Übergangslösung: Zwölf Schweizer im "Wetlease"
Erste F-5E "Tiger" schon ab Sommer in Österreich

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Seit heute ist es fix - als Übergangslösung zwischen Draken und Eurofighter werden Schweizer F-5E "Tiger" gemietet.

Leasing von Neuflugzeugen zu teuer

Der Entscheidung war eine lange Periode der Ungewissheit bezüglich der Type und der Kosten dieser Übergangslösung vorangegangen.
Der Draken hätte sich ein "besseres" Ende verdient - allein - es war nicht machbar. Nun landet er früher als geplant zum letzten mal.
Foto: Martin Rosenkranz

Die Northrop F-5E "Tiger" war als all-inclusive-Paket rasch verfügbar.

Da die RUAG neben den Arbeiten an den Schweizer Tigern auch die von der US Navy gekauften Flugzeuge zum Transport vorbereitet, kommen die letzten Tiger erst im ersten Quartal 2005.


Ursprünglich war eine solche schon in der ersten Version der Abfangjäger-Ausschreibung vorgesehen. Doch die Leasingvarianten die damals angefragt wurden (2003-2009 oder 2003-2013) waren teurer als erwartet und hätten dem Vernehmen nach rund eine halbe Milliarde Euro Mehrkosten zuzüglich zum Ankauf verursacht.

Nach Entscheidung für den Eurofighter wurde Kontakt mit den Luftwaffen der vier Betreibernationen aufgenommen um eventuell sechs bis zehn Eurofighter für den Zeitraum 2005-2008 anzumieten. An den Zusagen scheiterte es nicht, jedoch abermals an den Kosten. Auch hier wären deutlich mehr als eine viertel Milliarde Euro rein an Gerätemiete zu veranschlagen gewesen.

Verlängerung des Draken-Wartungsvertrages scheitert an Kosten und Garantien

Zwischenzeitlich tat sich der Spalt zu einer anderen Variante auf. Eine Überprüfung der Saab Draken hatte ergeben, dass die Zellen eventuell bis 2008 verwendbar wären, die "Innereien" des Draken aber schon erheblich angegriffen waren. Doch bei einer Steigerung des Wartungsaufwandes bei gleichzeitiger weiterer Verringerung der Flugstundezahlen ließe eventuell ein Überleben bis 2008 in den Bereich des Möglichen rücken.
Bis 30.Juni 2003 wäre eine Verlängerung des Wartungsvertrages abzuschließen gewesen, doch dazu kam es vorerst nicht.

Mit den "verschnupften" Schweden - sie hatten mit dem Gripen gegen den Eurofighter den kürzeren gezogen - war kein für beide Seiten akzeptables Verhandlungsergebnis zu erzielen.
Die Hauptgründe dafür dürften in den steigenden Kosten bei gleichzeitigem Wegfall sämtlicher Garantien gelegen sein. Immerhin wären die jährlich zu veranschlagenden Kosten für die Draken Ersatzteile im Zeitraum 2004 bis 2008 mit angebotebenen EUR 20 Mio./Jahr um etwa 40% höher gewesen als in den Jahren davor - und das trotz drohendem Stillstand, falls etwas passieren würde.

Schweizer "Tiger" ?!

Mitte Februar 2004 machte auf einmal eine neue Variante Schlagzeilen - Schweizer F-5E als Übergangslösung.
Eine erhebliche Verkleinerung der Schweizer Armee (Anm: Nach Verkleinerung immer noch in doppelt+ Größenordung im Vergleich zum öst.Bundesheer) ermöglicht die rasche Verfügbarkeit u.A. von Schweizer Überschalljets der Type Northrop F-5E "Tiger".

Die Schweizer Behörde armasuisse bietet diese zu Stückkosten von 1 Million Schweizer Franken in flugfähigen Zustand an. Die Flugzeuge benötigen lediglich ein großes Wartungsereignis - wie es bei allen Flugzeugen in regelmäßigen Abständen stattfinden muss - und können danach sofort geflogen werden.
Die niedrigen Kosten ließen diese Variante offenbar sehr schnell ins Zentrum der Überlegungen in Platter's Ministerium rücken. War nur ein Problem zu klären. Die Wartungstechniker der Zeltweger Fliegerwerft und die Logistiker der Luftstreitkräfte sind aus Zeitgründen nicht in der Lage den Draken in der Luft zu halten, nebenbei die Technik und Logistik einer Interimstype komplett zu erlernen um den Betrieb selbst durchführen zu können und darüber hinaus noch die Vorbereitung und Schulungen für den Umstieg auf den Eurofighter zu bewältigen.

"Wetlease"

Die letztendlich gefundene Lösung ist zumindest als "elegant" zu beschreiben. Sie macht auf österreichischer Seite die personellen Kapazitäten im Bereich der Technik und Logistik frei um sich voll auf die kommenden - und schwierigen - Aufgaben zu konzentrieren.
Die aktive Luftraumüberwachung ist gesichert mit einer Flugzeugtype, die noch in mehreren Ländern für längere Zeit in Betrieb steht und keinerlei Problematik mit Wartung und Systemgarantien aufwirft.
Und die Gesamtkosten dafür bewegen sich im Rahmen dessen was bisher für die Draken-Logistik zu veranschlagen war.

Konkret mietet Österreich zwölf Maschinen der Type F-5E "Tiger" der Schweizer Armee für einen Zeitraum von vier Jahren.
Sämtliche Wartungsarbeiten, welche über die unmittelbare Flugvor- und -Nachbereitung hinausgehen, bleiben in Schweizer Händen und werden - wie auch bei den anderen Schweizer "Tigern" - durch das in Emmen ansässige Werk des Technologiekonzerns "RUAG" (ehemals "SF Emmen") durchgeführt.
Gemäß Information des Schweizer VBS (Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) wird der Vertrag Österreich rund 14 Millionen Euro pro Jahr kosten. Von Seiten Österreichs wurde eine absolute Kostenobergrenze von EUR 75 Mio. für vier Jahre gesteckt, wobei diese Summe schon sämtlichen Aufwand sogar bis hin zum Treibstoff enthält.
Der Zulauf der Flugzeuge beginnt schon im Sommer 2004 und wird im Frühjahr 2005 abgeschlossen sein. Parallel dazu ist mit der Ausser-Dienst-Stellung des Saab Draken zu rechnen.

Martin Rosenkranz