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Journalistentage 2004
Text und Fotos: Martin Rosenkranz

In der Woche vom 1. Juni 2004 bis 4.Juni 2004 veranstalteten die Luftstreitkräfte des österreichischen Bundesheeres die "Journalistentage 2004".
Mit Besuchen bei allen drei Fliegerregimentern und vier Fliegerhorsten (FH Vogler in HÖRSCHING; FH Hinterstoisser in ZELTWEG; FH Fiala-Fernbrugg in AIGEN/E; FH Brumowski in LANGENLEBARN) wurde den Teilnehmern bei Vorträgen des Kommandanten der Luftstreitkräfte, Generalmajor WOLF sowie der Kommandanten der Fliegerregimenter ein umfassendes Bild von Organisation, Personal und Gerät der Luftstreitkräfte vermittelt sowie im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit auch Mitflüge auf militärischen Luftfahrzeugen ermöglicht.

Die meisten der gegebenen Informationen - Standorte, Organisation, Gerät, Stückzahlen, Aufgaben - sind regelmäßigen Besuchern von www.airpower.at wohl bekannt bzw. hier auf www.airpower.at nachzulesen.
Im Rahmen der hier präsentierten Auswahl an Fotos von dieser Woche wird deshalb auf den Stand von laufenden Projekten bzw. etwaige zukünftige Entwicklungen eingegangen.

Saab 105

Das Bundesheer hat aktuell 28 Saab 105 Jets im Bestand. 20 davon bilden die 3.Staffel des Fliegerregiments 3, acht Maschinen sind dem Luftraumüberwachungsgeschwader in Zeltweg bzw. Graz zugeordnet. Zwei der 28 Maschinen werden permanent als VIP-Version, ausgestattet mit vier Sitzen, bereitgehalten.

Die Zukunft der Saab 105 wird sehr stark vom Ergebnis des AEJPT (Advanced European Jet Pilot Training) Programms beeinflusst. Sollte eine gemeinsame europäische Lösung gefunden werden, könnte dies das Ende der Saab 105 als Jettrainer in Österreich bedeuten - ob dann eventuell noch Bedarf für die LRÜ, als VIP bzw. für Stabspiloten gegeben ist, wird dann zu klären sein. Derzeit kann die Saab 105 noch etwa 3 bis 4 Jahre weiter betrieben werden. Falls ein Betrieb für weitere mindestens 10 bis 15 Jahre gewährleistet werden soll, benötigen die Maschinen ein Cockpit-Upgrade sowie die Zustimmung für eine Lebensdauerverlängerung auf 6.000 Stunden von Saab. Alles Entscheidungen die noch gefällt werden müssen und abhängig sind vom AEJPT-Ergebnis. Einstweilen ist ein GPS-Empfänger der Type "Garmin GPSMAP 295" ins Cockpit eingezogen.

Anfang 2005 gehen die ersten vier Saab 105 Piloten zur F-5 Tiger - Typschulung in die Schweiz.

Auch die 105 wird weiterhin im Luftraumüberwachungs-Dienst eingesetzt und konnte sich zuletzt beim Katholikentag Mariazell bewähren, wo mit ihr ein Kleinflugzeug vom gesperrten Luftraum abgedrängt wurde.


Der 30mm ADEN-Kanonenpod für die Saab 105

Die LRÜ-Alarmrotte in Linz

Saab 105 mit Aussenlastträgern

Herkules

Der Betrieb der Herkules-Transportflugzeuge nimmt schön langsam Formen an. Neben Ausbildungsflügen, die z.B. auch schon an Afrika geführt haben, so wie auch Transport von Truppenteilen zu Übungen ins Ausland, sind vor allem die Anschlussversorgung der Bundesheer-Einheiten im Kosovo und am Golan schon Routineaufgaben. All das aber mit tage- bzw. wochenlanger Vorausplanung bzw. zu bekannten und immer wieder gleichen Voraussetzungen und Zielorten.

Für Aufgaben im Rahmen der Krisenreaktion - vor allem wenn sie ausserhalb Europas führen - ist man noch nicht vorbereitet. Einerseits gibt es noch nicht genügend ausgebildete Besatzungen um Rund um die Uhr einsatzbereit zu sein, andererseits sind diverse Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen. So stellt sich z.B. die Frage wohin bei Landeverbot am Zielort und wohin mit dem Personal an einem eventuellen Ausweichflugplatz. Ebenfalls muss vorab geklärt werden wo überall technischer Support bei Defekten erwartet werden kann.

Dass dem Programm Top-Priorität eingeräumt ist, merkt man auch an der Tatsache, dass das Fliegerfernmeldebataillon die technische Möglichkeit geschaffen hat, dass der Kommandant der Luftstreitkräfte, Generalmajor Wolf, die Herkules permanent über den Telefonapparat in seinem Büro erreichen kann bzw. umgekehrt.

2006 sollen Radarwarnempfänger sowie Caff/Flare-Dispenser in die drei Herkules eingerüstet werden, daran anschließend will man die operationelle Einsatzbereitschaft erreichen.

AB-212

Das Bundesheer hat aktuell 23 Agusta Bell AB-212 im Bestand. Zwölf davon bilden die 1.Staffel des Fliegerregiments 3, elf Maschinen die 2.Staffel.
Sollte sich eine günstige Gelegenheit ergeben und eine gut erhaltene Maschine der selben Serie zum Kauf angeboten werden ( so wie bei 5D-HY und 5D-HZ), will man die 2. Staffel wieder auf die volle Stärke von zwölf Maschinen bringen. Weiterhin angepeilt ist ein Upgrade des Cockpits, einen fixen Zeitplan und Finanzmittel gibt es dafür aber offenbar immer noch nicht. Bis dahin hat man ein bisschen Satellitennavigation ins Cockpit gebracht, in dem man "Garmin GPSMAP 295" Empfänger eingebaut hat. Bei geschlossener Wolkendecke sicher ein nützliches Instrument.

Derzeit wird die Möglichkeit geprüft einen weiteren AB-212 in den Kosovo zu verlegen. Eine entsprechende Anfrage von den Deutschen Bundeswehr-Heeresfliegern aus Niederstetten, welche den gemischten Hubschrauberverband in Toplicane führen, liegt vor.

Wie bei allen Hubschrauberstaffeln des Bundesheeres ist auch bei den AB-212 die Personalsituation im Bereich der Hubschrauberpiloten sehr angespannt.
Die Übertragung der Agenden des Flugrettungsdienstes an den ÖAMTC und der damit gestiegene Bedarf an best geschulten Piloten in diesem Bereich hat zu einem Aderlass beim Bundesheer geführt. Und eine Besserung ist nicht abzusehen. Aktuell läuft beim ÖAMTC schon wieder ein Screening und die Abgänge bim ÖAMTC werden wohl auch noch in den nächsten Jahren durch die besten verfügbaren Piloten ersetzt - und die gibt's beim Bundesheer. In einigen Fällen half nicht einmal die Rückzahlungsverpflichtung der fliegerischen Ausbildungskosten, bei Ausscheiden des Militärpiloten vor Ablauf von 8 Jahren ab beendeter Ausbildung. Die größeren Verdienstmöglichkeiten im zivilen Bereich ermöglichen anscheinend die Zahlung dieser Pönale. Nach Ablauf der 8 Jahre gibt es keine Rückzahlungsverpflichtung mehr.

Bleibt nur festzustellen, dass der Bund seine mit hohem Aufwand ausgebildeten Spezialisten offenbar viel zu billig veräußert. Dabei Schmerzen nicht so sehr die Kosten der Ausbildung sondern vor allem auch der zeitliche Aufwand. Immerhin - für einen fertigen AB-212 Einsatzpiloten inkl. IFR-Befähigung sind an die vier Jahre Ausbildungszeit zu veranschlagen - und Zeit kann man nicht "kaufen".

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