Friedenssicherung und Friedensschaffung

Wird "Airpower" richtig angewandt können Streitkräfte am Boden kaum mehr zu Wirkung kommen. Werden sämtliche Bewegungen unterbunden und die gesamte Kommunikation gestört kann nicht mehr agiert und nur sehr begrenzt reagiert werden. Mit Luftmachtmitteln wurde der Irak de facto "entwaffnet" bevor die Streitkräfte der Koalition nach Kuwait vordrangen.
Die Mitgliedsländer der europäischen Union sind für kriegerische Auseinandersetzungen recht gut gerüstet, wenn auch eher nur am Boden. Ob Europa aber politisch fähig wäre, so einen Konflikt in Folge eines grossen Engagements durchzustehen muss schwer bezweifelt werden. Am ehesten noch könnte man Frankreich und England zutrauen, dass sie mit den Verlusten eines Bodenkrieges umgehen könnten, aber selbst dort nur wenn diese gering ausfallen und nur Einheiten mit Berufssoldaten betrifft. Den meisten anderen Nationen ist das im Lichte des heutigen Zeitgeistes, des "nicht-betroffen seins" eigener Bürger und einer EU-weiten "Fun- und Event"-Gesellschaft nicht zuzutrauen. Und so wäre es politischer Selbstmord der Entscheidungsträger, wenn gefüllte Bodybags die Konsequenz einer Entscheidung wären, einen Konflikt fernab auszutragen, obwohl sich die EU-Bürger persönlich nicht bedroht fühlen.

500 Jahre vor Christus schrieb Sun-tzu in seiner "Art of War":


Schnelligkeit ist die Seele des Krieges, nimm deine Chance wahr, ehe der Gegner bereit ist.
Benütze Wege, die er nicht erwartet, nicht beschreiten kann!

Aus diesen Sätzen, die Sun-tzu vor 2.500 Jahren schrieb, und den faktischen Einschränkung der westlichen Demokratie nur einen "verlustlosen" Krieg politisch durchstehen zu können, leitet sich heute direkt die Bedeutung von "Airpower" ab.
Die letzten größeren Aktionen zur Wiederherstellung des Friedens bzw. der Menschenrechte - der Golfkrieg II (Desert Storm), Bosnien 1995 und der Luftkrieg gegen Jugoslawien (Allied Force) - wurden primär mit "Luftmacht" unter starker US-Beteiligung, letzterer sogar ausschließlich damit ausgetragen. Kurz auf den Punkt gebracht, EU-Europa ist nicht fähig eigenständig einen reinen Luftkrieg erfolgreich zu führen, wichtige "Force Multiplier" sind nur rudimentär vorhanden, "Spezialisten" im Verbund fehlen zum Teil vollständig.

Der letzte große Krieg gegen einen Aggressor der sowohl in der Luft als auch am Boden geführt wurde war der Krieg um die Befreiung Kuwaits. Dem Bodenkrieg der etwa eine Woche dauerte, ging ein Luftkrieg mit der Dauer von etwa einem Monat voran. Über 2.600 Militärluftfahrzeuge aller Typen wurden am Golf versammelt, 80% davon, darunter nahezu alle Schlüsselkapazitäten, aus den Beständen der USA. General Norman Schwarzkopf, Oberkommandierender der alliierten Streitkräfte, wurde von seinem Luftstab versprochen, dass die Effektivität der irakischen Truppen auf 50% mit reinen Luftmachtmitteln reduziert werden könne wenn dem Bodenkrieg eine 30tägige Luftkampagne voraus gehen würde. Nach einem Monat Bombardement existierte das irakische Luftabwehrsystem de facto nicht mehr, alle Nachschubwege waren unterbrochen, die Verbindung zu den Stäben zerstört, die Kampfmoral der Iraker nicht mehr vorhanden, der Boden war bereitet für einen nahezu verlustlosen Krieg wie ihn die Europäer vielleicht führen könnten.

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Letzte Aktualisierung: 18.11.2000