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Rückflug nach Ascension

Das letzte Rendezvous vor der Küste Brasilien
Während man sich auf den Weg macht, gibt die Bombercrew über Funk das Codewort "Superzündung" durch, das Signal für die erfolgreiche Durchführung des Angriffes. Es ist auch das erlösende Signal für den auf dem Rückweg befindlichen Victor-Tanker, der nun die eingehaltene Funkstille brechen und Wideawake um Hilfe kontaktiert. Die letzte Victor hat etwa 5t Sprit zuwenig an Bord und wird ohne Luftbetankung über 600km südlich von Ascension ins Meer fallen. Doch von Wideawake steigt sofort Hilfe auf, um den heimkehrenden Tanker den notwendigen Sprit zu bringen. Und auch die Victor mit dem kleinen Treibstoffleck, die nach 3.060km den Rückflug angetreten hatte, kann durch eine andere aufgestiegene Victor erfolgreich aufgefüllt werden.

Vier Stunden nach dem Angriff erreicht der Bomber den letzten Betankungspunkt. Die Flugplanung funktioniert hervorragend und das Treffen findet zur rechten Zeit am rechten Ort statt. Doch wieder gibt es ein kleines Problem.
Flt.Lt. W F Martin Withers, DFC
Foto: UK MoD
Die Betankungssonde und der Korb am Ende des Tankschlauches bekommen zwar Kontakt, dichten aber nicht ab. Ein kleiner Teil des Treibstoffes fliest auch über die Cockpithaube des Bombers. Würde man den Kontakt unterbrechen wäre es möglich, dass er aufgrund eines Defektes nicht mehr herstellbar ist. Also hält man unter schwierigen Umständen den Kotakt zum Tanker aufrecht und setzte die Betankung fort, mit jeder Minute fließt eine weitere Tonne Sprit in die Tanks des Bombers. Einzig der Navigator, der auf der Leiter zwischen den Pilotensitzen steht, kann durch einen kleinen freien Teil am oberen Rand der Windschutzscheibe den Tanker sehen und den Bomberpiloten mündlich über die relative Position zum Tanker informieren. Das Manöver klappt, die beiden Flugzeuge setzten den Weg nach Ascension fort und landen weitere vier Stunden später wieder in Wideawake.

Der Flug der Vulcan hatte genau 15 Stunden und 45 Minuten gedauert und das Flugzeug hatte eine Wegstrecke von an die 13.000km zurückgelegt. Elf Victor-Tankers nahmen am Hinflug und fünf am Rückflug des Verbandes Teil. Insgesamt wurden 18 erfolgreiche Luftbetankungen in dieser Nacht durchgeführt und auf diese Art über 225t Treibstoff transferiert. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Black Buck-Einsätze die längsten Missionen in der Geschichte der militärischen Luftfahrt. Ein Rekord der erst vom US Strategic Air Command im Zuge von "Desert Storm" im Jahr 1991 gebrochen wurde.

Nach dem Krieg wurde der Pilot des Bombers, Flt.Lt. W F Martin Withers, in Anerkennung seiner Führungsqualitäten mit dem Kriegsverdienstkreuz für Flieger ( Distinguished Flying Cross) ausgezeichnet. Squadron Leader Bob Tuxford, Pilot des Tankers, der 650km vor Port Stanley dem Bomber den notwendigen Treibstoff gab ohne auf den Eigenbedarf Rücksicht zu nehmen, wurde in Anerkennung seiner Tat mit dem RAF-Verdienstkreuz ausgezeichnet.

Die Auswirkungen des Angriffs

Bild: UK MoD
Wie zu erwarten, war der durch den Angriff entstandene physische Schaden eher gering. Zwar hatte eine Bombe die Landebahn genau in der Mitte getroffen und eine weitere den Rand. Beide hatten die Betondecke durchstoßen und große Auswürfe verursacht - doch diese Schäden an der Startbahn waren schnell zu reparieren. Eine weitere Bombe hatte einen Hangar und ein daneben stehendes Pucara-Flugzeug beschädigt. Auch der Kontrollturm des Flugplatzes war durch einen Nahtreffer in Mitleidenschaft gezogen. Die Bombe hatte sämtliche Fenster des Gebäudes davon geblasen, drei argentinische Soldaten getötet und mehrere verletzt. Ein Ergebnis, welches im Vergleich mit dem dafür betrieben Aufwand völlig unverhältnismäßig war.

Wesentlich schwerer wogen da schon die Auswirkungen auf die Moral beider Seiten. Good old England hatte eine unmissverständliche Nachricht abgeliefert, die Zeit der Verhandelns verstrichen und die Rückeroberung im Gange - und die Message lautete "Ihr seid in Reichweite!". Die psychologische Auswirkung des Angriffes war daher von erheblich größerer Bedeutung. Sichtbar wurde das an der Reaktion des argentinischen Oberkommandos. In vollkommener Überschätzung der englischen Möglichkeiten, sah man Gefahren durch die englischen Bomber für das Argentinische Festland heraufziehen. Immerhin könnten die Bomber, welche die Falklands erreichten, um einiges leichter auch den Norden Argentiniens ins Visier nehmen - vielleicht sogar mit Atombomben. Genau so überzogen, wie der Aufwand den es bedurfte um 21 Bomben 6.250km weit zu fliegen, war jetzt auch die strategische Entscheidung der argentinischen Führung.

XM607, der Vulcan-Bomber der die Black Buck 1 Mission ausführte, steht heute in Waddington als Gate Guard.
Foto: RAF
Am Tag nach dem Vulcan-Angriff wurde die Grupo 8 der Fuerza Aérea Argentina mit ihren 17 Mirage III Jägern verlegt. Hatte man vorher von Rio Gallegos im Süden Argentiniens aus - mit zwei 1.700 Liter Außentanks - noch den Luftraum um die Falklands erreichen können, verschob man nun die einzige spezialisierte Abfangstaffel Argentiniens nach Comodoro Rivadavia fast 700km weiter Nördlich am Festland. Die Entfernung zu den Malvinas wuchs von vorher 700km auf 900km - die Zeitspanne, die man im Luftraum um die Falklands verbringen konnte, schrumpfte erheblich.

Zudem hatte sich bei Luftgefechten am 1.Mai zwischen Mirage III bewaffnet mit R.530 und R.550 "Magic" IR-Luft/Luft Raketen und britischen Sea Harrier mit AIM-9L "Sidewinder" gezeigt, dass dem französischen Jäger, die von argentinischer Seite erwartete, Überlegenheit im Luftkampf versagt blieb. Die großen Tanks nahmen den Mirage's die Wendigkeit und die große Distanz zu den Falklands und der dadurch entstehende Treibstoffmangel, verboten es auf die niedrigeren Flughöhen der Sea Harrier zu sinken. Während der Sea Harrier niedrig und wendig und ausgerüstet mit den besseren Luft/Luft Raketen sehr schnell gute Aufschaltungen auf die Triebwerke der Mirages und Daggers bekam, gelang das umgekehrt nicht sehr gut. Nur kurz war die Zeitspanne in der die Mirage einen Sea Harrier im Erfassungsbereich des Raketen-Suchkopfes halten konnte, und die seitlich am Rumpf und unter den Flügeln positionierten Triebwerksauslässe der Sea Harrier, boten kaum ein gutes Ziel für die Hitzesuchköpfe der "Magic". Die hervorragend trainierten Piloten in den Sea Harriern handhabten die Stärken und Schwächen ihrer Maschinen hervorragend, eine schlechte Luftkampftaktik der Argentinier tat ihr übriges.

Mit der Niederlage in den ersten Luftkämpfen und dem Eindruck des Bombenangriffes auf Post Stanley im Gedächtnis entschied man sich für die Verlegung des Verbandes. Gleich in der ersten Phase des Krieges hatte Argentinien die Luftherrschaft über die Insel vor der Haustür verloren und das war eine der Grundvoraussetzungen zum Start eines erfolgversprechenden Landemanövers der Briten auf den Falklands.

Martin Rosenkranz

Black Buck 2 - 7

Black Buck 2 fand in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai 1982 statt und hatte nochmals den Runway von Port Stanley zum Ziel. Doch die Bomben verfehlten ihr Ziel.

Black Buck 3 blieb aufgrund von Problemen bei der Luftbetankung erfolglos. Ein Defekt eines Victor Tankers erzwang den Abbruch.

Mit Black Buck 4 änderte sich die Bewaffnung der Bomber und die Ziele der Missionen erheblich. Schon seit längerem waren Vorbereitungen gelaufen, um Anti-Radar-Raketen verschießen zu können. Dafür waren zwei Vulcans adaptiert worden um von den USA zur Verfügung gestellte AGM-45 "Shrike" Raketen tragen zu können. Primärziele waren ein AN/TPS-43F 3D-Radar sowie ein AN/TPS-44 Alert II Radargerät mit dem die Argentinier von Port Stanley aus die Britischen Flugbewegungen überwachen konnten. Ausgerüstet mit zwei entsprechend programmierten AGM-45 wurde am 28. Mai die erste Anti-Radar-Mission gestartet. Doch wieder machten Luftbetankungsprobleme der Sache einen Strich durch die Rechnung und der Einsatz musste abgebrochen werden.

Black Buck 5 fand am 30. Mai/31. Mai 1982 statt und war der 2. Versuch mit den "Shrike" Raketen. Über den Falklands entbrannte ein "Katz und Maus" Spiel zwischen der Radarcrew und der Besatzung des Vulcan-Bombers. 40 Minuten kreiste die Vulcan um Port Stanley bevor die Radarstation lokalisiert und die beiden Raketen abgefeuert werden konnten. Eine Rakete schlug etwa 10m neben der Anlage ein und verursachte geringe Schäden. Die Radarcrews schalteten daraufhin ihr Geräte ab. Die Sendepause wurde durch einen Sea Harrier, für einem Angriff auf Port Stanley ohne Flugabwehr, genutzt.

Ausschnitte von brasilianischen Zeitungsberichten zur
Vulcan-Landung in Rio am 3. Juni 1982.

Black Buck 6 fand am 2./3. Juni 1982 statt und war neuerlich ein Angriff mit "Shrike" Raketen. Diesmal wurden 4 Raketen mitgeführt. 2 wurden programmiert auf die Frequenzen des AN/TPS-43F und zwei zur Bekämpfung der Sky Guard/Super Oerlikon Radargeräte, die den Harriern das Leben schwer machten.
Der Pilot der Vulcan entschied sich seine Flughöhe in den Schussbereich der 35mm Oerlikon Kanonen zu senken. Das Risiko lohnte sich als eine Sky Guard-Crew eine Aufschaltung auf die Vulcan vornahm um die notwendige Lenkung für die Geschütze zu ermöglichen. 2 "Shrike's" wurden abgeschossen, wovon eine die Sky Guard traf und dabei 4 Argentinische Soldaten tötete. Anschließende Versuche auch noch das TPS 43 zur Aufschaltung zu bewegen, blieben erfolglos und die Vulcan machte sich auf den Rückweg zu ihrer letzten Luftbetankung.
Doch während dem Rendezvous mit dem Tanker vor der brasilianischen Küste, brach die Luftbetankungssonde der Vulcan ab - ein Rückflug nach Ascension wurde unmöglich.
Der eigentliche Auftrag der Crew für so einen Fall, war eine Wasserung des Flugzeuges. Die Crew wollte dieses Risiko aber nicht eingehen und entschied sich eine Landung in Rio de Janeiro zu versuchen. Die erforderliche Spritmenge für diesen Flug ließ dieses Vorhaben aber äußerst ungewiss erscheinen. XM597 stieg auf 43.000ft und versuchte, ein möglichst optimale Geschwindigkeit zur Maximierung der Reichweite, zu fliegen.
Noch bevor der Brasilianische Luftraum erreichte wurde die Einrichtung zum Abwurf der beiden verbliebenen Shrike-Raketen betätigt. Doch auch hier versagte die Technik, eine Rakete blieb auf ihrer Abschussvorrichtung hängen. Eine weitere Maßnahme, um den brasilianischen Behörden kein sensitives Material in die Hände zu geben, war der Abwurf von Flugplänen, Geheimdokumenten sowie Filmen durch die Einstiegsluke. Da die Flughöhe mangels Treibstoff nicht verringert werden konnte, musste die Crew für den Abwurf Sauerstoffmasken tragen und den Kabinendruck ablassen. Während die Flughöhe langsam auf 20.000ft gesenkt wurde, bekam die Vulcan Besuch von einer Rotte brasilianischer F-5 Abfangjäger. Auch die Kontaktaufnahme mit Rio machte Probleme. Die Crew erklärte eine Notfall und erbat Landegenehmigung am Galeao International Airport. Doch die Piloten, durch die Sauerstoffmasken mit verzerrter Stimme, wurden durch die nur schlecht englisch sprechenden Operator's in Rio nicht verstanden.
Wertvolle Zeit verging ehe Rio einen englischsprachigen Operator' ans Funkgerät brachte.
Die brasilianischen Behörden machten der Crew klar, dass eine Landung nur gestattet würde, wenn es keine andere Möglichkeit für die Vulcan mehr gäbe. Es gab keine, denn inzwischen hatte die Victor nur mehr ein paar tausend Pfund Treibstoff in den Tanks - nicht mal genug, um noch einen normalen Landeanflug durchführen zu können.
Ganze 10km vor der Landebahn war der Bomber immer noch in über 6km Höhe (20.000ft). Mit ausgefahrenen Luftbremsen drückte der Pilot die Vulcan in eine steile Abwärtsspirale bis knapp über den Boden. Angekommen auf einer Höhe von 245m und noch knapp 2,5km vor der Landebahn, hatte der Bomber aber immer noch eine, mit über 480km/h, viel zu hohe Geschwindigkeit für die Landung.
Ohne Schub zu geben drückte der Pilot die Victor in einen hohen Anstellwinkel um mehr aerodynamische Bremswirkung zu erzielen. 1.200m vor der Piste erreichte die Victor schließlich die Sollwerte für eine sichere Landung - 60m Höhe und 250km/h - eine unglaubliche fliegerische Leistung. Mit weniger als 500kg Treibstoff rollte XM597 in Rio aus.
Die Vulcan Crew und ihr Flugzeug wurde bis zum 10. Juni in Brasilien interniert bevor der Rückflug nach England genehmigt wurde - doch die Shrike-Rakete behielten die Brasilianer.

Black Buck 7 war der letzte Vulcan Einsatz. Mit, in der Luft zündenden 454kg Bomben, wurden am 12. Juni Stellungen der Argentinier nahe Port Stanley bombardiert.


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Letzte Aktualisierung: 08.03.2002