen in und um Wien mehrere mobile Radargeräte der Typen "TER" und "FLGer 98" sowie Infrarotgeräte der Type "Sophie" zum Einsatz. Da das Flugbeschränkungsgebiet auch den Luftraum der Slowakischen Republik sowie Ungarn betraf wurden zum Zweck der reibungslosen Kommunikation Verbindungsoffiziere zu den Luftraumüberwachungskräften dieser Nationen entsandt.

Um auf Verletzungen des Flugbeschränkungsgebietes ohne Verzögerung ansetzen zu können flogen die eingesetzten Staffeln CAPs im betreffenden Luftraum - und zwar ohne Unterbrechung während des ganzen Besuches. Darüber hinaus befanden sich weitere Kräfte in ständiger Alarmbereitschaft am Boden um im Eventualfall binnen Minuten die Einsatzmittel verdichten zu können.

Dass es dann während des EU - USA Gipfels zu wesentlich weniger Vorfällen als noch zuvor beim EULAC kam, lag offenbar daran, dass sich die Wirksamkeit der Maßnahmen auf den Flugplätzen rund um Wien herumgesprochen hatte und die Informationsbemühungen über die Beschränkungen offenbar noch einmal deutlich verstärkt wurden.
Bekannt wurde nur ein Vorfall mit einem tschechischen Privatflieger, der sich seinen Flug nach Italien mit etwas Sightseeing über Wien versüßen wollte. Er musst zwei mal abgefangen werden und gab seine Bemühungen Richtung Wien vorzudringen erst auf, als ihm per Funk mitgeteilt wurden, dass der Einsatz von Gewaltmitteln autorisiert sei.

NOTAM - EULAC

WIEN
ZEITWEILIGES FLUGBESCHRÄNKUNGSGEBIET
(CTA WIEN, TMA WIEN, SRAs WIEN I-IX, CTR WIEN, TMZ WIEN, MTMA TULLN, MCTR TULLN)

Seitliche Begrenzung: Kreisbogen mit einem Radius von 43 NM um den Koordinatenpunkt N480618 E0163745 (VOR/DME FMD) soweit er auf österreichischem Staatsgebiet liegt und entlang der Bundesgrenze vom nördlichen zum südlichen Schnittpunkt des Kreisbogens mit der Bundesgrenze.
Obergrenze/Untergrenze: FL 195/GND
Zeitraum: 11 MAY 2006, 0600 – 13 MAY 2006, 1500

NOTAM - BUSH

WIEN
ZEITWEILIGES FLUGBESCHRÄNKUNGSGEBIET
(CTA WIEN, TMA WIEN, SRAs WIEN I-IX, CTR WIEN, TMZ WIEN, MTMA TULLN, MCTR TULLN)

Seitliche Begrenzung: Kreisbogen mit einem Radius von 43 NM um den Koordinatenpunkt N480618 E0163745 (VOR/DME FMD) soweit er auf österreichischem Staatsgebiet liegt und entlang der Bundesgrenze vom nördlichen zum südlichen Schnittpunkt des Kreisbogens mit der Bundesgrenze.
Obergrenze/Untergrenze: FL 195/GND
Zeitraum: 20 JUN 2006, 0700 - 22 JUN 2006, 1300

Schlussfolgerungen

Hubschrauber zur Luftraumsicherung / -überwachung?

Es ist ein relativ neues Konzept Hubschrauber im Zuge von Luftraumsicherungsoperationen in die Rolle des "Abfangjägers" schlüpfen zu lassen.
Das Konzept das dahinter steht beruht auf der Tatsache, dass schnelle Luftfahrzeuge, wie z.B. Jets, zur Identifizierung sowie für weitere Maßnahmen gegen sehr tief und/oder langsam fliegende Objekte denkbar ungeeignet sind.

Dies zeigte sich auch am 5. Januar 2003 im Frankfurter Luftraum. An diesem Tag entführte ein 31-jähriger Student einen Motorsegler und drohte damit, in ein Bankenhochhaus zu fliegen. Neben unbewaffneten Polizeihubschraubern verfolgt auch eine Alarm-Rotte der Luftwaffe, bestehend aus zwei F-4 Phantom, die Super Dimona HK36.

Die Polizeihubschrauber hatten es schwer dem Motorsegler zu folgen und waren zudem unbewaffnet, die Phantoms umkreisten mit einer sehr viel höheren Geschwindigkeit das fragliche Luftfahrzeug und hätten - abgesehen von der fehlenden gesetzlichen Grundlage - sehr schwere Waffen zum Einsatz bringen müssen soferne sie die Maschine stoppen hätten sollen.

Hingegen erweist sich ein schneller bewaffnungsfähiger Hubschrauber zur Handhabung aller Arten von sehr langsam fliegenden Objekten als nachgerade ideal. Die Black Hawks aus Langenlebarn haben im Zuge der Luftraumsicherungsoperationen mehrmals ihre große Flexibilität in diesem Spektrum bewiesen und haben angefangen vom Paragleiter über Ballonfahrer und Segelflieger bis zum kleinen Privatflugzeug mehrmals die geltenden Luftbeschränkungsgebiete durchgesetzt.

Fotos: Frankfurter Rundschau


Black Hawk mit "CALL 121.5 MHz" Aufschrift.
Foto: www.hubschrauberstaffel.at

Black Hawks in der Schwarzenbergkaserne in Wals.
Foto: www.hubschrauberstaffel.at

Dieser Paragleiter wurde im Flugbeschränkungsgebiet Salzburg entdeckt und von den Black Hawks zum "abzwicken" gezwungen.
Foto: www.hubschrauberstaffel.at

Ausreichend, übertrieben oder ungenügend ?

Es wird immer unterschiedliche Meinungen geben ob getroffene Sicherheitsmaßnahmen in ihren Ausmaßen und Kosten gerechtfertigt sind.
Dennoch Tragödien wie bei der Olympiade 1972 in München und am 11. September 2001 in Nordamerika zeigen, dass Sicherheit kein Automatismus ist, sondern ein Zustand der erarbeitet und erhalten werden muss.
Die Einsätze im ersten Halbjahr 2006 zeigen sehr deutlich, dass innerhalb recht kurzer Zeit für unterschiedliche Bedrohungslagen entsprechend abgestufte Luftraumsicherungsmaßnahmen Platz gegriffen haben. Glücklicherweise gab es keine Versuche die zu schützenden Objekte und Personen zu attackieren, dennoch wurde das System mehrmals auf die Probe gestellt - und zwar von Personen, welche den verlautbarten und geltenden Luftraumbeschränkungen keine Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Übung macht den Meister ?

Zweifellos bilden die Erfahrungen mit der Goldhaube und der kleinräumige Luftraum, der immer schon rasche Reaktionszeiten erforderte, das Fundament für Luftraumsicherungsoperationen, wie sie hier stattgefunden haben.
Trotzdem darf nicht der Einfluss der Kontakte und der Transfer von Know How wie er bei großen Übungen wie "Amadeus" statt gefunden hat außer acht gelassen werden.
Darüber hinaus ist man zumindest in Mitteleuropa zur Einsicht gelangt, dass diverse Bedrohungen im Luftraum rein national - sowohl technisch als auch räumlich - nicht mehr zu meistern sind. Dementsprechend ist die Motivation und der Willen zur Zusammenarbeit bei allen Beteiligten immer mehr gegeben.
Unterstützung und Informationsaustausch mit benachbarten Staaten, wie sie noch vor ein bis zwei Jahrzehnten undenkbar waren, sind heute gelebte Routine.

Der Eurofighter - ein overkill?

Ohne Zweifel ist der Sprung vom Draken bzw. F-5 zum Eurofighter in jeder Hinsicht ein gewaltiger. Und es gibt dem gemäß auch Leute, die der Meinung sind, dass man mit weniger auch ausgekommen wäre. Deshalb möchten wir hier im speziellen auf die Möglichkeiten des Eurofighters eingehen.

Die grosse Herausforderung des österreichischen Luftraumes ist sicher die Kleinräumigkeit sowie auch die komplexe Geografie, welche für die bodengebundenen Elemente des Luftraumbeobachtungssystems bei der Herstellung eines vollständigen Luftlagebildes vor schwierig zu lösende Herausforderungen stellt.
Die Schweiz steht vor identen Problemen und setzt - mangels AWACS - inzwischen ihre F/A-18 "Hornet", welche über ein Bordradar mit sehr hoher Leistungsfähigkeit verfügt, nicht nur als Abfangjäger sondern sehr bewusst auch zur Luftraumbeobachtung ein.
Ähnliches wird auch vom Eurofighter zu erwarten sein, ist doch die Ausdauer im Luftraum - mit drei Aussentanks bis zu drei Stunden - sehr ähnlich der F/A-18 "Hornet" und das Captor-Radar des Eurofighter noch leistungsfähiger als das AN/APG-73 der Hornet. Zudem besteht beim Eurofighter die Möglichkeit mit dem Pirate-Sensor eine Überwachung bzw. Erfassung auch im Infrarotspektrum durchzuführen. Der Datenlink zwischen Eurofighter und Goldhaube komplettiert das System und wird insgesamt die Qualität des Luftlagebildes auf eine neue Ebene heben.

Martin Rosenkranz