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"Irakische Bodenschätze"
Zuerst begrub Saddam seine Piloten, dann seine Flugzeuge und zuletzt sich selbst.

Einst hatte der Irak die viertgrößten Streitkräfte der Welt - darunter eine Luftwaffe mit fast 1.000 Maschinen.
In diesem Umfeld war es für Saddam Hussein möglich, bunt überladene, schwülstig-patriotische Reden voller Tatsachenverdrehungen zu halten.
Saddam Hussein zum 60. Jahrestag der Irakischen Streitkräfte (Ausschnitte rechts)

Archiv Georg Mader

Präsident Saddam Husseins spricht zur Nationalversammlung über die Iranische Aggression - 1981 (Ausschnitte rechts)

Archiv Georg Mader

"Der Irak verteidigt seine Unabhängigkeit" von Saddam Hussein, 17.09.1980 (Ausschnitte rechts)

Archiv Georg Mader

Nach einer Serie von Niederlagen - die eigentlich schon mit dem erfolglosen Feldzug gegen den Iran begann und im Golfkrieg 1991 ihren Höhepunkt fand, war der Glanz ab. Besonders die stets etwas "intellektuellere" Luftwaffe wurde von Saddam gesäubert. Nach einem fehlgeschlagenen Attentatsversuch vom 30. September 2002 wurde der irakischen Luftwaffe - gänzlich hausgemacht - der wirkliche Todesstoss versetzt.
Ein MiG-23 Pilot von der Al-Bakr Luftwaffenbasis wich während eines Übungseinsatzes mit Bomben von der Flugroute ab und unternahm den Versuch den Maqar al-Thartar Palast zu attackieren, wo sich Saddam Hussein zu dieser Zeit aufhielt. Die Leibgarde verhinderte die Attacke und schoss den Jet mit einer SA-14 MANPADs ab. Der Pilot konnte mit dem Schleudersitz aussteigen und wurde vom Diktator höchstpersönlich verhört. Nur 2 Stunden später landeten Hubschrauber bei der Luftwaffenbasis und riegelten diese ab. Der Attentäter wurde vor seinen Kameraden bei lebendigem Leib verbrannt, danach binnen weniger Tage über 300 Luftwaffen-Offiziere exekutiert.
So gründlich war die Säuberung, dass die irakische Luftwaffe während "Iraqi Freedom" keinen einzigen Einsatz gegen die Luftmittel der US-geführten Koalitionstruppen durchführen konnte.
Umso größer die Überraschung der Koalition als man die Flugzeuge der Irakischen Luftwaffe eingegraben im Wüstensand vorfand. Ob dies gedacht war um die Luftwaffe später wieder neu aufstellen zu können ist unbekannt.

Wie auch immer - man hat nicht nur die Flugzeuge sondern auch den Diktator selbst im Erdboden des Zweistromlandes vorgefunden.

Jedenfalls ist es - im Kontext dieser unserer Thematik - ebenfalls eines der Verbrechen Saddam Husseins, soviel auserlesenes Humanpotential und soviel Volksvermögen wie es eine derart große Luftwaffe darstellt(e) so oft zu schaffen und wieder zu zerstören - um es letztlich am Schrottplatz der Geschichte landen zu lassen. Zwar gab es dieses Phänomen in den großen Diktaturen der Zeitgeschichte schon öfter, nicht aber in dieser besonderen Ausformung von Größenwahn, perfider Brutalität und hemmungsloser Willkür.

Es gab kaum je ein negativeres Zeichen der Anerkennung von "Airpower" als die eigene Luftwaffe einzugraben. Und keine gerechtere Strafe, für jemanden der mit Palästen protzte, selbst mordete, hunderttausende ermorden ließ, als selbst als Flüchtling in einem dreckigen Erdloch zu enden...

Georg Mader & Martin Rosenkranz