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Deutschland vor "Eurofighter Tranche-2" Bestellung

Eurofighter - der Flugbetrieb bei der deutschen Luftwaffe hat Ende April in Laage begonnen.
Fotos: Deutsche Luftwaffe

05. Mai 2004 - Das deutsche Verteidigungsministerium hat sich mit dem Eurofighter-Konsortium, vertreten durch EADS-Managers Aloysius Rauen, auf den Preis für den Tranche 2-Abrufauftrag aus der insgesamt 180 Eurofighter umfassenden Beschaffung für die deutsche Luftwaffe geeinigt.
Am 30. Juni soll der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestags dem 3,4 Mrd. Euro schweren Auftrag zustimmen. Nach Angaben aus Koalitionskreisen konnte die deutsche Bundesregierung mit diesem Preis Einsparungen von etwa 200 Mio. Euro gegenüber den ursprünglichen Preisvorstellungen der Industrie erzielen.

England, Italien und Spanien noch ausständig

Keinen Verhandlungsabschluss konnte das Eurofighter-Konsortium bisher mit den anderen drei Partnerländern erzielen. Der deutsche Vorstoß und die daran angeschlossene Aufforderung an die Partner ebenfalls zum Abschluss zu kommen, darf als Indiz dafür genommen werden, dass die Zeit schön langsam knapp wird.
Laut Angaben, welche die Financial Times Deutschland von der deutschen Luftwaffe bekommen hat, müsste der Vertrag bis spätesten Auguzst unter Dach und Fach sein um einen Produktionsstopp zu vermeiden.
Solch eine Unterbrechung wäre durch Personalprobleme und notwendige Umplanungen nicht nur immens teuer sondern würde eventuell auch den Liefertermin Mai 2007 für die ersten österreichischen Eurofighter in Frage stellen.

Österreichische Opposition tobt

Der Vorsitzende des Rechnungshof-Ausschusses und Grün Abgeordnete Werner Kogler reagierte auf die Meldung über diese anstehende Vertragsunterzeichnung als erstes. Laut eigener Aussage seien "die schlimmsten Befürchtungen bei der überhasteten Vertragsunterzeichnung bestätigt: Deutschland zahlt für den Eurofighter die Hälfte des Preises wie Österreich."
"Die Bundesrepublik Deutschland will die 68 Eurofighter der 2. Tranche um 3,4 Mrd. Euro erwerben. Der einzelne Flieger kommt damit auf 50 Mio. Euro. Österreich zahlt dagegen für den einzelnen Flieger rund 100 Mio. Euro"
Und auch der SPÖ-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter stimmt ins Konzert mit ein und fordert eine sofortige Einberufung einer Sondertagung des Rechnungshofausschusses. "Es käme jetzt entscheidend auf Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler an. Nur Rechnungshofpräsident Franz Fiedler wäre mit seinem umfassenden Hintergrundwissen in der Lage, Ausstiegsszenarios wirklich seriös zu beurteilen."

Die EADS weist diese Eurofighter-Preisspekulationen mit Entschiedenheit zurück. Vertragsinhalte und Vertragsbedingungen in Deutschland und Österreich sind laut EADS-Pressemeldung "nicht direkt vergleichbar".

Von Papieren die keiner liest oder niemand versteht

Nun begibt es sich aber in dieser Bananenrepublik, dass militärisch/wirtschaftlich relevante "Verschlusspapiere" befreundeter Staaten durch die Opposition zu parlamentarischen Verhandlungsgegenständen gemacht werden und in der Parlamentsdirektion "zur Einsichtnahme" aufliegen.
Dieser Sachverhalt ist der "Anfrage 812/J (XXII.GP)" des Abgeordneten Dr.Cap und Genossinnen vom 23.09.2003 zu entnehmen.

Die SPÖ hat den Bericht des deutschen Bundesrechnungshofes sogar kurz auf ihrer Internetseite veröffentlicht - bis diese vom deutschen Bundesrechnungshof aufgefordert wurden ihn umgehend zu entfernen. Seltsam nur, dass sie ihn offenbar selbst nicht gelesen oder vielleicht gar nicht begriffen haben !?
Denn es geht aus diesem Papier eindeutig hervor, dass das deutsche Verteidigungsministerium vertragliche Verpflichtungen in der Höhe von EUR 16,794 Mrd. zuzüglich inflationsabhängiger Preisfortschreibung eingegangen ist. Per Dezember 2002 lag die verpflichtend eingegangene Gesamtsumme bei EUR 19,537 Mrd. wovon bis dahin schon EUR 6,852 Mrd. ausgezahlt waren. Ein weiterer, damals noch nicht vertraglich abgeschlossener Haushaltsmittelbedarf, umfasst die Integration von Bewaffnung, die Anpassung von Rollenequipment, die Beseitigung von Obsoleszenzen und anders in Gesamthöhe von EUR 1,928 Mrd.


Die Gesamtsumme der in Deutschland eingegangenen Zahlungsverpflichtungen im Eurofighter-Programm betrug per Dezember 2002 EUR 19,537 Mrd.
Seither ist, inkl. Bewaffnung (IRIS-T, Meteor, TAURUS, JDAM) und für notwendige Änderungen im Bezug auf die Tranche-2, der Gesamtbetrag auf ca. EUR 23,5 bis 24 Mrd. angewachsen, wovon etwa EUR 7 bis 8 Mrd. bereits bezahlt wurden.

Somit darf davon ausgegangen werden, dass die 180 Eurofighter dem deutschen Verteidigungsministerium in Summe wohl über EUR 24 Mrd. kosten werden - und somit der deutsche Steuerzahler für den einzelnen Flieger wohl etwas mehr "als rund 100 Mio. Euro" bezahlen wird müssen.
Allerdings muss seriöserweise auch hier einschränkend zu bedenken gegeben werden, dass die Austattung mit Zusatzausrüstung der deutschen Eurofighter nicht jener der österreichischen entsprechen muss
So ist z.B. die Anzahl der von Deutschland georderten "DASS"-Selbstschutzsysteme und der "PIRATE"-Infrarotsichtsysteme im Verhältnis zur Stückzahl der Maschinen mit Sicherheit ein anderes als in Österreich. Das schlägt sich natürlich in anderen Stückkosten nieder - womit sich selbst auf dieser Preisbasis keine exakten eins-zu-eins Berechnungen durchführen lassen.

Martin ROSENKRANZ