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Eurofighter nicht aufzuhalten
Produktion läuft problemlos und im Zeitplan

Minister Platter: Der Opposition geht es offenbar nicht um die Sache sondern nur um Wahlkampfrhetorik - die Nichtteilnahme an der Informationsveranstaltung ist ein lebendiges Beispiel dafür.
Foto: Martin Rosenkranz

Regierungs- und Unternehmensvertreter beim Besuch der Produktion
Foto: Martin Rosenkranz

Manching, 13.06.2006, 9:45 - aus Wien Schwechat kommend setzt eine C-130 Herkules der österreichischen Luftstreitkräfte im bayrischen Manching bei Ingolstadt auf. Mit Minister Platter, Staatssekretär Mainoni, den Abgeordneten Amon und Fauland, Soldaten sowie zivile Bedienstete des Bundesheeres und Journalisten von Fernsehen und Printmedien besuchen ca. 50 Österreicher die Eurofighter-Produktion - genauer gesagt die Produktion der österreichischen Eurofighter.
Wer - nicht unbemerkt - mit Abwesenheit glänzt ist die sonst so wissbegierige Opposition - doch dazu später mehr.

Fast zwei Stunden dauern die Vorträge und das am Ende kaum Fragen für die Journalistenrunde über bleiben spricht Bände für die gute, umfassende und transparente Darstellung der aktuellen und kommenden Aktivitäten im Rahmen der Eurofighter-Beschaffung.

Beim Mittagessen ist Zeit über das gehörte zu reflektieren, danach geht's ab in die Produktion - Hardware schauen.....

Das Finale bildet ein Start und Vorbeiflug eines Serien-Eurofighters für die Deutsche Luftwaffe statt, welcher derzeit noch die letzten Abnahmen durchläuft und danach ausgeliefert wird - es wird der 24. Eurofighter für Deutschland - insgesamt sind aktuell schon 83 Maschinen ausgeliefert.

Stand des Gesamtprogramms

Aktuell sind 638 Maschinen sowie 90 Optionen unter Vertrag. Für die Produktion freigegeben sind 402. Damit ist der Eurofighter das meistverkaufte moderne Kampfflugzeug der Welt - und finanziell sowie stückzahlmäßig Weltmarktführer.
Bis zu elf Flugzeugmuster wird der Eurofighter in Europa ersetzen.
Bisher wurden 83 Flugzeuge ausgeliefert (UK:30, DE:23, IT:16, SP:14), weitere 7 Serienmaschinen sind bereit zur Übernahme.
Per Ende Mai 2006 wurden von den Luftwaffen damit über 8.900 Flugstunden absolviert. Die Testflotte hält per 6. Juni 2006 bei 4.409 Flugstunden.

Die Flugerprobung ist soweit fortgeschritten, dass bereits alle Luft-Luft-Waffen (AIM-9L, IRIS-T, AMRAAM, ASRAAM, Kanone) zum Einsatz freigegeben sind. Weiters wurden erfolgreich Tests bei extremer Hitze und Kälte sowie Langstreckenflüge nach USA und Singapur absolviert.

Die Einsatzerprobung bei den Luftwaffen läuft und ist soweit fortgeschritten, dass zum Teil bereits reale Einsätze mit Eurofightern absolviert werden.
In Italien wird seit Ende 2005 der Eurofighter in der Luftraumüberwachung eingesetzt - erster Großauftrag war der Schutz der Winterolympiade in Turin.
Großbritannien hat den ersten Einsatzverband aufgestellt (No3 Squadron) - den dritten insgesamt. Es läuft die (sehr umfangreiche) taktische Ausbildung einschl. Sofortbereitschaft (250 Ausbildungs-Flugstunden pro Pilot!).
In Deutschland erhält das Jagdgeschwader 74 in Neuburg als erster Einsatzverband die ersten Flugzeuge im Juli 2006. Es läuft die taktische Flugausbildung, Luftraumüberwachungseinsätze sind ab 2007 geplant.
Und schließlich läuft auch in Spanien die taktische Flugausbildung beim Ala 11 in Moron nahe Sevilla.

Exportaktivitäten laufen in Dänemark (bis zu 48 Flugzeuge ab 2016), Griechenland (30+10 Flugzeuge ab 2010), Indien (bis zu 100 Flugzeuge), Japan (ab 2013), Norwegen (bis zu 48 Flugzeuge ab 2012), Saudi Arabien (bis zu 72 Flugzeuge), Schweiz (möglicherweise ab 2010), Türkei (etwa 100 Flugzeuge ab 2013).
Und obwohl Aloysius Rauen, Chef der Eurofighter GmbH, betont, dass man nicht all diese Kampagnen gewinnen wird können, benennt er ein Exportpotential von ca. EUR 50Mrd.

Stand des Österreichprogramms

Das Vorwort zum Österreichprogramm liefert - wenn auch zeitlich nicht unmittelbar - der Chef der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, Aloysius Rauen. Er stellt klar: "Der Eurofighter ist ein europäisches Produkt. Bevor sich Österreich dazu entschieden hat Eurofighter zu kaufen haben bereits vier europäische Nationen entschieden dieses Produkt zu kaufen. Sind die alle deppert ? Das kanns ja wohl nicht sein! Wenn sich vier Nationen entschieden haben 620 Flugzeuge von diesem Produkt zu beschaffen, dann haben sie sich sicher eine Menge Gedanken dabei gemacht, um das beste Produkt zu bekommen was sie im Vergleich zum Wettbewerb bekommen können.
Wir sind froh, dass wir ihnen heute zeigen können wo wir mit dem österreichischen und den internationalen Programm stehen. Und ich denke - sie werden mir da zustimmen - es ist immer das Beste wenn man was zum anfassen hat, wenn man sich vor Ort einen Eindruck machen kann wo dieses Programm steht, wie weit es ist und dass es sich im Plan befindet. Und ich darf ihnen bereits jetzt sagen - wir sind im Plan und wir werden im Plan bleiben!
Österreich war unser erster Exportkunde und dem ersten Exportkunden leisten wir immer ganz besondere Aufmerksamkeit. Das hat einen ganz, ganz simplen Grund neben der Tatsache, dass Österreich Anspruch hat auf die perfekte Erfüllung des Vertrages den wir unterzeichnet haben. Österreich ist als erster Exportkunde unser Referenzkunde. Können sie sich vorstellen, wenn wir in Österreich nicht ausgezeichnete Arbeit abliefern würden was das für ein Bild machen würde und welche Vorraussetzungen gegeben wären für weitere Exportinteressen die wir haben. Wir würden uns doch wahrlich keinen Gefallen tun wenn wir nicht ein Top-Produkt plangemäß in Österreich abliefern würden. Das ist die besondere Aufmerksamkeit die dem Launchcustomer zugute kommt - und wir wissen das und wir verhalten uns entsprechend.
"


Minister Platter besucht 7L-WA
Foto: Martin Rosenkranz

Strahlende Gesichter vor dem ersten österreichischen Eurofighter
Foto: Martin Rosenkranz

Das Rumpfmittelstück von AS006
Foto: Martin Rosenkranz

Minister Platter ging in seiner Rede auf die Qualitäten des Eurofighters sowie auf seine Bedeutung für die europäische Luftfahrtindustrie ein. Er merkte an, dass er zum Zeitpunkt der Typenentscheidung nicht Minister war, aber die Entscheidung begrüße, sie für richtig hält und sie genau so getroffen hätte zumal die Bewertungskommission eine eindeutige Empfehlung ausgesprochen hat.
Auch forderte er die Opposition auf endlich "die Karten auf den Tisch" zu legen. Ein Stopp der Beschaffung bedeute das Ende der Luftraumüberwachung. Mit "zuwinken" können die Luftraumsicherungsaufgaben nicht durchgeführt werden.
Wenn die Opposition keine Luftraumüberwachung wolle, dann soll sie das in aller Deutlichkeit sagen und nicht populistisch gegen den Eurofighter auftreten.
Platter zeigte sich sehr betroffen, dass in Österreich permanent Diskussionen durchgeführt werden, dringliche Anfragen im Nationalrat gestellt werden und dann wird zu Informationsveranstaltungen eingeladen - und die Opposition ist nicht dabei.
Platter hielt fest, dass es offenbar nicht um die Sache sondern nur um Wahlkampfrhetorik geht - und der heutige Tag sei ein lebendiges Beispiel dafür.

Staatssekretär Mainoni ging auf die Bedeutung der Gegengeschäfte für die Österreichische Wirtschaft ein. Es finde Wertschöpfung und Wirtschaftswachstum statt, die Forschungsquote werden erhöht und Arbeitsplätze werden geschaffen.

Generalmajor Erich Wolf stellte klar, dass das Flugzeug kein Phantom sei sondern mehr als 13.000 Flugstunden geflogen sei was ein Äquivalent zu mehr als sieben Jahren Flugbetrieb in Österreich darstellt. Bei zwei Flügen in England und Spanien habe Wolf sich persönlich von den Leistung des Systems überzeugen können - die Flüge waren "urgeil". Schon bei der Bewertung war klar, dass der Eurofighter mit den Leistungen weit über dem liegt wovon in Hochglanzbroschüren gesprochen wird. Und auch im praktischen Flugbetrieb habe sich die Erwartungen von Genmj. Wolf "übererfüllt". Das Militär werde in Zukunft die einzige Organisation sein, die alle Ziele im Luftraum erfassen könne, da die zivile Luftraumkontrolle nur noch via Sekundärradar korrespondierende Ziele erfassen kann.
Das Bundesheer habe beim Südamerikagipfel in Wien bewiesen, dass man auch im schwierigen Luftraum rund um Wien die Systeme einsetzen kann und hat bei 25 Interventionen gegen unachtsame Luftraumbenutzer rechtzeitig eingegriffen.
Den Eurofighter bezeichnete Wolf als Nukleus einer vernetzten Operationsführung nicht nur für die Luft- sondern auch für die Landstreitkräfte - und diese vernetzte Operationsführung muss nicht nur materiell sondern im wesentlichen auch in den Köpfen stattfinden.
Grunddaten Einführung Eurofighter
18 Stück Eurofighter Einsitzer(6 x Block 5, 12 x Block 8), Lieferbeginn der Flugzeuge Juni 2007, Lieferbeginn Simulator - September 2006, Betriebsaufnahme - Mai 2007.
Insgesamt 23 Piloten (18 Einsatzpiloten & 1 Geschwaderkommandant, 1 S3, 1 Flugsicherheitsoffizier und 2 Simulatorlehrer), 1800 EF - Flugstunden/Jahr, 1800 Simulatorstunden/Jahr
955 Personen für Betrieb und Materialerhaltung der Flugzeuge und des Simulators (bisher für Draken ca. 750), davon 140 EF-Techniker (Wart, Wart I und Werkmeister), 50 EF-Ingenieure (Flugbetrieb, Materialerhaltung und technisch/logistisches Management), 30 IT-Spezialisten, das bedeutet: 200 Arbeitsplätze mehr in ZELTWEG
Hauptbetriebsstandort ZELTWEG, als Ausweichstandort alle geeigneten Flughäfen in Österreich, 2/3 der Flugbewegungen aus Zeltweg, 1/3 der Flugbewegungen aus Ausweichstandorten, Beginn LRÜ - Dienst mit Eurofighter am 1. Juli 2008

Baustatus per 13.06.2006:
Die Bauaufsicht erfolgt durch die deutsche Güteprüfbehörde. Zusätzlich sind seit 2006 3 Mitglieder der österreichischen Güteprüfbehörde im Rahmen der Bauaufsicht tätig .
AS001 (7L-WA):
Start der Endmontage am 03.04.2006 in Manching.
Station 1: Empfang Hauptkomponenten u. mechanische Zusammenfügung "Splice", begonnen am 03.04.2006, Status: abgeschlossen
Station 2 / 2.1: Anbau Tragflächen, Leitwerk, Vorflügel, Fahrwerk, begonnen am 27.04.2006, Status: abgeschlossen
Station 3: Automatischer Verkabelungstest, begonnen am 13.06.2006, Status: läuft

Triebwerke für AS001:
SN 3901 Abnahmetest am 12.06.2006, Auslieferung Ende Juli 2006
SN 3902 Abnahmetest am 26.06.2006, Auslieferung Ende Juli 2006

AS002 (7L-WB):
Produktion der Hauptbaugruppen abgeschlossen
Beginn der Endmontage im Juli 2006

AS003 bis AS009 (7L-WC bis 7L-WI):
Hauptbaugruppen in Produktion

AS010 bis AS018 (7L-WJ bis 7L-WR)
Langläuferteile bestellt

Am Beginn seiner Ausführungen ging Ministerialrat Karl Hofer (Projektleiter) eingehend auf die aktuelle und künftige Struktur des österreichischen Eurofighter-Projekts ein.
Ihm als Projektleiter steht Generalmajor Kurt Mörz als Projektverantwortlicher vor.
Unterstellt sind eine Stabsstelle sowie die Teilbereiche: Anwender(die Piloten), IKT(Information, Kommunikation, Telekommunikation), Ausb, Technik/Logistik, Bau&Infra, Bedarfsplanung sowie eine Projektunterstützung .
Die Projektleitung umfasst 25 Personen, das Kernteam weitere 230 Personen, darüber hinaus noch 550 Unterstützende, insgesamt also über 800 Mitarbeiter.

Im Zuge der Vertragsabwicklung werden durch dieses Team mehr als 700 Leistungspunkte/Aktivitäten überprüft und abgewickelt. 80 % davon sind gemäß dem Programmplan bereits ohne eine einzige Leistungsstörung erledigt!
Zum Vergleich: Die Übernahme der Flugzeuge sind nur 18 Leistungspunkte aus diesem 700 Punkte-Katalog. Der Arbeitsaufwand dafür betrug bisher mehr als 600.000 Arbeitsstunden im ÖBH.

Im Zuge der Einführungsvorbereitungen wurde im Zug einer logistischen Analyse zum Zweck der Optimierung der Ressourcen festgelegt welche Wartungsaktivitäten selbst durch das BH und welche Wartungsaktivitäten durch die Industrie wahrzunehmen sind. Beim Eurofighter gibt es ca. 20.000 Ansatzpunkte für Wartungsaktivitäten. Ergebnis der Analyse ist, dass ca. 10.000 davon im Bereich des BMLV durchgeführt werden. Dementsprechend konnte auch festgelegt werden welche Ressourcen an Ersatzmaterial, Bodengerät und Messmitteln und wie viel Personal und welche Qualifikationen benötigt werden.
Darauf aufbauend wurde eine Anpassung bzw. Neuerstellung der Organisationspläne (Werft, Geschwader, Simulator, Wacht & Sicherheit, Information, Kommunikation, Telekommunikation sowie Materialstab Luft) vorgenommen.
Die ersten logistischen Produkte (E-Teile,etc) für den Eurofighter werden im Oktober 2006 geliefert - sie wurden im Rahme des bestehenden Vertrages um ca. EUR 600Mio. beschafft. Aktuell sind In-Service-Support Verträge mit der Industrie in Verhandlung, welche an den logistischen Support im Grundvertrag anschließen.
In Beschaffung sind Lizenzen und Crypto-Schlüssel für Funkgeräte und Navigation.

Gemeinsam mit Einführung des Eurofighters - jedoch nicht notwendigerweise aufgrund des Eurofighters - werden einige Modernisierungen bzw. Adaptionen bestehender Systeme durchgeführt. Dies sind das Flugfunksystem neu (Bodenstationen für den Funkverkehr), das Flugplatzradar (ASR) neu für Zeltweg und eine Adaptierung des Präzisionsanflugradars in Zeltweg.
Darüber hinaus erhält Zeltweg auch einen neuen Tower sowie aus Altersgründen eine Erneuerung der Landebahn samt Seilfanganlage für den Fanghaken des Eurofighter.

Die baulichen Maßnahmen für den Eurofighter sind zum Teil schon im Gange. Das Ausbildungs- und Simulatorzentrum (ASZZ) ist faktisch fertig und wartet auf eine Fassade sowie die Einrüstung des Simulators, welcher ab September 2006 geliefert wird und im Mai 2007 seinen Betrieb aufnimmt.
Die Fliegerwerft 2 bekommt im Westen eine Erweiterung. Unmittelbar östlich der Fliegerwerft 2, vom ASZZ aus gesehen in Richtung Piste wird das Staffelquartier für das LRÜ-Geschwader errichtet. Zwischen ASZZ und Staffel wird eine Sicherheitszentrale errichtet.
Vor Fliegerwerft und Staffelquartier in Richtung Piste werden zwischen Lärmschutz-Erdwällen und Prallwänden die Flugeinsatzboxen für die Maschinen errichtet.
Der ganze Bereich wird zum Sicherheitsbereich Eurofighter, umgeben von einem Perimeter, der nur noch durch befugte Personen betreten werden kann.
Im Betrieb werden 955 Personen für Materialerhaltung der Flugzeuge und des Simulators sorgen.

Die für den Eurofighter beschaffte Ausrüstung umfasst:
Die Kurzstreckenlenkflugkörper IRIS-T in einer für die Luftraumüberwachung (LRÜ) und Luftraumsicherungsoperationen (LRSi) ausreichender Stückzahl,
je eine Bordkanone,
Nachtsichtausstattung (Infrarot-Einrichtung) sowie elektronische Selbstschutzeinrichtungen (z.B. RWR, Chaff&Flare, Towed Decoy) für die Einsatzmaschinen,
Datenlink zwischen Eurofightern und Goldhaube (Luft/Luft, Luft/Boden, Boden/Luft), Freund/Feindkennung, GPS-P, sowie den hochmodernen Flugdienstanzug "Libelle" ( neben der deutschen Luftwaffe als zweiter Nutzer weltweit !!! ).

Die Grundlage auf welcher alle Handlungen fussen ist das Einsatzkonzept.
Hauptziel ist der Schutz der Souveränität Österreichs im Luftraum durch "Integrierten Führungs-/Aufklärungs-/Wirkverbund Luft" bestehend aus einem Führungssystem (z.B. FFS, Datenlinks, IFF), der Aufklärung (z.B. LRÜ- , FlA-, EF-Sensoren) sowie den Mitteln zur Wirkung (z.B. Eurofighter, HS, Slow Mover, FlA).

Eine weitere Grundlage ist das Prinzip der angemessenen Reaktion.
Die Anzahl der Flugzeuge im Einsatz, die Missionsart (LRÜ, LRSi) sowie die Einsatzdauer (z.B. 24 Stunden) hat der Bedrohungslage angepasst zu sein. Im tiefsten Frieden gibt es die Kernzeit von 8-20h

Schulung/Umschulung

a) Piloten
Der Bedarf zur Umschulung auf den Eurofighter ist mit der Deutschen Luftwaffe vereinbart.
Die Umschulung umfasst pro Pilot 27 Flug- und 30 Simulatorflugstunden und dauert rund 5 Monate. Die ersten 6 ÖBH-Piloten (ehemalige Drakenpiloten) werden ab September 2006 für die Umschulung vorbereitet und ab Jänner 2007 zur praktischen Flugausbildung beim JG 73 in LAAGE/ Deutschland zugeteilt. Die Umschulungsvorbereitungen (Humanzentrifuge, Unterdruckkammer, Seenottraining, etc) werden von September bis Dezember 2006 durchgeführt. Die Flugausbildung der vier Flug- und zwei Simulator-Lehrer findet von Jänner bis Mai 2007 statt.
Die restliche Umschulung auf ÖBH-Eurofighter erfolgt in ZELTWEG.
Die zweite Gruppe von sechs Piloten starten ab November 2007 die Flugausbildung in Laage.

b) Technik
Im Bereich der Technik und Materialerhaltung ergibt sich bis 2010 folgender Ausbildungs- bzw. Umschulungsbedarf. 10 System-Ingenieure (SysIng) für die Materialerhaltung, 20 System-Prüfoffiziere für den Flugbetrieb bei der Deutschen Luftwaffe (Davon sind 1 SysIng und 4 Prüfoffiziere seit Dezember 2005 mit Abschluss im November 2006 in Ausbildung), 20 System-Ingenieure (technisch/logistisches Management) bei EF-GmbH von Sept. - Okt. 06.
Dazu kommt die Flugzeugmechanikerumschulung in Rahmen deren 70 Flugzeugmechaniker ab September 2006 bei der Deutschen Luftwaffe in Kaufbeuren (TSLw1) ausgebildet werden.
Der Rest der Umschulung (ca. 70 Techniker) erfolgt ab Anfang 2008 im eigenen Bereich.

Insgesamt sieht sich das ÖBH ist gut auf dieses neue System vorbereitet und kann auf die Erfahrungen von vier Betreibernationen zugreifen. Sämtliche Maßnahmen sind im Zeitplan und neben dem ersten Liefertermin Juni 2007 gilt vor allem der 1.Juli 2008 als Dienstbeginn im LRÜ-Dienst als wichtigstes zu erreichendes Terminziel.

Kooperationen:

Im Rahmen des Eurofighter-Programms werden auf der Basis von MOUs und bilateralen Abkommen (Memorandum of Understanding) Kooperationen sowohl mit den Core Nations als auch mit der deutschen Luftwaffe durchgeführt.
Diese Kooperationen finden sich im Bereich Ausbildung von Piloten und Technikern, Güteprüfung und Abnahme, Unterstützung bei Beschaffung von Lizenzen und Beistellung, EloKa sowie einem Verbindungsoffizier beim BMVg

Umrüstung Block 5 zu Block 8:

Wie schon länger bekannt werden die ersten sechs Eurofighter für Österreich aus Tranche 1/Block 5, die restlichen 12 aus Tranche 2 /Block 8 kommen.
Der Vertrag der Eurofighter GmbH mit der Republik Österreich sieht vor, dass die sechs Block 5 Flugzeuge auf Kosten der Eurofighter GmbH umgerüstet werden.
Zwar hat der CEO der EF GmbH, Aloysius Rauen, in seinem Vortrag erwähnt, dass es sich beim Unterschied zwischen Bl.5 und Bl.8 nur um fünf Computer die gewechselt werden müssen - doch so einfach ist es in Realität ja doch nicht.
Zwar geht der Wechsel vermutlich sehr schnell, die Funktionsprüfungen und Tests bis zur Freigabe zum Flugbetrieb werden aber sehr wohl einige Zeit in Anspruch nehmen.
Österreich muss mit nur 18 Maschinen sowohl Ausbildung als auch Einsätze und den Werkszyklus bewältigen. Deshalb werden offenbar im Bestreben die Verfügbarkeit durch die Umrüstung nicht beeinträchtigen zu lassen diese Arbeiten ins Routine-Wartungsprogramm eingegliedert. Da für die erste große 400 Stunden Wartung die Maschinen wieder zurück in die Werft müssen, wird die Umrüstung von Bl.5 auf Bl.8 im Rahmen dieses 400 Stunden Ereignisses statt finden.
Da pro Maschine und Jahr 100 Flugstunden absolviert werden ergibt sich ein Zeitpunkt von 4 Jahren ab Auslieferung bis zur Umrüstung.
Somit ergibt sich ein Zeitraum von Mitte 2011 bis Anfang 2012 für diese Arbeiten.
Laut Aussage der Eurofighter GmbH ergeben sich keine Funktionalitätseinschränkungen für die Block 5 Flugzeuge - das Block 8 Update soll nur größere freie Rechnerkapazitäten ermöglichen.

Martin Rosenkranz