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Luftfahrt-Historische Gesellschaft Vyskov
"Tschechische Raritäten - und Mitteleuropa's größter Flugzeugfriedhof"

Ein airpower.at Ausflugstip von Georg Mader


Die Traditionsstätte von LHS-Vyskov, mehrmals im Jahr Ort kleiner Veteranenfeiern zu verschiedenen themenbezogenen Anlässen, auch die "Battle of Britain" wird hier von den noch lebenden Veteranen der tschechischen Staffeln in der RAF begangen.
Foto: Georg Mader
Nicht weit weg vom Wiener Raum, liegt ein Ausflugsziel welches uns "speziell Interessierten" unvermutete und auch - im wahrsten Sinne - vergrabene Schätze bereithält. Fast wie in England, wenn auch bescheidener, ist im Technik-Museum "LHS-Vyskov" jener ‚Spirit' zu spüren den wir kennen und der etwa Jugendliche am Wochenende den ganzen Tag gratis Altmetall abbeizen, Schrauben sortieren, an einer Landeklappe schleifen oder Rasen mähen lässt. Jener Geist der einige Kilometer südlich irgendwie verloren ging - oder ist jener hier nur von Lauterem überlagert, oder war er gar nie da…?

Unumstritten ist jedenfalls, dass nur ca. 20 Autominuten nördlich von Brno (Brünn), die mährische Kleinstadt Vyskov (Wischau) liegt, direkt an der Autobahn von Brno nach Olomouce (Olmütz). Nach Vyskov steigt die Autobahn an und einige Kilometer danach wird jene auf einer Hochfläche zu einer Hilfslandebahn mit mobiler Mittelleitschiene. Diese wurde Anfang der 90er Jahre das letzte Mal von tschechischen Kampfflugzeugen benutzt, durch eine neue Tankstelle rechts in der Mitte ist das heute auch gar nicht mehr möglich. Blickt man jetzt nach links, kann man sofort zwei Hangars und die silbernen Leitwerke von ca. 30 tschechischen Jets russischer Bauart sehen. Das ist das Museum. Es gibt aber in Sichtweite der Sammlung keine Ausfahrt, man muss etwa 4 km weiter nördlich bis zur nächsten Abfahrt (Ivanovice n. Hr.) weiterfahren und dann gleich auf der parallel zur Autobahn führenden Landesstraße wieder retour.

Das Gelände gehört nach wie vor der tschechischen Armee, bei Vyskov ist ein großer ABC-Übungsplatz. Die Leute im Museum sind sehr freundlich, ein paar Brocken Englisch und Deutsch sind möglich, der Eintritt vernachlässigenswert. Tip: Bei Erwähnung von "pan Georg Mader, Vidén" ist vielleicht eine Sonderführung mit Aufsperren mancher Exponate möglich, ich habe dem Museum schon zweimal Fotos und historische Informationen mitgebracht. Linksseitig steht gleich der Museums-Shop-Karten Wagen mit einigen Vitrinen mit Modellen sowie Bausätzen und Bildern zu verkaufen, danach einige Schuppen mit Werkstätten, eine Veranda und eine kleine Traditionsecke mit Fahnen und Denkmal. Geradeaus ist der provisorische Restaurierungs-Hangar, momentan mit einer MiG-15bis in Arbeit - sieht aber noch ‚müde' aus.

Rechts gesehen schließt sich ein großes, betoniertes Gelände an, darauf stehen links je eine MiG-15bis, -17F und -19PF, etwa 10 verschiedene MiG-21 teilw. mit Bewaffnung und Kamera-Behältern, je eine MiG-23BN, -ML und -UM, 5 verschiedene SU-7 darunter ein rarer Zweisitzer, je eine SU-22M-4 und -UM3 sowie - als letzter Neuzugang - die SU-25 "9013" mit der bekannten "Frosch"-Bemalung. Manche von uns haben diese Maschine bis 2001 noch auf vielen Flugshows in und rund um Tschechien fliegen gesehen. Gleich daneben steht eine monströse Tupolev-Aufklärungsdrohne mit Behälter. Rechts gibt es größere Flugzeuge, nämlich zwei IL-14 VIP-Transporter, (eigentlich tschechisch gebaute Avia-14) und zwei sehr seltene Jet-Bomber IL-28, einer davon ebenfalls ein Trainer.

Wenn man dafür ein Gespür hat, wird hier im Museum etwas von dem ehemaligen Potential (allein) der CSSR-Luftwaffe deutlich, Anfang bis Mitte der 80er waren das zusammen über 650 (!) Jets. Diese haben einerseits der eigenen Bevölkerung gigantisches Volksvermögen entzogen, hätten sich andererseits aber keine Minute mit der österreichischen Neutralität aufgehalten. Aus Gesprächen, Karten und Dokumenten im Museum und nach der Wende auf - längst geschlossenen - tschechischen Flugplätzen weiß ich, dass diese Regimenter alle nur gewartet haben, ob wir z.B. einen NATO-Sicherungseinsatz am Brenner selbst "geklärt" hätten. Gut das es nicht so kam, das materiell unerfüllte Wort Neutralität allein, rief aber dort damals nur Gelächter hervor. Doch das wissen selbst österr. Bundespräsidenten genauso wenig wie jene UOs die uns 1981 an der Brucker-Pforte "Zweimann-Kampfdeckungen" mit Tarn-Deckel aus Regenschutz graben ließen, von genau jenen SU-7s, Hinds und MiG-23BN in 10-Minuten Entfernung aber noch nie was gehört hatten...


Blick aus dem Cockpit der Avia (Il-)-14 auf die "Flightline", vorne die SU-25 '9013' "Frosch".
Foto: Georg Mader

"Eskorte" von zwei L-39 eines ehemaligen Pendants zu "Karo-As"...
Foto: Georg Mader

Überblick übers Freigelände, in der Mitte die Sukhoi-Linie, nach links schließen dann die Fahrzeuge an.
Foto: Georg Mader

Nette Modelle-Sammlung aller tschechischen Jets seit 1945 - waren "einige mehr als bei uns"...
Foto: Georg Mader

"Durchblicke" in eine interessante Buntmetallsammlung, vorne rechts MiG-19.
Foto: Georg Mader

Die SU-7 Linie zeigt auch einen sehr raren SU-7UM Zweisitzer, (NATO: "Moujik").
Foto: Georg Mader

Die Tschechen flogen die letzten SU-7 "Fitter" in Namest n. O. bis in die späten 80er Jahre, die SU-22 kamen ab 1984.
Foto: Georg Mader

ECM-RWR-Behälter an der Flügelspitze des Aufklärers MiG-21R, "Fishbed-H".
Foto: Georg Mader

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