"Radarschatten" über israelischen F-16Is...

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IAF Piloten berichten, dass das neueste US-Radar für die F-16 schlechter ist als die Geräte, welche die IAF im Einsatz hat.
Ex-Verteidigungsminister Moshe Arens ist nicht überrascht: "Israelische Radargeräte sind besser und billiger"
Generalmajor Dan Halutz: "Entscheidung für F-16I war und ist richtig"
15.02.2004 - Nach einem Bericht des dieswöchigen, britischen Verteidigungs-Fachmagazins Jane's Defence Weekly, sind die Israelischen Luftstreitkräfte (IAF) "highly dissatisfied" (höchst unzufrieden) mit der Leistung des Bordradars des neuen F-16I "Soufa" Mehrzweckkampfflugzeuges. IAF Piloten hatten nach einer Serie von operationellen Tests im Lockheed Martin Werk in Fort Worth, TX., die Leistungen des Northrop Grumman AN/APG-68(V)9, speziell in der synthetischen Apertur (SAR), kürzlich als "unter den operationellen Standards der IAF" bezeichnet.

Moshe Arens, der frühere Verteidigungsminister Israels, zeigte sich über die Leistungsdefiztite des US-Radars nicht überrascht und betonte, dass ursprünglich geplant war, Radargeräte der israelischen Firma ELTA in die F-16I einzurüsten, ein Gerät welches im direkten Vergleich mit den US-Geräten bessere Leistungen zu geringeren Kosten böte. Die US-Regierung hatte aber 1999 das komplette 4,4 Mrd. $ Geschäft über 102 Maschinen der Type F-16I - in zwei Teillosen - von der Auswahl des US-Radars abhängig gemacht - und dazu einen beträchtlichen Discount geboten.

Ein Sprecher des Herstellers Northrop Grumman nahm in einer Stellungnahme Bezug auf einen SAR-'Summit' im Jänner 2004, wonach alle Parteien "übereingekommen" waren, dass die Radargeräte die spezifizierten Leistungen erreichten und die Entwicklungsphase abgeschlossen wäre. Die erste Maschine soll am 19. Februar in Israel landen und weitere Tests und Evaluierungen im eigenen Umfeld sollen dann in Koordination mit dem Hersteller in-country durchgeführt werden.

Der amtierende Kommandant der IAF, Generalmajor Dan Halutz unterstrich, dass der Ankauf der F-16I damals wie heute die richtige Entscheidung war. Andere Verteidigungs-Offizielle in Israel hinterfragen jedoch weiterhin die damalige Entscheidung, welche einen großen Teil des Foreign Military Finanching (FMF) der USA an Israel im nächsten Jahrzehnt aufbrauchen wird. Ex-Minister Arens - der damals die F-16I unterstützte - meint heute: "Naja, vielleicht waren wir etwas hastig damals. Beobachtet man die heutigen strategischen Veränderungen in der Region, bin ich mir nicht mehr sicher ob wir diesen Deal hätten machen sollen." Und der frühere Planungschef der IAF, BrgGen. Eival Giladi ergänzte bei dieser Gelegenheit: "Heute denke ich nicht, wär hätten 1999 über Kampfflugzeuge entscheiden sollen, die wir 2008 immer noch bekommen. Ich sorge mich nicht um diese momentanen technischen Fähigkeiten, aber ich bin nicht sicher dass das was wir 2008 brauchen werden, diese Flugzeuge sind. Wir hätten für eine kleinere Anzahl weiterer F-15I optieren sollen."

Die Israelische Luftwaffe ist mit derzeit rund 210 F-16's - genannt "Netz" (A/B-Modell) und "Brakeet" (C/D-Modell) - einer der der größten F-16 Nutzer weltweit nach der US Air Force.


Die F-16I absolviert schon seit Monaten Testflüge in Fort Worth...
Foto: Lockheed Martin

...und ab 19. Februar 2004 auch in Israel.
Foto: Lockheed Martin

Der damals für Österreich zuständige Lockheed-Manager A. Bonderud beschwor (auch) die Fähigkeiten des (V)9-Radars, die von ihm im Juni 2002 angebotenen "Selected Briefings" darüber wollte aber niemand in Wien annehmen..."
Fotos: Georg Mader

2002 machten in Österreich Andeutungen die Runde, das Angebot von Lockheed Martin und der USAF an Österreich würde (unter Anderem) aufgrund von nicht erreichten Mindestanforderungen bei der Leistung des F-16 Bordradars ausgeschieden werden. Als Reaktion boten Lockheed Martin/Northrop-Grumman und die USAF dann eben jenes AN/APG-68(V)9 an. Man war jedoch von US-Seite aus "Geheimhaltungsgründen" nicht in der Lage, Leistungsdaten oder Preis der Geräte in einer dem heimischen Wettbewerb entsprechenden Form bereitzustellen. Noch Ende Juni 2002 wunderte man sich in 'Releases' über "Confusing Austrian Specifications" und bot "Classified Briefings" über das APG-68(V)9 an, die davor eben nur Israel gewährt wurden. Die Österreicher lehnten sogenannte "Seitengespräche" jedoch aus Gleichbehandlungsgründen ab.

Das - laut Aussagen der US-Anbieter - vielfach bessere Radargeät APG-68(V)9 wurde Österreich erst zum Kauf angeboten als der F-16 ein Ausscheiden aus dem Bieterkreis drohte. Dem Wettbewerb entsprechende Preis- und Leistungszusagen wurden jedoch keine beigefügt. Mitarbeiter Lockheed-Martin's bezeichneten in der Folge die Österreichischen Leistungsspezifikationen als "verwirrend" und die Bewertungskommission als "unerfahren".

Auf "Ersuchen" des US-Anbieters, der sich - nach Abschluss des österreichischen Wettbewerbes - als "international in seiner Reputation beschädigt" bezeichnete, hatte man in der Administration Min. Scheibners - nach der Entscheidung zu Gunsten des Eurofighters - ein Schreiben aufgesetzt und, mit der Auflage dieses nicht in Österreich zu verwenden, an Lockheed übergeben. Darin wurde festgehalten, dass die F-16 sämtliche Leistungsanforderungen in Österreich erfüllt hatte. Vertreter Lockheed Martin's hatten dieses Schreiben und die für Österreich spezifizierte F-16 Variante in Folge während des Wettbewerbs um die polnische Kampfflugzeug-Ausschreibung (die Lockheed Martin mit der F-16 gewann) als "sehr nützlich" bezeichnet.

Im Lichte dieser jüngsten Erkenntnisse erscheint jene heimische Skepsis bzw. Beharrlichkeit - wohl nicht auf allzu üppigen Erfahrungen bei SAR-Modes beruhend - nicht in jenem Maße unbegründet bzw. anmaßend, als sie es in der zweiten Hälfte 2002 - hier (Rechnungshof) und im Ausland (LM) - bezeichnet wurde.

Gen.Mjr. WOLF dazu im Sommer 2003 zu JDW:

JDW: Die Amerikaner haben doch ihr Erstaunen über das frühere Ausscheiden kundgetan. War letztlich – nach einem Draken - die neu gebaute F-16 Block 52+ mit dem (V)9 Radar zu ‚alt’ für uns oder haben die sich ihr Ausscheiden durch Fehler oder Unterschiede in den Antworten zwischen RFI und RFP selbst zuzuschreiben?

Gen.Mjr. WOLF: Sie haben es sich selbst zuzuschreiben. Schon als wir 1996 in Amerika waren und dort geflogen sind, haben wir immer reinen Wein eingeschenkt und unsere Kernforderungen benannt. Schon zum damaligen Zeitpunkt haben sie uns dort - am Reißbrett und im Simulator - die neueste Version der F-16 gezeigt und gemeint das entspräche unseren Forderungen. Wir haben gesehen, dass das [Block-60] auch in Bezug auf Cockpit, Darstellung und Fusion der Daten dem nahe kam, was wir wollten. Das war vergleichbar mit einer Mirage-2000 und dem Gripen. Diese Message haben sie damals schon bekommen so dass sie Block 52 eigentlich nicht – nicht mehr - anbieten sollten. Wir haben ja in Zeiträumen von 30 – 40 Jahren gedacht.

Die Amerikaner haben aber gepokert und wollten unter anderem über den Preis gewinnen. In anderen Ländern mag das so funktionieren, bei uns gibt es aber die Gleichbehandlung der Bieter. Die Amerikaner haben gedacht sie könnten das mit einem unschlagbaren Preis aushebeln und der Preis war wirklich nicht schlecht. Sie haben bewusst in Kauf genommen, zwei Muss-Kriterien nicht zu erfüllen. Das war ein Fehler, sie wussten das genau. Wir haben es ihnen dann, bei der Konkretisierung der Angebote, nochmals deutlich gemacht, dass alle Mussmerkmale erfüllt werden müssen. Sie haben dann erklärt, dass es als Moving-Map diese am Knie mitgeführte Knee-Map gäbe. Die kann ich als Notlösung in einer F-15 mitführen wo ich viel Platz habe. Das ist aber keine Lösung im Sinne von Daten-Fusion. Es hat einen eigenen Stromanschluss und zeigt eben nur eine Karte.

JDW: Das heißt, das fest in den Cockpitbildschirmen verfügbare Moving-Map hatten wir klar definiert, genauso wie diese ‚ominösen’ 400MHz Radar-Frequenzbandbreite?

Gen.Mjr. WOLF: Aber ja, und man wusste das ganz genau. Vielleicht die Frequenzbandbreite noch nicht seit 1996, aber beim RFI ist sie drin gestanden, das war 2000. Und da haben sie zugesagt das alles zu erfüllen. Dann beim RFP schrieben sie „ja-aber…“. Bei den 400MHz bin ich auch intern oft gefragt worden, ob das wirklich notwendig ist. Da hatten wir Erklärungsbedarf - und wir haben es z.B. zweimal dem Rechnungshof erklärt wofür wir das brauchen. Aber es ist plausibel und ist letztlich akzeptiert worden. Die Amerikaner haben uns die verfügbaren 350MHz blumenreich erklären wollen, wir haben das aber im Hinblick auf die US/NATO-Jammer (Störbehälter) zurückgewiesen. Die umfassen nämlich mehr als 350MHz.

JDW: Aber heute erzielt man Störresistenz eines Radars doch nicht mehr mit frequency-hopping sondern z.B. mit Phasenmodulation.

Gen.Mjr. WOLF: Ja, es gibt verschiedene Methoden, aber letztlich hat der Frequenzbereich große Bedeutung. Wir haben den Amerikanern deutlich gemacht, dass wir die Kriterien erstellen und sie diese erfüllen müssen. Neben ihren real nutzbaren ca. 300 MHz auf der F-16, haben sie AWACS, F-15 und etwa F/A-18, die insgesamt ein störungsresistentes Gesamtsystem ergeben. Wir haben aber nur eine Type, die über die größtmögliche elektronische Standfestigkeit verfügen muss. Ein Land wie Österreich ist grundsätzlich alleine und demnach bestehen können. Das ist mehrfach am Prüfstand gestanden, wie gesagt etwa beim Rechnungshof und auch intern. Außerdem sollte es ja eine Konkurrenzsituation bleiben. Wenn ein Anbieter übrig bleibt, dann kann er uns den Preis diktieren. Es war immer das Bestreben zumindest zwei, besser drei zu haben die konkurrieren. Daher war immer wieder die Frage, brauchen wir das wirklich. Die anderen haben aber dieses Muss-Kriterium erfüllt, daher war das letztlich auszuscheiden.

Interview-Auszug - Georg MADER; aus: http://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID=761

Georg Mader & Martin Rosenkranz