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Fairford 2005
Fotos und Text von Georg Mader

ACHTUNG: Der folgende Bericht ist nicht nur eine Reportage von einer der größten Flugshows, er enthält auch meine - ganz persönlichen - Gedanken, welche angesichts mancher der gezeigten Geräte aufkommen. Wohl niemand, der die Militärluftfahrt umfassend und mit Leidenschaft verfolgt und daran Teil hat, kann sich - speziell in Bezug auf die heimische Innenpolitik und deren konstante (W)Irrungen auf diesem Sektor - reflexartiger Gedanken verkneifen, wenn er etwa eine B-1B oder einen Regierungs-Airbus sieht. Soll daher (meist) heißen - sich zu ärgern. Daher diese meine Warnung, wohl wissend dass man Bericht und Kommentar nicht vermischen soll. Aber die Gedanken gehören ursächlich zu den einzelnen Bildern...

Der Autor

Paris / Fairford 1:1. So oder ähnlich freuten wir uns in RAF-Fairford am 16. und 17. Juli. Auf jeden Fall was das Wetter betrifft, denn zum Unterschied zum Gewitter-Display in Le-Bourget (siehe früherer Eintrag) erwischten wir diesmal das heuer bisher schönste - und heißeste - Wochenende in Großbritannien, soll heißen kleine dekorative Wölkchen mit gerader Unterkante und endlos Sonnenlicht. Aber auch sonst war der Kontrast groß, ist doch Paris eine Industriemesse - und in Fairford kehrt man halt immer wieder an die Wurzeln unseres 'Business' zurück. Zwar werden auch dort die 'Hardcore'-Solo-Displays mit viel Vortex und 'turning-and-burning' - verglichen mit 10 Jahren zuvor - immer weniger, aber das hat nichts mit abnehmendem Organisationstalent der Veranstalter (RAF-Benevolent Fund) sondern mit immer mehr abgestellten Typen und immer weniger Neuem zu tun. Ebenso mit dem operationellen Commitment etlicher Länder in deren aktiver Beteiligung am 'War on Terror', wie man mehrmals deutlich und bestimmt über Platzsprecher hören konnte.


Motto für eine Art "Tiger-Meet" im Rahmen von RIAT

Heuriges Motto zum Thema: Aufklärungs- und 'Schnüffel'-Flugzeuge...
A propos ‚hören’: Was war der Platzsprecher für eine Wohltat nach Rainer Pariasek..! Sehr genossen haben wir in Fairford diesbezüglich auch (wieder) das völlige Fehlen irgendwelcher nerviger Musik, für DAS Publikum dort gibt es vor, bei und nach jedem Display genug zu sagen was sich ausschließlich um die gezeigten Geräte dreht... Aber trotz jener meiner subjektiven Gedanken wäre es unfair, würde man das RIAT jetzt andauernd mit der 'Airpower' in Zeltweg vergleichen (es war bloss nur kurz danach). Das eine ist eine (tolle) FlugSHOW UND als Gratis-Happy-und-Thrill-'Event' zur Blutauffrischung für eine ganze Region gedacht (mit Verkehrschaos). Das andere ist fast AUSSCHLIESSLICH ein (Achtung: Unwort !) patriotischer Puristen-Termin wo fast ebenso viele Leute an beiden Tagen sich (ohne Verkehrschaos) brav anstellen und 20 Pfund p.P. NUR für Militärflugzeuge zahlen... No wonder, dass die dann auch keine dröhnenden Bässe aus den Speakern brauchen (die würden nie wieder kommen), Bässe gibts von den Geräten am Himmel eh' genug...
Und die waren wieder vom Feinsten. Auffällig dass die Red-Arrows jetzt immer mehr gemischte Formationen mit thematischer Zuordnung machen. So zur Erinnerung an 60 Jahre Kriegsende mit diesen drei Photo-Recce-Spitfires, zwei Griffon- und eine Merlin-powered (Fünf-Blatt und Vier-Blatt). "Alone and unarmed", so erinnerte der RAF-Platzsprecher mehrmals an die Rolle der hochfliegenden Photoaufklärer über Deutschland...
Bei Sqn. Leader Patounas (No. 1 der ‚Red-Arrows’) flog übrigens der neueste Band der "Harry Potter" Zauberlehrlings-Serie mit, signiert von der Autorin und den 'Reds'. Danach wurde das Buch von der anwesenden jordanischen Königin H.M. Queen Noor (seit König Husseins Tod in der Rolle des Ehrenschutzes) und HRH GenLt. Prinz Feisal bin Hussein ('Jordanian Falcons') signiert. Es wird später im Jahr zu gunsten des RAF-Wohltätigkeitsfonds zur Behindertenhilfe versteigert. Jung-Schauspieler Matthew Lewis (er spielt in Harry Potter die Rolle Neville Longbottoms) signierte auch, er war RAF-Kadett und möchte - neben oder nach der Filmerei - in der RAF 'dienen' (wieder so ein Unwort)...
Ein grosse Auswahl an Surveillance-, SIGINT-, ELINT- und Photoaufklärungsmaschinen (oben rechts z.B. Sensorpod an der 'neuen' NIMROD-Sentinel R1) wurde komplettiert durch diesen 'Saurier', eine (ex-deutsche) RF-4E der 348. 'Matya' (Eyes)-Staffel griechischen Luftwaffe aus Larisa. Netter Tail...
Neben den ständig steigenden Höchstpreisen für obige Aviation-Art mit dem 300. Luftwaffe-Gemälde, ist Fairford auch in den ausgestellten Flugzeugen oft ein Beispiel unverkrampften, britischen Fair-Plays. Die Kombination aus Super-Entendard und AM-39 'Exocet'-Lenkwaffe hat die Briten 1982 auf der 'HMS Sheffield' und der 'Atlantic Conveyor' viele Menschenleben gekostet. "Das hier wäre aber die französische Marine, hat damit nichts zu tun. Losses in the South Atlantic had to be accepted back then...", meinte ein RN-Captain in der VIP dazu zum Autor...

Die vielleicht besten - oder nach meiner Meinung interessantesten - Displays waren heuer Helikopter-Vorführungen von neuen Mustern, oder von solchen die man selten Programm fliegen sieht. Gute Ausbeute für's persönliche Fotoarchiv, irgendwann braucht man das Alles bestimmt...

Wo sieht man schon ein mit Verve geflogenes Chinnok-Display, das ist meist ein Static-Vogel. Promt heimste Flt.Lt. Carl Zarecky von der 18th Sqn. RAF-Odiham das 'Steedman Display Sword' für die beste Einzelvorführung eines britischen Teilnehmers ein.
Auch der Hauptpreis, die traditionelle 'Sir Douglas Bader' Trophy für das beste Einzeldisplay überhaupt, ging an einen Helikopterpiloten, Major Wandent Brawdsen auf einem AH-64D 'Apache' von der holländischen 301. Staffel RNLAF. Genauso wie die 'Friends of RIAT'-Trophy 'As the Crow Flies'. Irgendwer hat hier im Forum mal gemeint, Flares wären nun in England (auch) verboten. Also zumindet Mjr. Brawdsen war jeweils am Scheitelpunkt seiner Vertikalmanöver davon nicht tangiert...
DAS ist ein Kampfhbuschrauber, werte SPÖ! Diese britischen WAH-64D aus den ersten 16 von 67 (!) Maschinen der englischen Heeresflieger aus Middle-Wallop (Rolls Royce RTM-322 Triebwerke, Marconi-Avionics) zeigen allein schon optisch klar den Unterschied zu unseren Blackhawks - die eben KEINE Kampfhubschrauber sind. Rechts zeigt das Detail was dazu fehlt: Das TADS (Target Acquisition Designation Sight) AN/ASQ-170, der PNVS (Pilot Night Vision Sensor) AN/AAQ-11 stammt von Lockheed-Martin. Die turmmontierte TADS-Optronik kommt mit Restlicht-TV daher und kombiniert dazu noch ein Dreifeld-FLIR (Forward-looking infrared) für Such- Erfassungs- und Erkennungszwecke sowie einen Laser-Entfernungsmesser/-Markier von Litton.
Auch das war was Neues, eine recht dynamische Vorführung eines italienischen A-129M 'Mangusta' Kampfhubschraubers. Auch hier der akkustische Hinweis auf 6 Stk. welche im 'War on Terror' mittels AN-124 in den Irak verlegt wurden und sich dort 'magnificent' bewährten...
Auch ein ganz interessanter Drehflügler-Mix: Links der Agusta-Westland EH-101 HC Mk.3 wie er in vier Exemplaren seit Juni in Basra im Irak im Dienst ist. Der Sprecher betonte eine 96%ige Verfügbarkeit in den ersten 30 Tagen und 70% mehr Missionen als geplant. 450 nm Reichweite oder 5 Stunden mit internem Sprit - nicht schlecht. Ca. 5 Mi-8 - so wie jener der Litauischen Luftwaffe rechts - stark ist der neue Merlin HM Mk.1 (EH-101) der britischen Marine. Im Vorbeiflug mit Torpedos und Sonobuys ist auch das mächtige GEC Ferranti 'Blue-Kestrel' 360° Suchradar zu sehen. Italiener, Dänen und Japaner verwenden ebenfalls diesen Typ.
DAS ist ein sogenannter 'Kampfbomber', werte SPÖ! Diese Diktion wird in der tagespolitischen Auseinandersetzung um 18 (!!) Flugzeuge immer wieder hierzulande verwendet - ja mißbraucht. Da fliegen in 44m Länge und (voll) fast 210 Tonnen, 84 (!) konventionelle Bomben oder bis zu 30 (auch nukleare) Cruise-Missiles ab! Dinge die zu verantworten Politiker hier vor Ensetzen zu Staub zerfallen ließe... Beschafft man aber - wie Österreich - diese Dinger um viele Milliarden NICHT (wozu auch), ist die Plattform auch kein 'Kampfbomber', nurwiedermalso... Jedenfalls wieder herzerwärmend laut - und aus Dyess, TX. 'The Bone'...

Aber auch der Vorgänger B-52H schob sich einmal drüber, mit langen schwarzen Fahnen hinter den Doppelengines. Kurz haben wir dabei über die - für uns neuen - Verbrauchswerte unserer drei Hercules gelacht...

Heurige Sieger des 'Best overall Displays' wurden die italienischen Frecce Tricolori - ganz zurecht. Wie immer aber gut das sie am Ende dran waren, nach deren Rauch hat man eigentlich die Kameras einpacken können...

Sieht man auch nicht oft - drei BAE Jet-Streams der Royal Navy in Formation, ein älterer Multi-Engine- und Navigator-Trainer.
Den Herren aus Holland kennen wir seit Zeltweg. War wieder am nähesten zum Publikum. Zweite Foto-Chance, war es in der Steiermark doch deutlich dunstiger - oder dunkel. Gewinner der Solo-Jet Trophy wurde diesmal übrigens die Finnische F-18.
Der stärkste Auftritt - nach der B1-B. Auf jeden Fall aber (logisch) der agilste Jet. Der britische Eurofighter 'Typhoon' wurde heuer erstmals bereits von einem englischen RAF-Staffelpiloten zum Display gebracht. Und das vielleicht anfangs mit ein wenig zu viel Agilität. Am Freitag geriet der Pilot, SqnLdr. Matt Elliot, 'etwas' zu tief und rettete sich - lt. britischen Fotografen - nur mit vollem Nachbrennereinsatz und dank superber Aerodynamik des Eurofighters, 'only feets from disaster !' Trotzdem flog er dann am Samstag und Sonntag wieder - und das tadellos. "Even a monkey can fall from the tree...", meinte er ergrauter Hunter-Pilot dazu am Samstag... Naja, der ist halt in einem Klima der Fairness ohne KRONE aufgewachsen...

Letzter Auftritt der englischen Sea-Harrier Mk.II, sie werden Ende des Jahres abgestellt. Die Navy verliert - bis zur angenommenen Indienststellung des F-35B - dadurch ihre BVR-Fähigkeit in der Flottenverteidigung.

Eine nähere Inspektion der italienischen 'Marina' Harriers ergibt ein unglaublich ramponiertes Aussehen - scusi 'Battle worn'. Entweder geht's auf der 'Guiseppe Garibaldi' sehr rauh zu - oder man lässt alles so wie es passiert. Der 'JSFe' kommt ja eh' bald..
Solides Display eines modernisierten Tornado GR.4 der RAF, solide auch die Erscheinung des BAE-'Storm-Shadow' Abstandwaffen-Flugkörpers, rechts darunter. 28 davon wurden von RAF-Maschinen im Irak abgeworfen - "with stunning success"...

Da ist ja auch schon der ersehnte Nachfolger - für viele Typen. Was meint ihr, werden das nicht langweilige Shows in 15 Jahren? Nur mehr Eurofighter und JSFs, manchmal eine Raptor oder Rafale. Des wars...

UND DAS, liebe Opposition und werte Dichand'sche Psyops-Zelle, DAS ist ein sogenanntes Regierungsflugzeug! Kapazität die direkt dem Staat gehört, meist von der Luftwaffe betrieben wird und - NACH BEDARF - Missionen im Sinne der Republik ausführt, vom Staatsbesuch über Hilfslieferung, Heimholung bis zur Abschiebung. "Hamma net, traut si kana anpacken..." - heisst es dazu - inoffiziell - bei unseren Fliegern. Eine Schande, meine ich (hier wieder), Polen hat Challengers, Slowenien Lear-Jets, Italien A-319s - und unser Hr. Bundespräsident hat einen Aufkleber auf der AUA...!! Zwei gebrauchte A-321, im Rahmen der EADS-Gegengeschäfte, no schlecht ?

Vier rumänische MiG-21 'Lancer' (man beachte den LANTIRN-Pod) waren fast die einzigen Ost-Geräte, ein Manko welches sich in Fairford seit Jahren immer deutlicher bemerkbar macht. Entweder sind jene Geräte (tschechische Su-22 oder ungarische MiG-21) inzwischen verschwunden, oder man hat - bis Russland - kein Geld mehr für solche Teilnahmen. Und wenn man es nicht mal bis Zeltweg schafft, dann wirds in England wohl noch dünner.

Da kann dann auch eine polnische Su-22UM-3 in der Static kein Ost-Gleichgewicht zu vergangenen Jahren herstellen. Noch dazu wenn der 'Tiger-Roar'-Anstrich nur aus der Ferne zu verdauen ist...
Weltrekordversuch in Fairford: Der englische Aerobatics display-pilot Will Curtis setzte in seiner Su-26 des HONDA-Tream-Teams einen neuen Weltrekord, Guiness-Observer waren anwesend. Er flog unter zwölf Bändern hindurch, bisher lag der Rekord bei 10. Jene wurden von - tapferen - Freiwilligen auf Fiberglas-Stangen hochgehalten. Im Anschluss versuchte er, im Rückenflug (!) jene Bänder mit der Seitenflosse zu kappen, schaffte aber nur vier davon. So, nur ein Teil-Weltrekord. Aber impressive, überhaupt wenn der Pilot unablässig über die Platzspeaker ächzt und gurgelt...!
Auch das sind - für uns - Weltrekord-Dimensionen. Ein letzter, legendärer V-Bomber Avro VULCAN, Nr. XH-558, wartet als Vereinsgegenstand einer Fundraising-Relaunch Society in Bruntigthorpe - seit 1993 - auf seinen Erstflug im nächsten Herbst ! Und 'good news', es fehlen nur mehr 150.000 Pfund, Unterhausabgeordnete und der englische Lottery-Fund haben sich dafür eingesetzt und mit einem 1:8 Modell wurde vor dem britischen Parlament FÜR "Vulcan to the Sky" gekämpft. "Wir sind im falschen Film groß geworden..." denkt man unwillkürlich. Umso mehr, als einem der Chef des Projektes erklärt, WENN sie dann mal fliegt, brauche man 800.000 Pfund PRO JAHR damit das so bleibt... Aber, man ist zuversichtlich als Airshow-Magnet über die Saison auch gut gebucht zu werden. Außerdem gibts jede Menge Prominente, welche - völlig unerwartet - für das Projekt öffentlich sammeln. So war in Fairford Bruce Dickinson anwesend, Leadsänger der Hardmetall-Legende "Iron Maiden". Er trat extra eine US-Tour später an um sein öffentliches Gewicht - und sein Geld - für XH-558 in die Waagschale zu werfen. Dickinson - er ist auch kommerzieller Linienpilot - ("Some good sound, my fellow passengers...?") meinte dass für ihn die VULCAN die Re-Inkarnation des Iron-Maiden Songs "The Number of the Beast", bzw. des prämierten Plattencovers wäre...


Nun, mittlerweile wird für das Projekt alles zu Geld gemacht, auch überzählige Teile von XH-558 sowie übrig gebliebene Teile anderer Vulcans. Und das geht weg! 1.000,-- Pfund für einen Pisch-Beutel aus den 60er-Jahren, das ist aber ebenso "Very British" wie wieder mal ein tolles Wochenende auf RAF-Fairford... Es bleibt ein 'Ölbad' - wie für C3PO...