"Spiegel"-Story führt erneut zu Eurofighter-Debatte

Der Eurofighter kann natürlich Zusatztanks tragen - darf mangels Zulassung offiziell aber noch nicht.
Fotos: eurofighter.com
Ein Artikel über den Eurofighter im deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erhitzt wieder die Gemüter in der Österreichischen Innenpolitik.

So zeigt der deutsche Bundesrechnungshof (BRH) eine ganze Reihe von Mängeln an den derzeit in Auslieferung befindlichen ersten Exemplaren von insgesamt 180 Eurofightern für die deutsche Luftwaffe auf.

Konkret bemängelt der BRH

Auch eine Betankung in der Luft ist möglich - die Freigabe für die Serie ist nur noch Formalität.
Fotos: eurofighter.com

Kurz und Gut - Futter für die Abfangjäger-Gegner in Österreich.
SPÖ-Klubobmann Josef Cap spricht von einer rücktrittsreifen Regierung und möchte Rechnungshof-Präsident Fiedler beauftragen, Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Vertrag zu prüfen.

SPÖ-Wehrsprecher Anton Gaal ging noch weiter und sprach im Zusammenhang mit dem Eurofighter von "sittenwidrigen Verträgen".
So müsse das Verteidigungsministerium rund 300 Millionen Euro zusätzlich zahlen, weil EADS nicht zeitgerecht liefern könne. Außerdem würde ein sündteueres Flugzeug gekauft, das rund die Hälfe des Jahres gar nicht fliegen darf, denn in Zeltweg gebe es 150 Frostage pro Jahr. Gaal sieht schweren Verstöße gegen die Sorgfaltspflicht und betont, dass alles unternommen werden müsse, um diesen Kauf rückgängig zu machen.

Gut möglich, dass sich die Eurofighter Gegner bald die Narrenkappe aufzusetzen haben.
Denn geht es nach einer Stellungnahme der EADS - mit 46% der größte Teilhaber am Eurofighter Konsortium - geben die Kritikpunkte des BRH die aktuelle Programmlage nicht korrekt wieder.

Luftbetankung mit Zusatztanks
Fotos: eurofighter.com
So ist die Erfüllung der Leistungsanforderungen - insbesondere für die dargestellten Bereiche wie den Winterbetrieb, den Einsatz der Kanone, die Luftbetankung, die Nutzung von Zusatztanks, Raketeneinsatz, Geschwindigkeit und Flughöhe - mit den Eurofighter-Prototypen längst nachgewiesen.
Der Nachweis mit den Serienflugzeugen - notwendig für die vollständige Musterzulassung - ist im vollem Gang. Zahlreiche Punkte sind schon abgearbeitet und liegen zur Bearbeitung bei den zuständigen Stellen der NATO-Agentur NETMA sowie in den Luftwaffen der vier Partnernationen auf - hier ist also nur mehr der Aktenlauf abzuwickeln.

Leistungsnachweise die spezielle (z.B. Umwelt) Bedingungen erfordern - wie beispielsweise der Winterflugbetrieb - sind noch offen. Hier war der Nachweis mit den ersten Serienmaschinen im Frühjahr mangels Wetterlage nicht zu erbringen und man wartet auf die kalte Jahreszeit.
Ebenfalls im vierten Quartal 2003 wird mit Verfügbarkeit des neuen Pilotenanzugs die letzte Höhenbeschränkung aufgehoben.

Die angeblichen Mängel stellen keine technischen Fehler dar, sondern bedürfen eines formalen Nachweises um eine offizielle Musterzulassung zu erhalten. Derzeit existiere eine Musterzulassung mit Einschränkungen.
Die Serienflugzeuge können so schnell und so hoch fliegen wie gefordert nur dürfen sie das derzeit mangels offizieller Abnahme noch nicht.
Die EADS rechnet damit, dass die Flugbeschränkungen nach Durchführung des geplanten Truppenversuchs der Deutschen Luftwaffe zu Beginn des nächsten Jahres nicht mehr gelten.

Der Löwenanteil der Zulassungsflüge wird mit den Instrumented Production Aircraft's (IPA) absolviert, für einen Teil der Flüge wird man sich ausgelieferte Serienmaschinen von den Luftwaffen borgen.

Die Auslieferung der Maschinen an die vier Luftstreitkräfte ist in vollem Gange, mehr als 115 Maschinen befinden sich in der Fertigung, darunter auch die ersten Einsitzer für die Deutsche Luftwaffe, die mit der Flugausbildung ihrer ersten Fluglehrer begonnen hat.


Sobald es kalt genug ist wird der Nachweis der Wintertauglichkeit der Serienflugzeuge erbracht
und die Sager von Gaal und Cap werden nur noch fürs politische Kabarett gut sein.
Foto: eurofighter.com

Martin Rosenkranz